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Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Titel: Der schottische Seelengefährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Wyler
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aufnehmen.
    Wie sah Marys Leben eigentlich aus? fragte er sich plötzlich. Bisher war hauptsächlich über ihre Mutter und deren Schicksal gesprochen worden, Marys war bisher im Hintergrund geblieben. War sie vielleicht schon jemandem versprochen? Dass sie unverheiratet war, hatte sie ihm schon bestätigt, aber vielleicht gab es ja jemanden, den sie schmerzlich vermisste? Dieser Gedanken behagte ihm gar nicht, obwohl seine Heiratsabsicht eine reine Vernunftentscheidung hinsichtlich ihrer Sicherheit war, versuchte er sich wenigstens selber einzureden. Entschlossen schüttelte er die unangenehmen Gedanken beiseite und machte sich auf den Weg nach unten. Morgen würde er zu ihr gehen, er brauchte mehr Informationen, um seine Pläne weiter auszuarbeiten. Leichten Schrittes ging er die Treppen hinunter. Egal, wie kompliziert das alles werden würde, seine depressiven Gedanken waren neuer Energie und Vorfreude gewichen auf das, was vor ihm lag.
    Mary saß auf ihrer mittlerweile zum Lieblingsplatz erkorenen breiten Bank am Fenster in ihrer Kammer. Zwecks Polsterung hatte sie eine Decke mehrfach gefaltet, so dass sie warm und weich saß, und den herrlichen Blick nach draußen genießen konnte. Je nach Stimmung blickte sie entweder auf die sanft geschwungenen grünen Hügel oder aufs stürmische Meer hinaus. Gerade jetzt schaute sie über die beruhigende Landschaft landeinwärts und hörte nur schwach das Tosen des Meeres unter sich an den Felsenklippen. Die Aussicht war wirklich ein Traum. Als ob ein Maler seine komplette grüne Farbpalette mit allen Mischkombinationen ausprobiert und die Wiesen und Hügel angemalt hatte. So kitschig wie eine retuschierte Postkarte, aber dennoch real.
    Sie lechzte nach ihrer Schokoladendosis, am Besten in Kombination mit einem Latte Macciato. Sie träumte schon von einer langen Theke mit ihren liebsten Schokoladensorten, unterbrochen von kleinen Espressi zum nachspülen. Irgendwie war es noch immer unfassbar, in welchen Schlamassel der letzte Wunsch ihrer Mutter sie gebracht hatte. Ob Mom damit gerechnet hatte? Sicherlich, dachte Mary resigniert, sie wird sich gedacht haben, wenn sie, Megan, es geschafft hatte sich ein einem anderen Jahrhundert zurechtzufinden, dann könnte Mary es auch. Zumal der Preis - einen perfekten Lebensgefährten - wohl Belohnung genug wäre. Sie sah ihre Mutter wieder vor sich, wie sie ihr wieder einmal zu verstehen gab, wie wichtig eine Ehe mit dem richtigen Partner sei. Nun konnte Mary nachvollziehen, warum ihre Mutter immer so altmodische Ansichten vertreten hatte.
    Ach Mom, warum hast du mir denn nicht früher etwas davon erzählt? Wahrscheinlich weil ich dich dann für verrückt gehalten hätte beantwortete Mary sich selbst die Frage.
    Mary sinniert, das 13. Jahrhundert. Was wusste sie eigentlich darüber aus ihren Büchern? Es war die Zeit vor der Stewart-Dynastie, die erst im späten 14. Jahrhundert begann und 1542 mit dem Tod von James V. nach der vernichteten Schlacht von Solway endete. Zur Zeit müsste Alexander III. als Zwölfjähriger auf dem Thron sitzen, zusammen mit seiner Frau Margarete, der Tochter des englischen Königs Heinrich III. Eine vergleichsweise ruhige Zeit, dachte Mary, wenn man an die Unruhe der kommenden Jahrhunderte dachte. Zwar sind die Norweger, vor allem König Haakon IV. sehr angriffslustig, aber alles in gewissen Grenzen. Außerdem waren sie hier weit weg von Edinburgh und seinen politischen Ränkespielen.
    Nachdenklich drehte Mary wieder am Siegelring. Mairi hatte ihr erzählt, dass es der Clanring der McKinnons, also von Megans Vater war. Dieser hatte ihn Megan am Vortag ihrer Hochzeit zum Reinigen gegeben. Megan hatte ihn als Andenken mitgenommen, sich passend ändern lassen und bis zu ihrem Tod nicht mehr abgenommen. Wut stieg wieder in ihr auf, wenn sie an das Verschachern der Frauen in diesem Zeitalter dachte. Natürlich hatte siegenug darüber während ihres Studiums gelesen, aber persönlich betroffen zu sein lies alles in einem ganz andern Licht erscheinen.
Nach einer weiteren Nacht mit wenig Schlaf und viel Grübeln war Mary zu dem Entschluss gekommen, dass Beste aus ihrer Situation zu machen. Wer bekam schon die Möglichkeit, Geschichte hautnah mitzuerleben? Nichtsdestotrotz arbeitete sie an einer Möglichkeit, in ihr altes Leben zurück zu kehren. Sie hatte da auch schon eine Idee, die sie noch genauer überprüfen musste. Es hing alles mit den alten keltischen Feiertagen zusammen, denen man von jeher besondere Macht

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