Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
sprechen, die … nun ja, mit denen, die es am schwersten genommen haben.«
»Ich weiß Ihre Unterstützung wirklich zu schätzen«, erklärte Parrish und lächelte so aufrichtig er konnte. Sein Kopf schmerzte noch von der letzten Nacht. Auf dem Weg hierher hatte er ein paar Aspirin zerkaut, und der bittere Nachgeschmack erfüllte seinen Mund. Er hätte eine Tasse Kaffee vertragen können, wusste aber, dass es den Aufwand nicht lohnen würde, sich eine zu besorgen.
Als Erstes war ein zartes und ängstliches Mädchen mit dicken Brillengläsern an der Reihe. Fünf Minuten lang versuchte sie vor allem, nicht verängstigt zu wirken; dann verließ sie mit unübersehbarer Erleichterung den Raum. Als Nächster trat ein dunkelhaariger Teenager ein, der erklärte, er wäre eine Zeit lang mit Rebecca zusammen gewesen.
»Na ja, so gut wie zusammen«, fügte er mit einem verlegenen Lächeln hinzu. Er trug oben und unten Zahnspangen und wedelte beim Sprechen mit einer Hand vor dem Mund herum, um sie zu verbergen. »Eigentlich waren wir nur Freunde. Aber das ist jetzt ungefähr sechs oder zwölf Monate her, und wir sind nie so richtig weit gekommen, falls Sie verstehen, was ich meine. Wir hingen nur zusammen rum. Wir mochten dieselbe Musik, das war alles.«
Das dritte Mädchen unterschied sich in Größe und Figur wenig von Rebecca. Ihr Haar war allerdings dunkler, länger und hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie weinte von Anfang bis Ende. In der Hand hielt sie mehrere zusammengeballte Papiertaschentücher, und ein Metallknopf in ihrer Zunge schien sie beim Sprechen zu stören.
Nach einer Stunde baute Parrish ab. Zehn Befragungen lagen hinter, dreizehn oder vierzehn noch vor ihm.
Erst mit einem jungen Mann namens Greg Kaufman änderte sich die Lage.
Wie bei dem anderen Mädchen, das meine Schwester kannte.
»Wie bitte?«, entfuhr es Parrish.
»Das andere Mädchen. Das Mädchen, das letztes Jahr gestorben ist. Daran hat es mich erinnert. Ich meine, Rebecca kannte ich ja nicht so gut. Wir hatten ein paar gemeinsame Kurse, und sie wirkte echt nett. Aber als ich davon hörte, dachte ich gleich an das Mädchen, das letztes Jahr Weihnachten gestorben ist. Ich glaube, sie wurde auch erwürgt.«
»Von welchem Mädchen sprichst du?«
»Ich erinnere mich nicht an ihren Namen. Clara, Carla, Carly – etwas in der Art. Aber meine Schwester weiß Bescheid. Sie und das Mädchen waren gute Freundinnen.«
»Geht deine Schwester auch auf diese Schule hier?«
»Nein, ihre Schule ist an der Waterbury Avenue, in der Nähe der U-Bahn-Station an der Grand Street.«
»Und wie heißt deine Schwester?«
»Hannah. Hannah Kaufman.«
Parrish notierte sich den Namen.
Ein anderes Mädchen hatte noch etwas Interessantes beizutragen. Brenda Grant erklärte, sie und Rebecca hätten sich über Danny unterhalten, Rebeccas Bruder.
»Becca sagte, er hätte wegen irgendeiner Sache Ärger.« Sie warf Parrish einen nervösen Blick zu. »Sie wissen … ähm … vermutlich wissen Sie ja, dass er Drogen genommen hat, oder?«
Sie stellte die Frage zögerlich, so als wäre es irgendwie ihre Schuld.
»Ja, Brenda, ich kannte Danny ganz gut.«
»Also, ich weiß nicht, ob der Ärger, den er hatte, irgendwie mit Drogen zusammenhing, aber Becca sagte, sie hätte richtig Angst um ihn. Dass er sich vielleicht in ernste Schwierigkeiten gebracht hätte.«
»Sagte sie irgendwas über die Art der Schwierigkeiten? Oder mit wem er Probleme hatte?«
»Nein, Sir, sie sagte überhaupt nichts Genaueres, nur dass sie den Eindruck hatte, er steckte in einem echten Schlamassel. Und dass sie sich Sorgen um ihn machte.«
»Wusstest du, dass Rebecca manchmal von zu Hause weglief, um eine Weile bei Danny zu bleiben?«
Brenda warf Ruth Doyle einen unsicheren Blick zu.
»Das ist schon in Ordnung, Brenda«, sagte Doyle. »Detective Parrish ist hier, weil er so viel wie möglich über Becca herausfinden möchte. Er wird sicher nicht böse werden, und du hast überhaupt nichts zu befürchten.«
»Ja, sie erzählte mir, dass sie manchmal die Wochenenden bei ihm verbrachte, aber nicht jedes Wochenende.«
»Sagte sie auch, was sie dann zusammen unternahmen?«
Brenda runzelte die Stirn.
»Ich meine, ob sie einfach zusammen herumhingen oder ins Kino gingen oder sich eine Band anschauten. Etwas in der Art.«
»Ich weiß nicht, was sie machten. Sie sagte einfach ab und zu, dass sie am Wochenende bei ihrem Bruder gewesen war. Ich fragte dann, wie es ihm ging, und
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