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Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Haus – sofort. Bevor es zu spät ist.
    Sie konnte aber nicht raus. Jedenfalls nicht, solange die anderen draußen auf den Beweis für etwas warteten, das sie noch nicht einmal in Worte fassen konnte. Sie schaute auf das Zifferblatt auf Carls Uhr. Stundenanzeiger und Minutenzeiger leuchteten im Dunkeln. Und besagten, daß es spät wurde. Sie nahm die Ausschnitte an sich und stopfte sie in die Tasche.
    Die Wand vor ihr, seitlich des schwarzen Flurs, erinnerte sie an das dreckverkrustete Fenster, das sie gerade zertrümmert hatte. Als sie sie berührte, begriff sie, warum. Sie war aus Glas, aus schmutzigem Glas, ein Spiegel, der vom Fußboden bis an die Decke reichte.
    Sie wischte im Dreck herum, und ein Gesicht sprang ihr entgegen.
    Tracie stieß einen Laut des Entsetzens aus und verstummte im nächsten Augenblick erschrocken.
    Die Taschenlampe fiel hin. Sie ging aus.
    Das Gesicht verschwand.
    Zu spät.
    Ihr Herz hörte auf zu hämmern. Es hörte auf zu schlagen – eine Zeitlang –, das Blut staute sich im Gehirn, und ihre Gedanken explodierten von einem wahnsinnigen Kern aus in Millionen von Richtungen. Sie wäre aus dem Haus gestürmt, doch sie war unfähig, sich zu bewegen. Nackte Panik befiel sie.
    Einen Moment lang. Dann verstand sie es. Es war ein Spiegel. Sie hatte direkt hineingeleuchtet. Sie hatte die Spiegelung von etwas hinter sich gesehen. Von etwas, und nicht von jemandem, denn das Haus war leer. Sie bat anständig, daß es leer war, als sie sich zitternd bückte und ihre Taschenlampe aufhob. Sie ging wieder an, und im Geiste entschuldigte sie sich dafür, eben sauer reagiert zu haben, weil die Batterien schwach waren. Sie hielt den Lichtstrahl vom Spiegel weg.
    In der Mitte der Wand, nicht weit von der Stelle, an der sie eingebrochen war, hing ein lebensgroßes Poster von Mister Partridge.
    Er trug seine Sonnenbrille und hatte die holzkohlegrauen Wandersachen an. Er lächelte, was er im echten Leben nur selten tat. Sie konnte sich nicht vorstellen, weshalb er lächelte, und wollte es auch nicht. Er sah krank aus, wie immer. Sie konnte jeden einzelnen Knochen in seinem bleichen Gesicht erkennen.
    Ihr wurde klar, daß dies sein Haus sein mußte.
    Aber das war doch unmöglich! Hier waren nur ein Tisch und ein Stuhl. Ein Blick in die Ecke, welche die Küche zu sein schien, hatte ihr schon bewiesen, daß es dort noch nicht einmal einen Herd gab, ganz zu schweigen von Lebensmitteln oder Wasser, den Dingen eben, die normale Menschen zum Leben benötigten.
    Aber ernährte sich Mister Partridge von Lebensmitteln?
    Das Poster eines Mannes, der sich in einem schmutzigen Spiegel selbst zulächelte.
    Merkwürdig. Sehr merkwürdig.
    In diesem Augenblick sah Tracie die Spur.
    Sie schien aus dem gleichen schwarzen Dreck zu bestehen wie draußen. Die Spur begann an der hinteren Küchenwand, bog dann rechts ins Wohnzimmer ab, bevor sie im Flur verschwand. Tracie ging in die Küche, lief dabei durch ein Spinnennetz und hielt schließlich den Lichtstrahl auf den Fußboden gerichtet.
    Der Dreck kam buchstäblich aus der Wand.
    Er kam genau dort aus der Wand, wo die Spur draußen in der Wand verschwunden war.
    Und jetzt zur Preisfrage: Werde ich ihr folgen?
    Auf sich alleine gestellt war sie nun wirklich nicht. Rick und Paula konnten nicht weiter als fünfzehn Meter von ihr entfernt sein. Und doch kam sie sich mutterseelenallein vor.
    Sie konnte ihre Freunde weder sehen noch hören. Und da gab es irgend etwas im Inneren des Hauses, das es von außen abschnitt. Wenn sie schrie, würde niemand sie hören, da war sie sicher. Auf ihren Schrei vorhin hatten sie ja auch nicht reagiert. Es war, als hielte sie sich in einer anderen Zeit auf, in einer anderen Dimension.
    Es gelang ihr nicht, eine bewußte Entscheidung zu fällen. Sie folgte der Spur ganz einfach ein paar Meter, folgte ihr dann noch ein paar Meter und so weiter. In noch nicht einmal einer Minute hatte sie sich den Flur entlanggetastet; die dunklen Wände schienen sich mit jedem ihrer Schritte zu verengen. Der schleimige Dreck wurde dicker, feiner Rauch stieg von ihm auf.
    Ihre Kopfschmerzen nahmen zu und trübten ihr Sehvermögen.
    Die Spur führte zur letzten Tür auf der linken Seite. Nur Millimeter trennten die Tür unten vom Fußboden. Was aber kein Hindernis für die Kreatur dargestellt hatte. Sie war einfach unten durchmarschiert.
    Wir machen hier keine Jagd auf Lebende, Leute.
    Wem oder was folgte sie hier? Und was hatte es mit Davey und Cessy zu tun? Es

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