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Der schüchterne Junggeselle

Der schüchterne Junggeselle

Titel: Der schüchterne Junggeselle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Sir. Als ich noch in England in Stellung war, lieferte ich häufig kleine Beiträge für die Kirchspielzeitschrift. Der Vikar lobte sie sehr.«
    »Dann setzen Sie sich her und schreiben Sie die ganze Sache auf. Mit Ihren eigenen Worten, ich werde es dann ausfeilen. In einer Stunde bin ich wieder da, wenn Sie warten wollen.«
    »Sehr wohl, Sir. Und das Honorar?«
    »Darüber sprechen wir nachher.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Mr. Biffin ging aus dem Zimmer. Dann war ein merkwürdiges Geräusch zu hören – anscheinend aus seinem Schlafzimmer, in dem er wohl etwas suchte. Gleich darauf fiel die Flurtür in Schloß, und Stille senkte sich auf die Wohnung herab.
    Mrs. Waddington blieb hinter ihrem Sofa versteckt. Einen Augenblick, unmittelbar nachdem Mr. Biffin gegangen war, hatte sie sich schon halb erhoben, um sich ihren verräterischen Hausmeister vorzunehmen und ihm die Eröffnung zu machen, daß er nicht mehr in ihren Diensten stehe. Aber sie hatte sich beherrscht. So angenehm es auch sein mochte, den Kopf über die Lehne zu stecken und zu sehen, wie der Treulose sich unter ihren Blicken duckte, verlor sie nicht aus dem Auge, daß ihre Situation für das Vorgehen zu verzwickt war. Sie blieb also, wo sie war, und vertrieb sich die Zeit mit dem Ausprobieren von Methoden zur Bekämpfung des Krampfes, unter dem ihre Beine bereits zu leiden begonnen hatten.
    Aus der Richtung des Tischchens kam das leise Kratzen einer Feder auf Papier. Ferris machte offenbar ganze Arbeit und setzte alle seine Kräfte ein. Er schien einer jener Schriftsteller zu sein, die in dem Ringen nach völliger Klarheit keine Mühe scheuen und immer wieder Korrekturen vornehmen, bis ihre Künstlerseelen Frieden haben. Mrs. Waddington hatte den Eindruck, ihre Wache würde kein Ende nehmen.
    Doch in einer betriebsamen Stadt wie New York ist es dem Künstler nur selten gestattet, sich lange ohne Störung zu konzentrieren. Das Schrillen einer Telefonklingel unterbrach rauh die Stille, und mit wilder Freude hörte Mrs. Waddington, daß der Hausmeister aufstand. Bald wurde in einiger Entfernung seine abgemessene Stimme laut, die einem unsichtbaren Fragesteller mitteilte, Mr. Biffin sei nicht zu Hause.
    Mrs. Waddington stand auf. Sie hatte ungefähr zwanzig Sekunden zum Handeln und verschwendete nicht eine einzige davon. Als Ferris zurückkehrte und seine literarische Arbeit aufnahm, war sie in der Küche.
    Sie stand am Fenster und sah zur Feuerleiter. Jetzt, dachte sie, würde es keine Gefahr mehr bedeuten, wieder zum Dach hinaufzusteigen. Sie beschloß, langsam bis dreihundert zu zählen und es dann zu wagen.

FÜNFZEHNTES KAPITEL
    Sigsbee Horatio war, »Gallagher! Gallagher! Gallagher!« vor sich hin murmelnd, um den magischen Namen nicht zu vergessen, ungefähr eine Viertelstunde später als Mr. Waddington in ihrem Hispano-Suiza mit Molly im Zweisitzer aufgebrochen. Mitten auf dem Weg nach New York hatte eine Reifenpanne sie aufgehalten, und Sigsbee H.s Ungeschicklichkeit beim Aufmontieren des Reserverades hatte die Verzögerung noch vergrößert. Die Folge davon war, daß Molly, nachdem sie noch ihren Vater beim Polizeipräsidium abgesetzt hatte, erst in dem Augenblick am Sheridan-Gebäude anlangte, als Mrs. Waddington ihren Überfall auf Wachtmeister Garroway ausführte.
    Sie eilte die Treppe hinauf und klingelte an Georges Tür. Zunächst hatte es den Anschein, als sollte ihr nicht geöffnet werden, nach einigen Minuten jedoch hörte sie Schritte durch den Korridor kommen und sah bald in die entzündeten Augen eines Polizisten.
    Sie betrachtete ihn überrascht; seine Nase, seine Ohren und Augen leuchteten in lebhaftem Rot, und aus seinen Haaren tropfte es auf den Boden. Wachtmeister Garroway hatte, um seine Schmerzen zu lindern, seinen Kopf einige Zeit unter die Wasserleitung in der Küche gehalten, und jetzt sah er aus wie eine Leiche, die man einige Tage nach dem Tod im Fluß gefunden hat. Das einzige, was ihn von einer solchen Leiche unterschied, war, daß er nieste.
    »Was machen Sie hier?« rief Molly.
    »Hatschi!« erwiderte Wachtmeister Garroway.
    »Was?« fragte Molly.
    Mit einem Adel, für den er Beförderung verdient hätte, unterdrückte er ein zweites Niesen und sagte:
    »Es ist ein Verbrechen begangen worden.«
    »Mr. Finch ist doch nicht verletzt worden?« rief Molly bestürzt.
    »Mr. Finch nicht. Ich.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ich heiße Gar-hatsch-hutsch-hitsch.«
    »Wie?«
    »Gar-itsch-wasch-wusch … Garroway«, sagte der

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