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Der Schritt hinueber - Roman

Der Schritt hinueber - Roman

Titel: Der Schritt hinueber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Tumler
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Angst, sagte Spasso, ich werde mit Ihnen gehen!
    Während Spasso in der Dämmerung neben Bemelman durch den Wald ging und vordachte, wie er sich auf dem Hof einrichten solle, saß der Kapitän am offenen Fenster und sah auf die Waldfeen.
    Spasso dachte: irgendetwas wird geschehen, ich weiß noch nicht was, aber ich muß es so weit bringen, daß der Kapitän eine Meldung bekommt, die ihm anzeigt, was er zu tun hat. Dann wird er wieder in Ordnung sein.
    Der Kapitän aber dachte an eine andere Meldung: Mißbrauch des Paradieses. Ein paar Leute hatten ausgesagt, daß Kolja beim Bäume-Abladen mit der Frau gesprochen habe. Der Kapitän dachte: ich hatte doch alles gut eingerichtet und hatte ihn, bilde ich mir ein, wieder zu Verstand gebracht, und es sollte Ruhe sein. Aber da geht die Frau an ihm vorüber, und schon ist alles umsonst. Wenn ich ihn jetzt fange, muß ich eine Verhandlung machen. Kann ich ihn noch retten?
    Der Oberleutnant Spasso war schwächlich von Konstitution, aber er hatte sich mit Willenskraft an Anstrengungen gewöhnt. Er legte sich nicht schlafen in der Stube des Bemelman. Als ihn fröstelte, schlug er sich den Kragen der Bluse hoch, so saß er auf der Bank am Ofen. Der Bauer kam aus der Küche. Er schlürfte über die Dielen und brachte die Petroleumlampe, die auch Susanna benutzt hatte. Der Schein fiel auf die Spinnweben in der Mauerecke und auf ein helleres Viereck auf dem Fußboden, dort hatte Susannas Matratze gelegen.
    Hier war es? fragte Spasso.
    Bemelman sagte: Nicht hier, es war immer draußen. Sie sind immer draußen zusammengekommen.
    Sein Gesicht war voll Eifer, etwas zu erzählen. Soeben hatte die Bäuerin ihm zugeflüstert: Kolja am vergangenen Abend – in der Dämmerung sei er plötzlich aufgetaucht an der Haustür – sie habe stillgehalten und sich versteckt. Bemelman überlegte: das muß er doch wissen!
    Aber dieser blasse und hartnäckige Offizier hatte ihm schon im Keller der Jorhanschen Villa immer mit Fragen zugesetzt wegen der versteckten Leute. Er konnte auf diesen Punkt zurückkommen. Am besten, man erzählte gar nichts. Oder mußte man freundlich und gut sein zu diesem jungen Menschen? Frau Jorhan wäre es bestimmt gewesen. Sie war zu jedem Menschen immer sofort gut. Der Gedanke an Susanna rührte Bemelman: eine wohl immer geduldige, stets freundliche Frau. Nie, nie böse zu jemand. Aber was hatte es ihr geholfen? Wir sind doch alle ratlos. Er sagte: Ja, es war immer draußen. Und deshalb habe ich nichts gesehen. Ich habe nie etwas gesehen.
    Ich weiß, sagte Spasso, ihr habt nie etwas gesehen! Bemelman schwieg gekränkt. War das nun falsch gewesen? Er brachte auf einem Brett ein kleines Stück Speck. Spasso rührte es nicht an, er starrte hinter spiegelnden Brillengläsern vor sich hin. Der Ärger über die Zurückhaltung des Bauern war aus seinem Gesicht schon gewichen, seine eigene Unfreundlichkeit schien ihm leid zu tun. Bemelman bemerkte es, nein, hier war ein Mann, den andere Dinge beschäftigten.
    Spasso sagte: Naja, nicht so schlimm. Und Sie sind nicht der einzige, der nichts gesehen haben will. Aber trotzdem dürfen Sie nicht glauben, daß deswegen der Sache nicht nachgegangen wird. Der Kapitän hat natürlich auch nichts gesehen, aber was ich sehe, ist so gut, wie was er sieht. Wenn ich hier bin, ist auch der Kapitän hier. Es kann gar nicht anders sein, also ist er jetzt auch hier!
    Bemelman fragte: Wo – hier …
    Spasso zuckte die Achseln. Er hatte mehr zu sich selber gesprochen. Wie sollte er dem Bauern erklären, was ihm selber erst allmählich deutlich wurde. Er sagte:
    Und wann war er zuletzt hier?
    Diesmal fragte Bemelman nicht: wer. Und nun drängte es ihn, zu beweisen, wie unrecht man ihm tat. Er sagte: Gestern abend. Ja, die Bäuerin hat ihn gesehen.
    Spasso zuckte zusammen. Es war nur ein Augenblick, Überraschung, etwas wie Furcht, dann war es vorüber. Und kein Wort nun, das ihn verriet.
    Gestern abend, – dann läßt er uns auch heute nicht sitzen!
    Bemelman fand, es sei nötig, Angst deutlich zu zeigen.
    Wenn er herzukommt, Sie dürfen ihn nicht hereinlassen! Sie kennen ihn nicht. Er ist zu allem fähig!
    Er lauerte auf den Gesichtsausdruck des Offiziers. Spasso verzog keine Miene. Aber es machte ihm Mühe, und das entging Bemelman nicht. Als ergebe es sich zufällig, legte Spasso die Pistole auf den Tisch. Er schnallte das Koppel ab, dabei nahm er sie heraus. Dann schraubte er den Docht der Lampe zurück, eine kleine Flamme blieb. Ein Licht,

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