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Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Titel: Der Schuss nebenan Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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ich in der ersten Verwirrung die Polizei anrufe und mich damit selbst bloßstelle. Ich tat Ihnen nicht den Gefallen. Sie sahen sich also gezwungen, der Polizei einen anonymen Hinweis zu geben... oder?"
    „Sie hätten wirklich einen brauchbaren Detektiv abgegeben", spöttelte Hoogan. „Sie erkennen rasch, wenn Sie in eine Falle gelaufen sind, nur ist es dann meistens schon zu spät."
    Lord Bramsey lächelte. „Diesmal habe ich es wenig klüger angestellt?"
    „Klüger?"
    „Gewiß. Ich muß wohl geahnt haben, was mich erwartet. Offengestanden haben Sie von Anbeginn auf mich nicht den besten Eindruck gemacht."
    Hoogan biß sich auf die Lippen. „Was soll dieses unsinnige Gerede? Drücken Sie sich ein wenig klarer aus!"
    „Ich habe mich der Hilfe eines Privatdetektivs versichert", erklärte Lord Bramsey. „Er ist uns auf dem Wege nach hier gefolgt."
    „Das ist nicht wahr!" sagte Hoogan und wollte an das Fenster treten.
    Er erreichte das Ziel nicht.
    In dem Moment, als er den Fuß auf eines der weißen Tücher stellte, mit dem die beiden Sessel abgedeckt gewesen waren, erwischte Lord Bramsey davon eines der Enden, das auf dem Tisch lag. Er riß daran ebenso rasch wie heftig und die Folge war, daß sich Charles Hoogan jählings seines Gleichgewichtes beraubt sah und zu Boden stürzte. Noch im Sturz gab er blindlings einen Schuß ab, der Bramsey warnen sollte, einen weiteren Schritt zu wagen; die Kugel drang in den Fußboden. Lord Bramsey war sofort über seinem Gegner. Es entstand ein heftiges, verbissenes Ringen, ein zäher, von beiden Seiten mit dem Einsatz aller Kräfte geführter Kampf um den Besitz der Pistole.
    Als Hoogan zu seiner Überraschung bemerkte, daß er dem Lord körperlich unterlegen war, schleuderte er die Pistole unter das Sofa. Dann bemühte er sich, seinen Gegner mit dem plötzlich hochgerissenen Knie in den Unterleib zu treffen,
    Lord Bramsey rollte zur Seite und war im Nu auf den Beinen. Hoogan sprang ebenfalls in die Höhe. Aus dem anfänglichen Ringen wurde ein Faustkampf.
    Hoogan hätte sich vermutlich nicht auf diese Auseinandersetzung eingelassen, wenn er geahnt hätte, über welche brillante Technik sein Kontrahent verfügte. Lord Bramsey hatte nichts von dem vergessen, was ihn zum Meister der Universität gemacht hatte. Er fightete rationell, sparsam, im klassischen Stil, aber durchaus darauf eingestellt, auf faule Ausfälle seines allmählich verzweifelnden Gegners zu reagieren. In diesem Moment öffnete sich die Tür. In ihrem Rahmen stand ein Mann, dessen Gesicht mit einer Maske bedeckt war.
    „Hände hoch!"
    Seine Stimme war kalt und schneidend; die Augen hatten eine blaugraue Färbung. Er trug einen dunkelblauen, seidig schimmernden Anzug mit einer roten Krawatte, und einen weichen, grauen Filzhut, so daß man nur den Ansatz des dunkelblonden Haares zu erkennen vermochte. Der Fremde war ungefähr mittelgroß; die Absätze seiner blank geputzten braunen Halbschuhe waren höher, als es die Mode verlangte. Offenbar neigte der Unbekannte zur Eitelkeit und versuchte auf diese Weise größer zu erscheinen, als er tatsächlich war.
    „Hände hoch!" bellte er ein zweites Mal, da weder Hoogan noch Lord Bramsey in der ersten Überraschung seine Aufforderung befolgt hatten.
    Hoogan gehorchte. Er stolperte einen Schritt zurück, als könnte er sich damit aus dem Gefahrenbereich der drohend auf ihn gerichteten Waffe bringen. Der Mann mit der Pistole machte mit der Hand eine Geste, die Lord Bramsey dazu auffordern sollte, sich mit dem Gesicht zur Wand zu stellen.
    „Wenn Sie nichts dagegen haben, bleibe ich stehen, wo ich bin", sagte Bramsey.
    Hoogan schluckte; man sah, wie sein Adamsapfel auf und nieder glitt.
    „Was hat das zu bedeuten, zum Henker?"
    Er sprach keuchend und atmete laut mit offenem Mund. Es war nicht völlig klar, ob das an der Furcht lag, die er vor dem Fremden empfand, oder ob es sich um die Nachwirkungen des anstrengenden Kampfes handelte. Der Fremde hob die Pistole um einige Millimeter. Obwohl Bramsey das Gesicht des Mannes nicht zu sehen vermochte, war es leicht, an Stimme und Haltung des Eindringlings zu erkennen, daß er nicht viel älter als dreißig Jahre sein konnte. Bramsey blickte auf Hoogan und bemerkte, daß der Sekretär sich verzweifelt bemühte, herauszufinden, wer sich hinter der Gesichtsmaske verbarg. Lord Bramsey sah noch mehr. Er entdeckte, daß Hoogan plötzlich zitterte... als ahne er, was unausweichlich auf ihn zukommen mußte.
    Im nächsten Moment

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