Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
beim Drogendezernat.«
»Nun, jetzt ist er jedenfalls bei der Mordkommission, und ich teile ihn als Ihren Partner ein. Er weiß, dass er mit Ihnen arbeiten soll, und ist damit einverstanden.«
»Gut für ihn.«
»Spielen Sie nicht das Arschloch, Frank. Behandeln Sie ihn anständig, okay? Versauen Sie ihn nicht für alle anderen. Er hat das Zeug zu einem guten Detective.«
»Ich werde mein Bestes geben«, sagte Parrish.
»Ihr Bestes war bis jetzt nicht gut genug, Kumpel. Squad Sergeant Valderas ist zu Ohren gekommen, dass sogar der Divisional Commander gefragt hat, was mit Ihnen los ist. Wissen Sie, wie er Sie genannt hat?«
»Erleuchten Sie mich.«
»Eine vorprogrammierte interne Ermittlung.«
»Ich gehe zu dieser Ärztin, okay?«
»Und ich will auf keinen Fall hören, dass Sie die Frau gebumst und einen riesigen Schlamassel angerichtet haben, ja?«
»Ich werde sie nicht bumsen, Captain. Mein Gott, wofür halten Sie mich eigentlich?«
»Für Frank Parrish. Sohn von John Parrish, einem der höchstdekorierten Beamten, die dieses Revier je gesehen hat und vermutlich je sehen wird.«
»Sind wir fertig, Jack?«
»Wir sind fertig, Frank. Wann kommen Sie morgen von der Therapeutin zurück?«
»Zehn, halb elf.«
»Gut. Also morgen früh um elf Uhr hier. Sie, ich und Jimmy Radick.«
»Dann haben Sie einen Termin.«
Frank Parrish erhob sich und wandte sich zur Tür.
»Passen Sie auf sich auf, Frank, und passen Sie auf Ihren neuen Partner auf, verstanden?«
Parrish hob die Hand zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und ging.
Es gab noch immer keinen Hinweis auf die Eltern. Er suchte nach Dannys bekannten Kontakten und fand – wie sollte es anders sein – heraus, dass deren Telefonnummern nicht mehr existierten. Er rief bei der Telefongesellschaft Verizon an, um sie mit Zuckerbrot und Peitsche dazu zu bewegen, ihm die aktuellen Daten herauszurücken.
»Ich habe hier eine Nummer für Leonard Hunter. Eins-drei-fünf Grant Street. Diese Nummer existiert nicht mehr. Ich hätte gern die neue.«
»Tut mir leid, Sir, der Anschluss wurde wegen unbezahlter Rechnungen abgeschaltet. Es gibt keine Zweitnummer.«
Dasselbe wiederholte sich bei Garth Fauser, und Frank konnte sich beim besten Willen nicht an den Namen des jungen Mannes mit der schlechten Haut erinnern, der früher viel mit Danny Lange herumgehangen hatte.
Um ihn herum erwachte die Mordkommission zum Leben. Paul Hayes, der ihm den Danny-Lange-Fall zugeschanzt hatte, Bob Wheland, Mike Rhodes, Stephen Pagliaro, Stan West und Tom Engel. Jeder Einzelne ein Mordermittler. Gute Leute. Und dann war da noch Squad Sergeant Antony Valderas, hart wie ein Hammer, bei dem man jederzeit sicher sein konnte, dass er nicht nur über ein eindrucksvolles Bellen, sondern auch über den nötigen Biss verfügte. Es war ein eng zusammengeschweißtes Team, das Parrish den nötigen Freiraum ließ, den er brauchte, um in diesem beschissenen Job nicht den Verstand zu verlieren. Das 126. Revier in Brooklyn bearbeitete knapp zwanzig Mordfälle im Monat. An der Tafel im hinteren Teil des Raums waren die offenen Fälle in roter Schrift aufgelistet und die abgeschlossenen in schwarz. Diese Namen blieben jeweils für vierundzwanzig Stunden schwarz, damit niemand die Tatsache vergaß, dass es ihnen hin und wieder gelang, einen Fall zu lösen. Danach wurde er abgewischt und durch einen neuen roten Namen ersetzt.
Von dort, wo er saß, konnte Frank Parrish Daniel Kenneth Lange 09/01/08 FP* erkennen, und Rebecca Emily Lange 09/01/08 FP* . Das Sternchen hinter seinen Initialen bedeutete, dass er solo flog. Ab morgen würde dort FP/JR stehen. Jimmy Radick. Frank erinnerte sich an ihn. Erinnerte sich, dass er ihn gemocht hatte, jedenfalls nach dem ersten Eindruck. Auch Jimmy stammte aus einer Polizistenfamilie – sein Vater und dessen Vater waren bei der Truppe gewesen, allerdings hatte keiner zum OCCB oder zur Brooklyn Organized Crime Task Force gehört. Mit diesem Teil der Vergangenheit musste er sich nicht messen. Beim Gedanken an seinen Vater kam Frank zu dem Schluss, dass es nicht schaden konnte, ein paar der alten Kriegserinnerungen mit Doktor Marie Griffin zu teilen. Vielleicht konnte er den einen oder anderen Dämon austreiben, ein paar Geister, ein paar Erinnerungen. Vielleicht auch nicht. Einen Versuch war es immerhin wert. Morgen …
Er wandte sich wieder den Telefonnummern zu und versuchte, sich mit aller Macht an den Jungen mit der schlechten Haut zu erinnern. Lucas, Leo,
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