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Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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hatte gedauert, bis sie sich diese Fragen stellte, und jetzt plötzlich dachte sie darüber nach, ob sie auch wirklich eine Antwort darauf bekommen wollte. Eine merkwürdige Gesellschaft, mit der sie es da zu tun hatte. Lebewesen, in deren Adern etwas anderes floß als Blut. Der Geruch verstärkte ihre Bedenken.
    Sie war auf seine Quelle gestoßen. Er kam von der anderen Seite der Türe.
    Von irgend etwas in dem Zimmer.
    Sie vernahm ein scharrendes Geräusch und preßte den Kopf flach an die Tür.
    Etwas, das noch lebte.
    Es klang, als ob es klein wäre – und verletzt. Es klang, als ob es einen Schwanz hätte. Es scharrte nicht nur auf dem Fußboden, sondern zappelte herum. Sie hörte noch genauer hin.
    O Gott, hilf mir… Sie kommen auf mich zu.
    Ihre Lampe ging aus.
    Schwärze. Völliges Entsetzen. Unmöglich, auch nur einen Schrei hervorzubringen.
    Das Ding schleppte sich zur Türe. Sie konnte es riechen, und es konnte sie riechen. Wahrscheinlich war es hungrig.
    Warum hatte ihre Taschenlampe sich genau diesen Moment ausgesucht, um schlappzumachen? Wieder hatte sie sie fallen lassen. Sie ging auf die Knie und tastete verzweifelt danach. Eine Stimme in ihrem Kopf schrie ihr zu, daß sie die Lampe nicht brauchte, um den Flur entlang zurückzurennen und aus dem Fenster zu springen. Eine andere Stimme flüsterte ihr zu, daß eine zweite, größere Kreatur ihr bereits den Fluchtweg zum Fenster verstellt haben und mit geöffnetem Rachen und rasiermesserscharfen Zähnen auf sie warten konnte.
    Ihre Finger schlugen gegen die Lampe. Sie knipste sie an.
    Ein frischer, dicker Schwall schwarzen Bluts quoll unter der Tür hervor. Als er vorne die Spitze der Taschenlampe berührte, brannte er sich augenblicklich durch den Kunststoff hindurch und fraß sich in das daruntergelegene Holz. Ein lauter Schlag traf die Tür und verbeulte sie.
    So klein war die Kreatur also gar nicht.
    Tracie schnappte sich die Taschenlampe und rannte los. Auf ihrem Weg nach draußen stellte sich ihr nichts und niemand in den Weg. Sie konnte von Glück reden, daß sie sich nicht den Kopf aufriß, als sie aus dem Fenster kletterte, denn auf scharfe Glaskanten achtete sie im Moment nicht. Alles, worauf sie achtete, war, ihren Hintern heil aus der Sache rauszukriegen. Als sie auf die Veranda gelangte, traf die heiße, trockene Wüstenluft sie wie eine erfrischende Meeresbrise. Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie stickig es im Haus gewesen war. Sie preschte an Rick vorbei und hielt erst an, als sie die Sträucher hinter dem Auto erreicht hatte. Hier übergab sie sich.
    »Geht’s dir besser?« fragt Paula eine Minute später. Sie stand neben ihrem Bruder. Beide machten einen besorgten Eindruck.
    Nein, mir geht es nicht so toll. Im Haus ist ein Monster, das Poster von Mister Partridge und widerliche Zeitungsartikel sammelt. Es hätte mich um ein Haar vollgesabbert. Geht da nicht rein. Das Ding stammt von einem fremden Planeten, glaubt mir.
    »Ich bin okay«, flüsterte sie. Wenn sie die Wahrheit gesagt hätte, hätte Rick sie nur ausgelacht. Im besten Fall. Vielleicht würde er auch reingehen wollen. Sie würde es ihm später erzählen, wenn sie weit genug weg von hier waren.
    »Was ist passiert?« fragte Rick.
    Sie richtete sich auf. »Gar nichts.«
    »Was ist drinnen?« beharrte Rick.
    »Es ist das Haus von Mister Partridge«, antwortete sie nur.
    »Bist du sicher?« fragte Rick.
    »Ich hab’ sein Bild an der Wand gesehen.«
    »Muß ja ein furchtbares Bild gewesen sein«, mutmaßte Paula.
    »Du machst dir keine Vorstellung«, sagte Tracie, drehte sich um und verfolgte den Verlauf des Weges, der sich tief in die Wüste hineinzog. Weiter gehen, sagte er. Ganz prima, sie konnten ihr Spiel noch ein Weilchen spielen. Vor allem, wo es doch das einzige Spiel in der Stadt war. Sie flehte zu Gott, daß es Carl gutging.
    »Und was machen wir jetzt?« fragte Paula.
    »Diesem Weg folgen«, entschied Tracie.
    »Nein«, sagte Paula. »Ich kann nicht.«
    »Doch«, entgegnete Tracie bestimmt. »Du mußt.«
    »Wie weit?« fragte Rick. »Wir finden sie nicht.«
    »Bis wir an die Stelle kommen, wo Joe gestorben ist.« Tracie ging auf ihr Auto zu. »Wir finden sie. Davey muß die Zeitung dorthin gelegt haben. Er will, daß wir ihn finden.«

9. Kapitel
     
     
     
    Carl war noch nie auf der Ladefläche seines eigenen Lieferwagens gefahren. Er stellte fest, daß es alles andere als bequem war. Die Schlaglöcher auf dem Weg schüttelten sämtliche Knochen durcheinander,

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