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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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gewundenen Gassen in Richtung Osten. Überall standen Gruppen zusammen und debattierten lautstark miteinander. Manchmal war es Hilarius, als könne er verstehen, was sie sagten. Er hörte von Christenhexen, von Pogromen, von der Dunkelheit, von Gott und vom Messias. Er hörte Ängste und Hoffnungen. Und immer höher türmte sich die angstvolle Frage vor ihm auf, was ihn am Ende seiner Reise erwarten mochte. Vater des Messias? Eine Stimme in ihm lachte.
     
    Endlich hatten sie den Zigeunerplatz erreicht. Das Haus mit dem Bären daran fanden sie schnell. Es war ein zweistöckiges Giebelhaus mit vielen Fenstern, das weitaus breiter war als die Gebäude, die es aufdringlich einrahmten. Als er zusammen mit den anderen darauf zuging, kamen ihnen aus einer der auf den Platz führenden Gassen zwei Gestalten entgegen, die Hilarius hier nicht erwartet hatte. Erschrocken blieb er stehen.
     
    Er sah sie mit seinen inneren Augen in all ihrer Hässlichkeit. Die Frau war alt und verrunzelt wie eine Hexe. Aus ihren gelben Augen loderten Flammen des Hasses. Und auch Graf Albert von Heilingen neben ihr hatte nur mehr wenig Menschliches an sich.
     
        
     

34. Kapitel
     
    Maria traute ihren Augen nicht. Sie hatte gehofft, diese beiden Dämonen in Menschengestalt nie wiedersehen zu müssen. Rasch drehte sie sich um und wollte in die andere Richtung fliehen. Doch Federlin packte sie am Arm und hielt sie fest.
     
    Sie sah, dass Martin sich in kampfeslustiger Haltung dem Grafen entgegenwerfen wollte, aber Hilarius stellte sich zwischen ihn und den bärtigen Adligen, der lächelnd die Hände in die Hüften stemmte. »Was wollt ihr hier?«, keuchte Martin, der noch immer versuchte, an Hilarius vorbeizukommen. So viel Mut hatte Maria dem jungen Mönch gar nicht zugetraut. Doch das änderte nichts daran, dass er sie verraten hatte.
Hast du selbst nicht auch jemanden verraten?,
flüsterte eine leise Stimme in ihr. Das war etwas anderes , versicherte sie sich.
     
    »Was wir hier wollen?«, nahm der Graf Martins Frage auf. »Dasselbe wie ihr. Wir suchen Wolf Auerbach. Wir alle zusammen, nicht wahr, Freund Federlin?«
     
    Federlin nickte. Maria sah ihn ungläubig an. Das verstand sie nicht. Federlin erwiderte ihren Blick kurz und sagte: »Wir haben dasselbe Ziel. Es ist uns beiden klar, dass wir Auerbach rasch ausfindig machen müssen, nicht wahr, Graf Albert?«
     
    Der Adlige grinste und sagte: »Ganz meine Rede. Warum gehen wir nicht endlich hinein?«
     
    »Woher wusstet Ihr von Auerbach?«, fragte Martin, der sich inzwischen beruhigt hatte, doch sein Blick war noch immer mit Abscheu und Wut gesättigt.
     
    »Wir haben bei dem Trödler gelauscht. Federlin, du hättest uns mit zu ihm nehmen sollen. Du hast die Abmachung gebrochen. Es könnte sein, dass es dich am Ende teuer zu stehen kommen wird.«
     
    »Das werden wir sehen«, zischte der Gaukler und klopfte an das Portal des Hauses. Auch der Klopfer aus Messing hatte die Form eines Bären. Das Pochen hallte laut in dem Haus wider, so als wäre es leer. Und aus der Ferne hörte Maria wieder dieses Donnern, das ihr eine so große Angst bereitete.
     
    Nach einiger Zeit wurde die Tür geöffnet. Ein Mann mittleren Alters mit einem langen, grauschwarzen Bart und einem schwarzen, bis beinahe auf den Boden reichenden Umhang öffnete ihnen. Er stellte sich als Rabbi Abraham Lurja vor und musterte seinen Besuch sehr aufmerksam.
     
    Als sein Blick auf die schöne Begleiterin des Grafen fiel, zuckte er zusammen.
     
    »Wir wollen eine Auskunft von Euch, ehrwürdiger Rabbi«, sagte Federlin. »Ihr könnt uns vertrauen.«
     
    »In diesen Zeiten kann man niemandem mehr vertrauen. Hört Ihr es nicht? Seht Ihr es nicht?« Aber trotzdem ließ er alle herein. Als die Begleiterin des Grafen an Lurja vorbei über die Schwelle trat und ihn verführerisch anlächelte, sah er weg und murmelte etwas, das Maria nicht verstand.
     
    Er führte sie in den ersten Stock. In einem geräumigen Esszimmer war für eine Person gedeckt. Der Rabbi bat alle, sich an den Tisch zu setzen, und deckte auch für sie ein; das silberne Geschirr nahm er aus einem großen Stollenschrank, der bis fast unter die Decke reichte. »Ich lebe allein und hoffe, dass Euch mein einfaches Mahl munden wird«, sagte er entschuldigend. Dann schüttete er aus einer großen, reich verzierten Kanne Wein in die bereitstehenden Becher. Er sprach den Segen und hob den Becher.
     
    Maria war für den kühlen, leichten Wein sehr dankbar; sie

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