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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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wütend auf ihn?«
    »Weswegen?«
    »Wegen seiner Korruptheit.«
    »Wütend? Nein. Ich glaube nicht, dass Ärger die angemessene Reaktion gewesen wäre, und sicher war das nicht mein Gefühl damals. Ich glaube, ich war einfach enttäuscht, verstehen Sie? Bei all diesen Chancen, die sie ihm boten, als anständiger Kerl zu leben, entpuppte er sich am Ende als Arschloch.«
    »Und kurz darauf starb Ihre Mutter. Wie ist es passiert?«
    »Nichts ist passiert . Sie starb einfach … vier Monate später. Sie legte sich eines Abends schlafen und wachte nicht mehr auf. Laut Autopsie wegen eines angeborenen Herzfehlers, aber sie war wohl einfach eine der Frauen, die nur für ihren Mann leben. Als er tot war, gab es für sie keinen Grund mehr weiterzumachen.«
    »Waren Sie erschüttert?«
    »Natürlich war ich erschüttert. Und zwar ihretwegen weit mehr, als ich es bei ihm gewesen war.«
    »Und wusste sie, worin ihr Mann verstrickt war? Wusste sie, dass er korrupt war?«
    »Natürlich wusste sie es. Mein Gott, sie besaßen mehr Geld, als ein Cop jemals hätte verdienen können. Überall im Haus gab es Bargeldverstecke. Nie wurde etwas auf die Bank gebracht, und es gab weder Aufzeichnungen noch Quittungen, nichts in dieser Art. Nur Schuhkartons und Papiertüten voller Geld, die irgendwo ganz hinten in die Schränke geschoben und unter den Fußbodendielen oder in der Dämmung auf dem Dachboden versteckt wurden. Er sorgte auch dafür, dass das Geld in Bewegung blieb. Als hätte er Angst, dass irgendein Fremder im Auge behielt, wo er es deponiert hatte. Manchmal drehte er einfach durch und hob Löcher im Garten aus, um es dort zu vergraben, nur um drei Tage später alles wieder aufzubuddeln und es irgendwo anders unterzubringen.«
    »Haben Sie etwas von dem Geld genommen?«
    »Nein, um Himmels willen. Das hätte ich nie gewagt. Er wusste genau, wie viel sich wo und zu welchem Zeitpunkt befand.«
    »Und ein Teil dieses Geldes stammte aus dem Lufthansa-Raub?«
    »So muss es gewesen sein, ja.«
    »Wie viel?«
    »Da kann ich nur Vermutungen anstellen.«
    »Dann vermuten Sie.«
    »Rund zweihunderttausend Dollar, würde ich sagen.«
    »Und die anderen Männer?«
    »Soweit ich es nachvollziehen konnte, war ein halbes Dutzend von ihnen darin verwickelt. Sie bekamen ungefähr gleiche Anteile. Zweihundert Riesen, sechs Männer …? Das sind eins Komma zwei Millionen. Knapp sechs Millionen wurden erbeutet, von denen nur hundert Riesen wiederauftauchten.«
    »Und warum bekamen sie so große Anteile?«
    »Weil es ein gewaltiges Ding war. Es gehörte schon Mumm dazu, es durchzuziehen. Das war im Jahr 1978, und der Fall wurde sofort dem OCCB übergeben. Natürlich stellten sie Ermittlungen an, und jedes Mal, wenn sie auf jemanden stießen, der etwas wusste, jedes Mal, wenn sie jemanden zu fassen bekamen, der auch nur so aussah , als würde er den Mund aufmachen, dann brachten sie ihn um. All die Typen, die mit drinhingen, schützten ihre eigenen Interessen, und sie schützten Jimmy Burke. Es war sozusagen ein Arrangement zum beiderseitigen Nutzen.«
    »Ihr Vater tötete Zeugen?«
    »Zeugen, Informanten, alle möglichen Leute. Glauben Sie, dass bei einem Raub in dieser Größenordnung nicht zwangsläufig Hinweise auftauchen, wenn man genauer hinsieht? Überall gab es Leute, auf jeder Stufe der Lucchese-Familie, die über Jimmy Burke und den Lufthansa-Raub Bescheid wussten. Mein Vater und seine Leute konnten es sich nicht leisten, dass irgendjemand den Mund aufmachte. Sie wären nicht nur entlassen worden, sondern ins Gefängnis gewandert. Und das Geld hätten sie auch verloren. Damals waren zweihunderttausend Dollar eine ordentliche Stange Geld.«
    »Dann erzählen Sie mir, was sich am JFK-Airport abgespielt hat.«
    »Der Flughafen war für diese Typen wie eine Geldbörse ohne Boden. Sie konnten die Hände immer wieder reinstecken und neues Geld rausholen.«
    »Ich wüsste gern noch mehr über Ihren Vater. Und über die Leute, mit denen er zusammenarbeitete.«
    »Nun, dann werden Sie und ich morgen darüber sprechen müssen. Ich werde jetzt mit Radick die Friseure und Schönheitssalons abklappern und das Foto des Mädchens herumzeigen.«
    »Frank, Sie wissen doch, dass Sie täglich eine Stunde bei mir verbringen müssen. Bisher waren Sie meistens nur eine halbe Stunde hier. Und dann verschwenden Sie auch noch Zeit damit, sich einen Kaffee zu holen.«
    »Und? Werden Sie mich jetzt verraten?«
    »Nein, Frank, ich werde Sie nicht verraten.«
    »Sie

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