Der Schreiber von Córdoba
den Lippen
bis zu den Zehen zu Eis.
Papas Schreiben!
Zu Beginn meiner Flucht hatte ich es
mit etwas Bienenwachs
in meinem Buch von Hafis festgeklebt –
solche Angst hatte ich, es könnte herausfallen.
Und ich habe das Buch verkauft !
Ich habe es verkauft!
Für so gut wie nichts.
Ihr werdet über meinen Kummer lachen.
Das Ganze war sowieso
eine Schnapsidee aus Verzweiflung.
Aber dieses Stück Papier war
wie ein Teil meiner Haut,
der mir einst abgezogen wurde,
nun aber endlich nachgewachsen war.
Um welchen Preis?
Manche sprechen jetzt von Konversion.
Wenn man getauft ist, geben sie einen frei.
Aber der Gedanke ist keine Versuchung für mich.
Ich hatte diese Möglichkeit schon einmal.
In Córdoba lungerte ein Pater, ein junger Mann von zwanzig,
in der Nähe des Backofens herum,
den sich unsere Straße teilte.
Er wartete auf Sklaven, die Brot für ihren Herrn holten.
Sagte uns, durch die Taufe würden wir frei.
Die Benvenistes, die Conversos waren,
durften keine Christen besitzen.
Einmal untertauchen im Taufbecken – oder im Brunnen, wenn ich wollte.
Mehr wäre nicht nötig.
Dann wäre ich Herr meiner selbst.
Wirklich?
Ich wollte Freiheit.
Aber nicht um den Preis der Gedanken
in meinem Herzen.
Jetzt fühle ich wieder dasselbe.
Vielleicht ist noch immer Zeit,
zur Königin zu gehen.
Ich könnte mich als Übersetzer anbieten.
Beschwören, dass ich nichts mit der List
des Eindringlings zu tun hatte.
Aber etwas in mir
schreckt vor dieser Idee zurück.
Ob ich meine Onkel finde oder nicht:
Die Malagueños sind jetzt meine Leute.
Die Ankunft der Inquisition
Es gibt Conversos unter den Malagueños.
Christen, die einmal Juden waren.
Sie müssen sich alle, so wird verkündet,
in der Festung Gibralfaro melden.
Viele Conversos sind einst
aus Kastilien nach Málaga geflohen. Sie fühlten sich sicherer
unter maurischer Herrschaft.
Jetzt gehen Mönche und Bevollmächtigte durch die Menge.
Einer bleibt stehen und schaut mich an,
mit meiner christlichen Kleidung. Ich schüttle den Kopf,
wünsche ihm Salaam Aleikum –
»Friede sei mit dir« auf Arabisch.
Er geht weiter.
Am Abend erfahren wir, wie es weiterging.
Den Conversos wurden Handschellen angelegt,
sobald sie durch die Tore der Festung traten.
Jetzt warten sie in den Kerkern,
bis ihre Prozesse beginnen.
Prozesse weswegen?
Es wurde noch keine Anklage erhoben.
Aber die Inquisitoren »wissen«,
dass es hier Ketzerei gibt.
Diese Conversos, so sagen sie, haben viele Jahre
außerhalb der Reichweite des Offiziums gelebt.
Wer kann daran zweifeln, dass die Armen
vom Weg abgekommen sind?
Die Beweise, so sagen sie,
werden bei den Prozessen herauskommen.
Heißt das nicht den Wagen
vor das Pferd spannen?
Ein Datum wurde
für ein Autodafé festgesetzt – das erste in Málaga.
Wer will wissen, ob Muslime, die sich für die Konversion entscheiden,
nicht auch auf dem Weg in die Flammen sind?
Alle, die zur Taufe bereit sind,
schlüpfen in die Schuhe von Conversos.
Als Christen kann ihnen vom Offizium
der Prozess gemacht werden.
Die meisten Priester
können oder wollen
unsere Sprache nicht sprechen.
Ich habe Glück gehabt.
Ich spreche Spanisch.
Aber wie werden die anderen
all die Regeln lernen,
wie sie »gute Christen« sein können?
So gute Christen,
dass sie nicht auf dem Scheiterhaufen landen?
Grade von Hässlichkeit
Ich dachte, ich hätte jede Art von Hässlichkeit gesehen,
die in diesem Land vorkommt.
Aber es warten noch neue.
Es gibt hier Männer, die ihre Frauen an die Soldaten verschachern,
damit sie an genug Geld kommen, um sich selbst freizukaufen.
Und das ist noch nicht das Schlimmste.
Ein paar verkaufen sogar ihre Töchter.
Die Soldaten feilschen und tun, was sie wollen,
dann werfen sie die Mädchen und ihre Kleider wieder in den Hof.
Manchmal werfen sie eine Münze oder auch zwei dazu:
Viel weniger als den Preis, der vereinbart wurde.
Wer protestiert, bekommt als
letzte Mahlzeit auf Erden ein Schwert in die Kehle.
Das Meer?
Es gibt Gerüchte, dass die Krone ihre Sklaven aufs Meer schickt.
Die Armada braucht Männer, die ihre Galeeren rudern.
Die Küste Kastiliens wird bei all den Eroberungen immer länger.
Sie muss verteidigt werden.
Manche sagen, dieses Schicksal sei schlimmer als der Tod.
Andere haben Hoffnung.
Zumindest ist ein Schiff nicht immer an ein Ufer gekettet.
Aber diese Galeeren segeln einfach nur ständig auf und ab.
Sie halten
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