Der schwarze Engel: Horror-Thriller
erhalten. Gangster kannte sie höchstens aus dem Kino oder vom Fernsehen.
»Kannst du denn nichts tun?« raunte sie ihrer Mutter zu. »Du bist doch eine Hexe.«
Vanessa schüttelte den Kopf.
»Hört auf zu flüstern!« schrie Brodkin. »Los, Einauge, mach nicht soviel Wind und schieß den Hundesohn nieder!«
Damona merkte, wie ihre Knie weich wurden. Sie begann zu zittern, ihr Körper bebte. Ihre Lippen bewegten sich, murmelten sinnlose Worte. Kalt lag der Stein auf ihrer Brust. Auch er half ihr in diesen schrecklichen Momenten nicht.
Breitbeinig stellte sich der Mörder hin, schwenkte die Maschinenpistole ein wenig nach links.
James King blickte dem Tod ins Auge. Dem Tod in Form einer kleinen, häßlichen, dunklen Mündung.
Alle Anwesenden konzentrierten sich auf den Mörder und dessen Opfer. Niemand schaute zur Tür.
Und von dort gellte plötzlich eine scharfe Stimme auf.
»Wenn auch nur einer von euch Galgenvögeln mit der Wimper zuckt, ist er ein toter Mann!«
One-Eye-Jackson zuckte als erster zusammen, doch sein Zeigefinger bewegte sich nicht. Mike Hunter trat über die Schwelle. In seinen Augen leuchtete es kalt. »Schätze, da bin ich noch einmal zur rechten Zeit gekommen«, sagte er.
»Treibst du den Bluff nicht ein wenig zu weit, mein Freund?« fragte Brodkin mit öliger Freundlichkeit.
»Glaube kaum, daß es ein Bluff ist.«
Brodkin blieb gelassen. »Wenn du One-Eye-Jackson erschießt, wird er trotzdem immer noch die Kraft haben, um abzudrücken. Und dann ist der gute Schloßherr eine Leiche. Du siehst, so schlecht stehen unser Chancen nicht.«
Vanessa rief: »Lassen Sie sich nicht bluffen, junger Mann! Bleiben Sie am Ball!«
»Und ob!« knirschte Mike Hunter.
Jacques Ruminski hatte bisher noch gar nichts gesagt. Er hielt nach wie vor seine Luger im Anschlag und beobachtete die Anwesenden. In seinen dunklen Augen war kein Gefühl zu erkennen. Er blieb eiskalt und gelassen.
»Seien Sie vernünftig, Hunter«, meldete sich der Rumäne. »Wir können uns arrangieren. Sie bekommen fünfzigtausend Dollar, wenn Sie hier verschwinden. Den Scheck schreibe ich Ihnen gleich aus. Wir wär's damit?«
»Nein«, sagte Mike.
Brodkin lächelte maliziös. »Hunderttausend.«
»Bin ich Ihnen soviel wert?«
»Sicher.«
»Nun ja«, meinte Mike, »man könnte darüber reden.«
Brodkins Lächeln wurde falscher und breiter. »Jeder Mensch hat seinen Preis«, kommentierte er mit Genugtuung, »der eine mehr, der andere weniger. Sie gehören schon zur Spitze, Hunter. Ich weiß nicht, wer Sie sind und weshalb Sie hinter mir her sind, aber das ist mir egal. Sie bekommen einen Barscheck, und dann ist für Sie die Sache erledigt. Was wir hier machen, hat Sie nicht mehr zu interessieren. Okay?«
»Einverstanden.«
»Darf ich in die Tasche greifen und mein Scheckbuch sowie einen Federhalter hervorholen?« fragte Brodkin.
»Bitte sehr.«
Vorsichtig holte Brodkin beides hervor. Mike ließ seine Blicke inzwischen schweifen. Die beiden Killer hatten sich wieder entspannter hingestellt. Die Mündung der Maschinenpistole wies etwas schräg an James F. King vorbei.
Nie würde Mike jedoch die Blicke vergessen, mit denen ihn die Frauen bedachten. Vor allen Dingen das junge Mädchen schaute ihn so verachtend an, daß Mike am liebsten im Boden versunken wäre. Und gerade Damona war es, deren Schönheit ihn von der ersten Sekunde an fasziniert hatte. Er hatte sich regelrecht in das schwarzhaarige Girl verknallt.
Der Rumäne beugte sich nieder, um den Scheck auszufüllen. Schon fuhr die Feder über das Papier.
Mike Hunter trat zwei Schritte vor. Er stand jetzt neben Brodkin und sah zu, wie er schrieb.
»Hunderttausend«, murmelte der Rumäne. »Damit kann man sich auch heute noch ein schönes Leben machen. Ich an ...«
Weiter sprach er nicht. Urplötzlich hatte Mike Hunter zugeschlagen. Der Revolverlauf traf den feisten Nacken des Rumänen. Brodkin brach zusammen. Schwer fiel sein Kopf auf die Tischplatte. Der Federhalter rutschte ihm aus den Fingern.
Sofort sprang Mike Hunter zurück, riß dabei den Scheck vom Tisch und zerfetzte ihn. »Okay, Freunde«, rief er, »einer weniger.«
Da drehte One-Eye-Jackson durch. »Du Hund!« brüllte er, fuhr herum, schwenkte die MPi in Mikes Richtung und feuerte.
Im nächsten Augenblick war die Hölle los ...
Kapitel 17
Mike Hunter ließ sich blitzschnell zu Boden fallen. Bevor er landete, sah er es noch rotgelb vor der Mündung der Maschinenpistole aufblitzen.
Dann feuerte
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