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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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rote Tränen. Sie biss sich auf die Lippen, und echte Tränen vermischten sich mit den roten. Es tat so schrecklich weh!
     
    Als Georg fertig war, schnauzte er sie an: »Aufstehen!« Zitternd erhob sie sich. Er bückte sich vor sie und schnitt ihr auch die Schamhaare ab. Das Messer in ihrem Schoß war kalt und heiß zugleich. Es war noch schmerzhafter als die Kopfrasur.
     
    Endlich hatte sie es überstanden. Georg wich von ihr zurück und überließ sie dem anderen Mann. »Nun wirst du die Arbeit eines genialen Scharfrichters kennenlernen«, fiepte der Mann, der etwa einen Kopf größer war als sie. Zuerst nahm er ihre noch immer blutende Kopfhaut in Augenschein, wischte hier und da das Blut fort und betastete ihren ganzen Schädel. Dann fuhr er mit den Fingern über ihr feuchtes Gesicht. Es war eine beinahe zärtliche Berührung.
     
    »Mach den Mund auf!«
     
    Er untersuchte ihre Mundhöhle so ausgiebig, dass sie mehrmals schrecklich würgen musste. So ähnlich musste sich ein Gaul beim Pferdehändler vorkommen. Offenbar aber war er noch immer nicht fündig geworden. Nun untersuchte er die Schulterblätter und den Rücken; dann stellte er sich vor die vor Kälte, Schmerz und Scham zitternde Maria und drückte ihre Brüste nach oben. Er ließ wirklich keine Stelle aus.
     
    Schließlich aber entfuhr ihm ein spitzer, kurzer Schrei. »Da! Am Oberschenkel! Das muss es sein! Es ist so oft am Oberschenkel, aber man muss systematisch vorgehen. Georg, die Nadel!«
     
    Georg brachte grinsend die Nadel mit dem seltsam dicken Griff. Der Scharfrichter nahm sie seinem Knecht ab. Seine Rechte, mit der er die Nadel hielt, zitterte erregt. Er setzte sie an der Stelle an, die er am Oberschenkel gefunden hatte.
     
    Maria kannte sie nur zu gut. Es war ein dunkelbraunes Muttermal mit einigen Härchen darauf. Sie sagte es dem Scharfrichter, der nun neben ihr kniete. Er schielte sie von unten her an und blökte: »Das sagen sie alle. Aber es stimmt nie!« Und dann drückte er zu.
     
    Maria hatte sich gegen den Schmerz gewappnet – aber er kam nicht. Ungläubig und voller Erstaunen sah sie zu, wie sich die Nadel scheinbar in das Muttermal und das darunterliegende Fleisch bohrte. Es trat weder Blut aus noch spürte sie etwas.
     
    Der Scharfrichter erhob sich mit glühendem Gesicht. »Quod erat demonstrandum!«, rief er triumphierend. »Sie ist eine Hexe!« Er warf die Nadel seinem Knecht entgegen, trat einen Schritt zurück von Maria und betrachtete sie wie ein von ihm selbst geschaffenes Meisterwerk. Sie sah verdutzt auf die Stelle, an der sich das Muttermal befand.
     
    Es war kein Einstich zu sehen.
     
    Sie betastete das Mal. In der Tat: Da war kein Einstich. Und nun dämmerte ihr, warum die Nadel einen so dicken Griff hatte: damit sie in diesen Griff zurückgleiten konnte, während es von außen so erschien, als dringe sie in das Fleisch ein, das natürlich keinerlei Reaktion darauf zeigte.
     
    »Betrug!«, rief sie. »Das ist ein betrügerisches Werkzeug! Wächter! Nehmt die Nadel an Euch!«
     
    Das Gesicht des Scharfrichters verzerrte sich zu einer Maske des Hasses. Sie hatte offenbar ins Schwarze getroffen. »Wächter!«, schrillte seine Stimme. »Du hast genau gesehen, was geschehen ist, nicht wahr?«
     
    Der Wächter räusperte sich und sagte wie auswendig gelernt: »Ja, mein Herr. Ich habe gesehen, wie die Nadel in das Fleisch der Hexe eingedrungen ist, und es hat nicht geblutet, und sie hat es nicht bemerkt.«
     
    »Sehr gut. Du kannst jetzt gehen. Steck die Fackel in die Halterung neben der Tür.«
     
    Der Wächter gehorchte und zog die Tür von außen zu. Jetzt war Maria allein mit diesen beiden Bestien.
     
    »Georg!«, bellte der Scharfrichter. »Du musst nachsehen, ob sie noch irgendwo verborgene Zaubermittel an sich trägt.«
     
    Der viehische kleine Kerl schien die ganze Zeit auf dieses Kommando gewartet zu haben. Wieder ließ er alle Werkzeuge fallen, die er in der Hand gehabt hatte, und kniete sich vor Maria. Mit seinen groben, fleischigen Händen drückte er ihre Schenkel auseinander. Mit dem Zeigefinger fuhr er ihr in die Scheide. Es folgten der Mittelfinger und der Ringfinger und dann die ganze Hand. Er keuchte. Maria wimmerte. Es fühlte sich an, als werde sie auseinandergerissen. Sie versuchte, diesem Tier zu entkommen, doch mit zwei Sprüngen war der Scharfrichter hinter ihr und hielt sie fest. Ihr Körper schüttelte sich. Es tat so furchtbar weh; es war, als gieße man ihr flüssiges Feuer ein.

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