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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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war.
    »Detective Frank Parrish«, sagte er leise. »Ich komme aus Brooklyn und würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen, wenn Sie einen Augenblick Zeit für mich haben.«
    »Karen?«
    »Ja, Karen.«
    »Sie haben doch nicht etwa den Kerl gefunden, der sie getötet hat, oder? Denn dann hätten Sie ja wohl kaum weitere Fragen …«
    »Nein, es tut mir leid, ich habe den Mörder nicht gefunden, Mrs Pulaski, aber ich habe ein weiteres verschwundenes Mädchen…«
    » Sie haben ein verschwundenes Mädchen? Was soll das heißen, Sie ?«
    Parrish kam sich plötzlich dämlich vor. »Ich wollte nicht sagen … ich weiß nicht, ähm … Es tut mir leid, ich neige manchmal dazu, solche Fälle persönlich zu nehmen.«
    »Nun, Detective Parrish, ich bin froh, dass jemand sie persönlich nimmt. Und es ist beruhigend zu hören, dass die Untersuchung nach einem Jahr immer noch läuft. Kommen Sie rein. Mein Mann ist oben. Ich werde ihn holen.«
    Parrish folgte ihr ins Wohnzimmer. Er blieb auf dem farbenfrohen Teppich stehen, schaute zur Wand und bemerkte, dass Karen ihn von einem Foto aus anblickte, das kurz vor ihrem Tod aufgenommen worden sein musste. Er fühlte sich schlecht. Die Pulaskis würden jetzt glauben, dass er am Fall ihrer Tochter arbeitete, was er nicht tat. Er vermutete, dass sich höchstwahrscheinlich seit sieben oder acht Monaten niemand mehr mit dem Mord an Karen beschäftigte. Sie gehörte wahrscheinlich längst zu den Geistern, die durchs 91ste Revier in Williamsburg spukten.
    Der Vater trat ins Zimmer, der Bilanzbuchhalter. Mitte vierzig, wie es schien, mit ergrauendem Haar und einer Brille; der Typ Mann, der sich gern in einem alten Footballtrikot zeigte, ohne je im Leben selbst gespielt zu haben. Er trug eine Armbanduhr mit mehreren Zifferblättern und einem schwarzen Gummigehäuse. Warum mussten Schreibtischhengste immer Navy-SEAL-Uhren tragen?
    »Detective«, begrüßte er Parrish mit ruhiger Stimme. »Ich bin David Pulaski. Sind Sie gekommen, um uns etwas Neues über Karen zu berichten?«
    »Nein, Sir, ich fürchte nicht. Tatsächlich arbeite ich an einem anderen Fall, der damit in Verbindung stehen könnte, was aber bis jetzt noch nicht sicher ist.«
    David Pulaski warf seiner Frau einen Blick zu. Die Enttäuschung in den beiden Gesichtern war nicht zu übersehen. Sie wollten hören, dass der Mörder ihrer Tochter gefasst war, dass die Polizei ihn bei einem Fluchtversuch angeschossen hatte, dass er jetzt, während sie hier standen, unter entsetzlichen Schmerzen litt, in irgendeiner Seitenstraße in einer Pfütze aus seinem eigenen Blut lag. Die Sanitäter würden sich Zeit lassen. Es gab keinen Grund, sich zu beeilen. Ich meine, hat so ein Kerl überhaupt Hilfe verdient? Doch dann würden sie im letzten Moment eingreifen, den Blutfluss stillen, ihn ins Krankenhaus fahren und so weit wiederherstellen, dass er sich dem Prozess, der Verurteilung, einer nicht enden wollenden Haftzeit und schließlich einer langsamen und schrecklichen Hinrichtung stellen musste. Das wollten sie hören; doch es war nicht das, was Parrish ihnen mitzuteilen hatte. Dies hier war das wirkliche Leben; sie waren schließlich nicht im Kino.
    »Ein anderes Mädchen?«, fragte Pulaski.
    Parrish nickte.
    »Nehmen Sie Platz, Detective.«
    Elizabeth Pulaski erkundigte sich, ob Parrish einen Kaffee wollte. Er lehnte ab. Er wollte nicht länger hierbleiben als unbedingt nötig.
    »Ich möchte nur wissen, ob Ihnen inzwischen noch irgendwelche Einzelheiten eingefallen sind«, sagte Parrish.
    Pulaski schüttelte den Kopf. »Ich weiß nichts, Detective, wirklich nicht. Karen war einfach vom einen auf den anderen Moment verschwunden. Sie war ziemlich erwachsen, auch wenn sie erst sechzehn war. Sie wusste, was sie vom Leben wollte, sie hatte eine klare Richtung eingeschlagen. Sie war verantwortungsbewusst, höflich …« Er hielt inne und tauschte einen Blick mit seiner Frau. »Sie blieb oft bei Freunden. Sie hatte immer eine Menge Freunde. Und es war Weihnachten. Am sechsundzwanzigsten war sie unterwegs, um ihre Freunde zu besuchen, die oben an der Willoughby Street wohnen. Sie kam morgens um zehn Uhr bei ihnen an und blieb ungefähr bis vier. Dann ging sie ein Stück die Straße hinunter, stieg in den Bus, und von dem Moment an hat sie niemand mehr gesehen. Niemand konnte sagen, ob sie auf dem Weg hierher irgendwo ausgestiegen ist. Oder ob sie es geschafft hat und dann auf dem Weg zu unserem Haus entführt wurde …«
    »Oder vielleicht gar nicht

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