Der schwarze Engel: Horror-Thriller
sie. »Ich werde den Kampf gegen die anderen aufnehmen, das schwöre ich dir, Ma. Jetzt erst recht.« Sie drückte ihrer Mutter die Augen zu und warf noch einen letzten abschiednehmenden Blick auf das schöne Antlitz.
Dann stand sie auf.
Mike Hunter schaute sie an. Er versuchte ein verlegenes Lächeln. Es mißlang. »Sie haben mich vorhin mißverstanden, als ich den Bestechungsversuch unternahm. Ich sah es Ihren Blicken an ...«
Damona winkte ab. »Vergessen Sie es«, sagte sie. »Ich stehe sowieso schon tief in Ihrer Schuld.«
»Nein, das dürfen Sie nicht sagen. Ich ...« Mike fehlten einfach die Worte. Das war ihm noch nie passiert. Normalerweise hatte er bei den Girls keine Schwierigkeiten. In Freundeskreisen galt Mike Hunter als heißer Aufreißer. Doch bei Damona King versagte seine sonst angeborene Sicherheit im Umgang mit weiblichen Wesen. Bei ihr wurde er sogar verlegen.
Damona schritt an ihm vorbei und kniete neben ihrem Vater nieder. Auch ihm drückte sie die Augen zu. Dann faltete Damona ihre Hände und sprach ein letztes Gebet. So wie man es ihr von Kindheit an beigebracht hatte. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, war es wirklich klar, daß sich ihre Mutter von ihrem früheren Leben distanziert hatte.
Ihre Eltern hatten eine sehr gute Ehe geführt. Sie hatten alles gemeinsam gemacht und waren auch gemeinsam gestorben.
Damona dachte aber auch in dieser Stunde an die Probleme, die noch auf sie zukamen. Sie war nun allein, mußte die Geschäfte ihres Vaters fortführen, das Schloß verwalten – und ... und ... und ...
Probleme über Probleme. Doch im Moment war es wichtig, lebend aus dem Schloß zu kommen.
Mike Hunter war neben sie getreten. »Wir müssen uns etwas einfallen lassen«, sagte er. »Die beiden anderen lauern auf uns. Sie wollen keine Zeugen haben. Sie verstehen, was ich meine.«
Damona King nickte. »Und was sollen wir tun?«
Mike Hunter zeigte auf das Telefon. »Wir müssen die Polizei anrufen«, sagte er.
»Ja, tun Sie das.«
Mike nahm den Hörer und wollte die Nummer der Polizei wählen, als er stutzte.
Kein Freizeichen drang aus der Leitung. Sie war tot. Damona wurde aufmerksam, als sie in Mikes Gesicht sah. »Ist etwas?«
»Ja. Die Hundesöhne haben die Leitung gekappt.«
Damona atmete tief ein. »Das heißt, wir sitzen in der Falle.«
Mike ließ den Hörer auf die Gabel fallen. »So ungefähr«, erwiderte er.
»Und was machen wir jetzt?« flüsterte Damona. »Aus dem Zimmer können wir sicher nicht. Die werden draußen lauern.«
Mike stimmte ihr zu.
»Dann sitzen wir in der Falle«, sagte Damona. »Wir sind sozusagen eine kleine, verschworene Doppelgemeinschaft. Und dabei weiß ich noch nicht einmal Ihren Namen.«
»Entschuldigen Sie. Ich heiße Mike. Mike Hunter.«
»Und weshalb sind Sie hinter Brodkin her, Mike?«
Er erzählte es ihr.
»Demnach ist Brodkin ein Gangster geworden«, stellte Damona King fest.
»So kann man es bezeichnen.«
Plötzlich wurden Damonas Augen groß. »Mein Gott«, flüsterte sie, »an ihn habe ich gar nicht gedacht.«
»An wen?«
»Ich meine Henry, unseren Butler. Wenn die Kerle merken, daß er sich auch im Schloß befindet...«
»Moment mal.« Mike Hunter unterbrach das Girl. »Ich habe einen Verletzten gefunden.« Er beschrieb den Mann, und Damona nickte.
»Das ist er«, bestätigte sie.
Mike berichtete ihr jetzt Details, und Damona meinte: »Hoffentlich entdecken sie ihn nicht. Drei Tote sind schon zuviel.«
»Vielleicht werden es noch mehr«, sagte Mike. »Wir haben es hier mit einer Eskalation der Gewalt zu tun. Mit Worten können wir nicht mehr überzeugen.« Er begann damit, seinen Cobra-Colt nachzuladen, und schob sechs Patronen in die Kammern der Trommel.
»Die letzten Kugeln«, sagte er und hielt die Waffe hoch.
»Ich hoffe, daß Sie kein einziges Mal zu schießen brauchen, Mike.«
»Das hoffe ich auch.«
Die beiden jungen Menschen schauten sich an. Und sie merkten gleichzeitig, daß sich ein unsichtbares Band zwischen ihnen bildete und sie zusammenhielt. Mike spürte, daß auch er Damona nicht gleichgültig war. Er schluckte und räusperte sich die Kehle frei. Die Worte, die er ihr sagen wollte, kosteten ihn wirklich Überwindung. »Ich weiß, Damona, daß Sie nun allein auf der Welt sind. Aber wenn Sie irgendwelche Schwierigkeiten haben, dann wenden Sie sich bitte an mich. Ich bin immer für Sie da. Ich hänge auch nicht so an meinem Job, als daß ich ihn nicht aufgeben könnte, Sie ... Sie wissen, was
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