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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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mehrere Tage war er von diesem Gefühl verschont geblieben, sodass er nicht mehr daran gedacht hatte. Es ließ kurz nach, meldete sich dann aber umso heftiger zurück. Wie Zähne und Klauen, die sich in seine Eingeweide gruben. Gerade als er die Tür öffnen und sich aufrichten wollte, verschwand das Stechen wieder. Er massierte seinen Bauch, atmete ein paarmal tief durch. Dann goss er sich noch mal Kaffee ein und trank ihn in langsamen Schlucken.
    Als das erste Tageslicht sich langsam über die Stadt legte, fühlte Parrish sich wacher. Er war nicht mehr eingedöst und glaubte auch nicht, dass McKee das Haus verlassen hatte, als er kurz geschlafen hatte. Vielleicht würde er bald aufwachen. Vielleicht würde er das Haus verlassen. Musste er heute zur Arbeit? Oder war es das Wochenende, an dem er die Kinder bei sich hatte? Und falls die Kinder kamen, blieben sie dann zu Hause, oder führte er sie aus – ins Kino, in den Zoo, zum Minigolf oder wohin in Ungnade gefallene Männer mit Teilzeitkindern, die sich wie gute, positive Väter fühlen wollten, ihren Nachwuchs bringen mochten?
    Parrish konnte es kaum glauben, aber der letzte Samstag, der dreizehnte September, war der Tag seiner ersten Begegnung mit Richard McKee gewesen. Er erinnerte sich an sein Gespräch mit Carole Paretski und ihre Aussage, dass Richard die Kinder diesmal an beiden Wochenendtagen bei sich haben würde. Sehr gut erinnerte er sich auch an ihre Frage: Ob er tatsächlich verlangte, dass sie Richard die Kinder überließ. Ja, hatte er gesagt. Lassen Sie alles, wie es ist. Warnen Sie ihn nicht vor, indem Sie von der üblichen Routine abweichen.
    Er fragte sich, ob Carole die Kinder normalerweise herbrachte, oder ob McKee sie abholte. Falls er sie holte, war es möglich, dass sie direkt von Caroles Haus zu einem Tagesausflug starteten, ohne dass Parrish Bescheid wusste. Wenn hingegen Carole die Kinder ablieferte und McKee dann mit ihnen aufbrach, war es unwahrscheinlich, dass er in den nächsten Stunden wiederauftauchte. Verdammt, wirklich sicher konnte er auch in diesem Punkt nicht sein. Er konnte mit ihnen eine Straße weiter fahren, um eine Pizza zu holen, und gleich zurückkommen. Alles war furchtbar ungewiss, doch diese Ungewissheit bezüglich McKees Tagesplanung war überhaupt nur deshalb von Interesse, weil er, Frank Parrish, vorhatte, das Gesetz zu übertreten.
    Parrish spielte kurz mit dem Gedanken, Carole Paretski anzurufen und sie nach dem Arrangement für die Übergabe der Kinder zu fragen. Doch das konnte er nicht tun. Sie könnte dieses Gespräch gegenüber Radick erwähnen, falls sie noch einmal mit ihr sprechen mussten. Langsam beschlichen Parrish ernsthafte Zweifel an dem, was er vorhatte. Vielleicht sollte er es abblasen, dachte er. Vielleicht sollte er einfach den Wagen anlassen, hier verschwinden, nach Hause fahren, gut essen und schlafen und später entscheiden, ob er sich mit der Situation wohlfühlte.
    Doch das war unmöglich. Von selbst würde sich gar nichts klären, und wenn er nichts unternahm, konnte er sich auch keine Gewissheit verschaffen. Falls er diesen Fall nicht auf die eine oder andere Art zu einem Abschluss brachte, würde er ihn bis zum Ende seiner Laufbahn verfolgen. Ungelöste Fälle konnten zur Obsession werden. Er hatte davon gehört, das kam immer wieder vor. Tausend Morde, davon nur zwei oder drei unaufgeklärt – und trotzdem wurden erfahrene, hartgesottene Detectives für den Rest ihres Lebens von Fragen und Zweifeln wegen genau dieser Fälle geplagt. Besonders, wenn Kinder darin verwickelt waren. Kinder gingen einem unter die Haut und leisteten einem für alle Zeit Gesellschaft. Die Fälle, die einen nachts am Schlafen hinderten, waren diejenigen, die man aufklären musste, koste es, was es wolle.
    Parrish beschloss zu bleiben. Es war jetzt kurz vor fünf Uhr. Die Möglichkeit, dass McKee vor sieben Uhr aufbrechen würde, um die Kinder abzuholen, erschien ihm unrealistisch. Er stellte den Wecker seines Handys auf sieben Uhr und rollte sich auf der Rückbank zusammen. Binnen wenigen Minuten war er eingeschlafen und träumte, und diese Träume waren wie eine Spiegelung seiner Gedanken im Wachzustand, allerdings in einem grotesken Zerrspiegel.
    Die Mädchen tauchten in diesen Träumen auf – alle, von denen er wusste, und noch mehr. Und ihm war klar, dass sie ihn bis ans Ende seines Lebens verfolgen würden, wenn es ihm nicht gelänge, die Angelegenheit im ihretwillen zu einem Abschluss zu

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