Der Schuss nebenan Kommissar Morry
wie Hoogan mit einem Schlüssel das Patentschloß der Tür öffnete.
„Ein Deckname", sagte Hoogan.
Sie traten ein und stiegen eine schmale, dunkle Stiege zur ersten Etage hinauf. „Gleich acht Uhr", meinte Hoogan nervös. „Ich muß mich beeilen."
„Womit?"
Hoogan gab keine Antwort und öffnete eine Tür. Sie führte in ein mittelgroßes, modern eingerichtetes Wohnzimmer. Auf Anhieb war zu erkennen, daß hier niemand lebte. Auf den Möbeln lag eine dünne Staubschicht und die Polstergarnitur war mit weißen Tüchern bedeckt.
Hoogan zog zwei der Tücher ab und sagte: „Wollen Sie nicht Platz nehmen?"
Lord Bramsey schüttelte den Kopf und blieb stehen. „Was hat das alles zu bedeuten?"
„Was Sie hier sehen, ist eins von Rodrigez Ausweichquartieren", erklärte Hoogan. „Er hat immer damit gerechnet, daß eines Tages die Notwendigkeit zur Flucht, zum Untertauchen entstehen könnte. Darauf war er vorbereitet. Im Keller befindet sich nicht nur ein Waffenarsenal, sondern auch ein Lebensmittellager, in dem es keine Lücken gibt."
„Warum erzählen Sie mir das?"
Hoogan holte eine Pistole aus der Tasche und legte den Sicherungsflügel herum. Er richtete die Mündung der Waffe auf Lord Bramsey.
„Ich möchte, daß Sie sich über eines klar sind: in diesem Haus befindet sich niemand außer uns."
„Das habe ich mir gedacht."
„Gut, dann sind ja alle Zweifel beseitigt. Machen wir es kurz. Ich brauche Geld!"
„Und Sie glauben, daß ich es Ihnen gebe?"
„Ich bin sogar davon überzeugt."
Lord Bramsey lächelte. Er sah nicht so aus, als wäre er schockiert oder gar ängstlich.
„Sie begehen einen Fehler nach dem anderen, Hoogan", sagte Lord Bramsey.
„Zum Beispiel?"
„Alles in allem: Sie legen sich mit den falschen Leuten an!"
„Sie halten sich für sehr überlegen, wie?" fragte Hoogan mit leicht verkniffenen Augen.
„Mag sein, daß ich ein paar Fehler begangen habe. Die macht jeder mal. Aber ich habe die Dinge noch immer fest in der Hand. Ich brauche nur Geld, und zwar rasch!"
„Wie rasch?"
„Eigentlich bis um neun Uhr, aber ich sehe ein, daß das technisch unmöglich ist. Sie werden Ihr Vermögen nicht in der Hosentasche bei sich tragen, und die Banken haben geschlossen. Was ich möchte, ist eine handgeschriebene Verpflichtung Ihrerseit, aus der hervorgeht, daß Sie bereit sind, mir morgen früh hunderttausend Dollar zu zahlen!"
„Ist das alles?"
„Nein. Sie werden sich weiter verpflichten, Janet Rodrigez in Ruhe zu lassen."
„Ich vermute, Sie sprechen von Simone Stafford?" unterbrach Lord Bramsey mit sanfter Stimme.
„Für mich bleibt sie Janet Rodrigez!" knurrte Hoogan.
„Wie wollen Sie mich dazu veranlassen, Ihre absurden Wünsche zu erfüllen?"
„Mit dieser Pistole hier", meinte Hoogan. „Natürlich können Sie sich selbst angesichts dieser Waffe weigern, zu tun, was ich von Ihnen verlange. Aber Sie müssen sich darüber im klaren sein, daß Sie mich dann zwingen, Sie aus dem Wege zu räumen."
„So wie Sie es mit Mr. Rodrigez und Mabel Reley machten?" fragte Lord Bramsey.
Hoogans Augen weiteten sich. „Was wissen Sie?"
„Nicht alles, aber eine ganze Menge.“
„Woher?"
„Von Ihnen. Durch Ihre Aktionen, insbesondere durch Ihr jetziges Auftreten und die damit verbundenen Forderungen. Sie verrieten sich schon auf der Fahrt nach hier, als Sie Mabel Releys Tod erwähnten. Ja, so ist das nun mal, Hoogan. Wenn man erst einmal einen Anhaltspunkt findet, und den haben Sie mir freundlicherweise gegeben, fällt es einem wie Schuppen von den Augen!"
„Ah, wirklich?"
„In der Tat. Soll ich Ihnen sagen, wie die Dinge liegen?"
„Fassen Sie sich kurz, ich habe nicht viel Zeit."
„Sie hatten ein Verhältnis mit Mabel Reley. Mit dem Mädchen teilten Sie die Gier nach Geld. Als ich in New York eintraf, bildeten Sie sich ein, mich mühelos erpressen zu können, und als dieser Versuch fehlschlug, griffen Sie zu einer anderen, noch verwerflicheren Methode, um zu Geld zu kommen. Sie töteten erst Rodrigez und dann Mabel . .. denn das Mädchen stand Ihnen im Wege. Sie hatten Mabel längst satt bekommen. Das Mädchen wußte zuviel, und sie wäre niemals bereit gewesen, Ihre angestrebte Ehe mit Simone Stafford zu akzeptieren."
„Stimmt", sagte Hoogan. „Zumindest in groben Zügen."
„Sie wußten, daß die Polizei mir mißtraut, und Sie sorgten dafür, daß ich in eine Falle gelockt wurde. Als ich Miß Releys Wohnung betrat, war das Mädchen tot. Sicher war es Ihr Wunsch, daß
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