Der schottische Verfuehrer
unter keinen Umständen mit ihr über Wallace redet, besonders nicht darüber, wo er sich aufhält.“
Seathan knallte den Becher auf den Tisch. Der Wein schwappte über und bildete eine rote Pfütze. „Oder über irgendetwas anderes, was die Rebellen unternehmen.“
„Was hat sie denn sonst noch über Wallace und seine Leute erfahren?“, fragte Alexander.
„Und warum hat sie uns nichts davon erzählt, als wir sie befragt haben? Bei Gott, ich werde es herausfinden!“ Seathan schritt zur Tür. „Ihr könnt euch sicher sein, noch einmal wird sie mir nicht etwas verschweigen.“
„Halt!“ Duncan sprang auf, um ihn aufzuhalten. Seine Beine knickten ein, und er fiel zu Boden. Er rang den Schmerz nieder und setzte sich mit der Hilfe seines Bruders aufs Bett, wo er sich aufstützte und zu Seathan hochsah. „Ich werde am Morgen mit ihr sprechen.“
„Nein“, antwortete Seathan. „Die Zeit des Zögerns und des Verständnisses ist jetzt endgültig vorbei. Bei ihrer Verbindung zu Frasyer hat sie ihm vielleicht schon manches mitgeteilt, das der Sache der Aufständischen gefährlich werden kann, daher müssen wir so schnell wie möglich erfahren, was sie weiß, um es Wallace mitzuteilen.“
Alexander gesellte sich zu ihm. „Ich gehe mit dir.“
„Dann sollten wir alle gemeinsam mit ihr reden“, meinte Duncan, auch wenn ihm bewusst war, wie einschüchternd sie zu dritt auf Isabel wirken würden. Er musste einfach wissen, was sie besprachen. „Natürlich muss sie uns Rede und Antwort stehen. Aber wenn Frasyer Wallaces Aufenthalt kennt, warum hat er ihn noch nicht angegriffen?“
„Du nimmst sie in Schutz?“, fragte Seathan herausfordernd. „Nein. Wir sollten nur alles sorgfältig abwägen.“ Duncan machte eine Pause. „Sie hat sich die ganze Zeit um mich gekümmert, und darum hat sie seit unserer Ankunft nur wenig geschlafen. Glaubt ihr, wir erfahren von ihr mehr, wenn sie so erschöpft ist, als wenn wir ihr zunächst ein wenig Erholung gestatten?“ „Erschöpft wird sie uns weniger Widerstand leisten“, meinte Alexander knapp.
„Sie hat mein Leben gerettet. Das kann ich ihr nicht vergessen“, entgegnete Duncan. „Und außerdem: Meint ihr wirklich, es kommt auf ein paar Stunden an?“
Die Spannung zwischen ihnen war mit den Händen zu greifen. Seathan zögerte noch einen Augenblick, dann entschied er: „Im Morgengrauen, nicht später.“
Alexander atmete langsam aus und entspannte sich. „Auch wenn ich sie möglichst schnell zur Rede stellen will, respektiere ich deine Entscheidung. Aber nur, weil sie noch rechtzeitig hier eingetroffen ist, um Duncan zu retten.“
Duncan nickte dankbar. Isabel war damit nicht freigesprochen, aber das wollte er ja gar nicht. Schließlich war dieses Durcheinander erst entstanden, weil sie so halsstarrig war, ihm nicht zu vertrauen. Jetzt musste sie eben die Konsequenzen tragen. Aber deswegen würde er seinen Brüdern noch lange nicht gestatten, sie unter Druck zu setzen, während er nicht dabei war. Und egal ob es der einzige Grund für seinen Wunsch war oder nicht, so musste er Isabel schon deswegen beistehen, weil er Symon versprochen hatte, für ihre Sicherheit zu sorgen.
„Ruh dich jetzt aus“, sagte Seathan. „Du bist erst seit Kurzem wieder bei Bewusstsein und hast Fieber.“
„Und weil du nicht still liegen geblieben bist, ist deine Wunde wieder aufgebrochen“, fügte Alexander tadelnd hinzu.
Duncan sah an sich herab. Auf dem Verband waren Blutflecken. Er musste vorsichtiger sein, aber es gab noch etwas, was ihn bedrückte, seit er Isabel aus der Zelle befreit hatte.
„Glaubt ihr, Isabel ist eine Spionin? Dass Frasyer mir eine Falle gestellt hat, indem er sie ins Verlies gesperrt hat?“ Noch ehe einer seiner Brüder antworten konnte, fuhr er fort: „Am liebsten wäre es mir, wenn diese Zweifel nur meine Hirngespinste wären und sie uns niemals hintergehen würde. Und ich habe es euch ja schon erklärt: Seit ich sie befreit habe, hat alles, was sie getan und gesagt hat, gewirkt, als wäre sie aufrichtig besorgt um mich. Aber wegen unserer Vorgeschichte bin ich mir nicht sicher.“ „Irgendetwas stimmt tatsächlich nicht“, pflichtete ihm Seathan bei. „Nur was, das ist die Frage.“
Alexander nickte. „Das frage ich mich auch.“
An der Tür erklang ein leises Klopfen. „Herein!“
Die Tür öffnete sich, und eine hochschwangere Frau trat ein. Ihr elfenbeinfarbenes Gesicht wurde umrahmt von einer Kaskade kastanienbrauner Locken. Ernst
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