Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
häufig vorkommt, darf man nicht davon ausgehen, dass es niemals passiert.«
»Einverstanden, Frank, aber sechs Mädchen? Entführt, unter Drogen gesetzt, auf die eine oder andere Art zum Sex gezwungen und dann erdrosselt?«
»Wir reden über die Reihenfolge, Jimmy. Die Wahrscheinlichkeit spricht für einen Mann. Also kümmern wir uns zuerst um die Männer. Aber wenn das zu nichts führt, beschäftigen wir uns mit den Frauen.«
»Einverstanden«, gab Radick nach. Dann legte er bewusst eine nachdenkliche Pause ein. »Wissen Sie, worüber ich nachgedacht habe?«
»Erzählen Sie es mir.«
»Snuff-Filme.«
»Genau dieser Gedanke kam mir auch.«
»Mädchen im Teenageralter, gleichzeitig gevögelt und erdrosselt. Und irgendwer nimmt es mit der Kamera auf und verkauft dann die Filme. Vielleicht nicht einmal hier. Vielleicht in Europa, England, Südamerika. Um einen Bogen um den lokalen Markt zu machen, verstehen Sie? Ich will mit den Leuten von der Sitte reden. Mal sehen, ob ihnen eines der Mädchen vielleicht schon mal zu Gesicht gekommen ist.«
»Gute Idee, darum kümmern wir uns später. Lassen Sie uns diese Befragungen zu Ende bringen, dann sprechen wir mit den Kollegen.«
Radick bezahlte das Mittagessen. Er bestand darauf. Parrish ließ ihn.
Sie gingen zurück zu South Two und warteten, bis alle noch nicht befragten Angestellten vom Mittagessen zurück waren. Dann setzten sie ihre Arbeit fort. Für die letzten acht Männer brauchten sie bis kurz nach vier Uhr. Parrish, dem bewusst war, welches Maß an Frustration solche Gespräche hervorriefen, achtete darauf, dass sie sich nicht beeilten, nur um endlich fertig zu werden. Der Nächste , redete er sich immer wieder zu. Die nächste Frage, der nächste Mitarbeiter … Wir werden etwas erfahren, etwas Neues, etwas, das uns auf eine Spur führen wird. Doch nichts Dergleichen geschah, was ihn nicht sonderlich überraschte.
Schließlich, mit den Nerven am Ende und voller Sehnsucht nach etwas anderem als vier Wände und eine Reihe sich wiederholender Fragen, trafen sich Parrish und Radick noch einmal mit Foley und Lavelle.
»Gibt es noch irgendetwas, das wir für Sie tun könnten?«, fragte Lavelle.
»Ich glaube nicht«, erwiderte Parrish. »Falls wir Sie oder Ihre Mitarbeiter noch einmal brauchen, melden wir uns. Sie haben uns sehr geholfen, wofür wir uns herzlich bedanken möchten.«
»Können Sie uns denn irgendetwas sagen?«, fragte Foley und erhob sich von seinem Platz. Ist jemand aus meiner Dienststelle verantwortlich für die Entführung und Ermordung von sechs Mädchen? Die Höflichkeit hielt ihn davon ab, so direkt zu fragen, wie er es gern getan hätte. Die Höflichkeit und das Kalkül, Parrish mit einer subtileren Formulierung vielleicht mehr entlocken zu können.
»Wir dürfen Ihnen nichts zum Stand der Ermittlungen sagen«, erklärte Parrish geradeheraus. »Das ist die übliche Vorgehensweise in solchen Fällen. Wir können nichts anderes tun, als Ihnen für Ihre Zeit und Ihre Kooperationsbereitschaft zu danken und Sie wieder in Ruhe arbeiten zu lassen.«
Foley hakte nicht weiter nach. Lavelle reichte ihnen einfach die Hand und brachte sie nach unten zum Ausgang.
»Falls Sie mich brauchen, wissen Sie, wo Sie mich finden«, sagte Lavelle. Vielleicht hatte er das Gefühl, ein fester Bestandteil der Ermittlungen gewesen zu sein, ohne dessen Hilfe die Polizei aufgeschmissen gewesen wäre. Und bis zu einem gewissen Punkt hatte er sogar recht.
Parrish und Radick gingen zurück zu ihrem Wagen. Auf dem Weg sprachen sie kein Wort. Radick wusste, wo das Sittendezernat lag, doch Parrish wusste auch, wie es dort war. Es war ein düsterer Ort, vielleicht der düsterste von allen, und er hatte – mit jenem Rest gesunder menschlicher Regungen, den er sich bewahrt hatte – gehofft, sich nie mehr in diesen Fluren aufhalten zu müssen. Wegen allem, das er damals gehört und gesehen hatte. Es war eine andere Welt. Eine Welt, die parallel zu seiner eigenen existierte, parallel zur Welt aller anderen. Nur ganz wenige Menschen hatten eine Vorstellung von ihrer Existenz.
52
»Was wollen Sie von mir hören? Hier unten hab ich alles, Frank. Anal, Sandwich, Gonzo, Nekro. Ich hab schwul, lesbisch, minderjährig, S&M, Urophilie, Sodomie, das volle Programm menschlicher Lasterhaftigkeit. Stellen Sie sich irgendwas Abartiges vor, und ich zeige es Ihnen in all seinen Varianten.«
»Teenager-Snuff«, erklärte Parrish. »Mädchen von nebenan, Teenager, ganz normaler Sex,
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