Der schwarze Engel: Horror-Thriller
Gürtel.
»Dann wären ja alle Klarheiten beseitigt«, sagte Brodkin grinsend.
»Wollen Sie mich umlegen?« fragte Mike.
»Das auch«, gab der Rumäne zu. »Aber erst haben wir mit dir noch etwas vor, mein Freund. Und glaube mir, den Spaß, den werden nur wir dabei haben ...«
Kapitel 19
Die Wartezeit wurde für Damona King zu einer Qual. Und die Gewißheit, mit drei Toten allein zu sein, erfüllte sie mit Grauen. In einem der Schränke fand sie mehrere Decken. Die breitete sie über die Leichen.
Scheu schaute Damona auf die am Boden liegende Maschinenpistole. Sie bückte sich, faßte das kalte Metall an und zuckte erschrocken zurück.
Nein, dieses Mordwerkzeug ekelte sie an.
Noch nie in ihrem Leben hatte sich Damona so elend, so einsam und verlassen gefühlt. Sie schwankte aber auch zwischen Hoffen und Bangen. Einerseits war Mike Hunter ein Teufelskerl, andererseits wiederum waren die Verbrecher so gefährlich, daß Mike mit seiner Fairneß kaum eine Chance haben würde.
Wenn nur die Eltern dagewesen wären.
Aber sie waren tot.
Gestorben im Kugelhagel einer verdammten Verbrecherbrut.
Die letzten Ereignisse waren nicht spurlos an dem hübschen jungen Mädchen vorübergegangen. Sie spiegelten sich in Damonas Gesicht wider. Unter ihren Augen lagen tiefe Ringe, die samtene Haut an den Wangen zuckte, die Mundwinkel bebten. Damona hatte mehr erlebt, als die meisten Menschen ertragen konnten.
Aber sie war nicht daran zerbrochen. Irgendwie mußte es eine Kraft geben, die sie aufrecht hielt, die ihr noch den Schwung gab, nicht aufzugeben.
Damona dachte an den Stein, den ihre Mutter ihr geschenkt hatte. Nur er konnte der Kraftspender sein. Für sie war er so etwas wie ein Katalysator, der die Verbindung zwischen ihr und dem Geist der toten Mutter hielt.
»Ich bin ein Kind der Hexe«, murmelte sie. Ihre Gedanken schweiften weg, weit weg, flogen durch Raum und Zeit und suchten Kontakt mit ihrer Mutter.
Immer wieder rief sie, doch irgend etwas hinderte sie daran, mit ihrer Mutter in Kontakt zu treten. Wie eine schwarze Wand legte sich das Hindernis über ihr Gehirn und lenkte die Gedanken in eine andere Richtung.
Damona King machte zum erstenmal die Erfahrung, daß es gar nicht so einfach war, mit ihrer verstorbenen Mutter in Kontakt zu treten. Es ging nicht in jeder Situation, und Damona stellte fest, daß sie die meisten Entscheidungen doch allein treffen mußte.
Plötzlich zuckte sie zusammen. Sie hatte Stimmen gehört.
Brodkin sprach. »Wir kommen jetzt zu dir, kleine Damona!« rief er von draußen. »Und rate mal, wen wir dir mitbringen?«
»Mein Gott, Mike!« flüsterte sie.
Im nächsten Augenblick schwang die Tür des Raumes langsam auf ...
Kapitel 20
Sie schleiften Mike Hunter über die Schwelle. Brodkin und sein Kumpan hielten ihn an den Oberarmen gepackt. Dann stießen sie ihn zu Boden. Mike konnte sich nicht mehr rechtzeitig fangen. Hart landete er. Er stöhnte.
Augenblicklich richtete Jacques Ruminski seine Waffe auf den am Boden liegenden Mann. »Wenn du dich nur einmal falsch bewegst, schieße ich dir eine Kugel durch den Schädel!« drohte er.
Mike gab keine Antwort. Er konnte auch kaum sprechen. Mit Entsetzen sah Damona, daß sein Gesicht verquollen war. Die Gangster mußten ihn geschlagen haben.
Damona atmete schneller. Und ihr war klar, daß sie und Mike keine Gnade erwarten durften.
Brodkin ging auf Damona zu. Der Rumäne hatte seinen langen Mantel ausgezogen. Er trug jetzt einen dunkelgrauen Anzug und einen noch dunkleren Rollkragenpullover. In der Reverstasche steckte ein blutrotes Ziertuch.
Der Rumäne hielt seine Waffe in der rechten Hand. Die Mündung wies auf Damona King, und über den Lauf der Kanone hinweg schaute er das Mädchen an.
»Ihr wolltet schlauer sein als wir«, sagte er hämisch. »Aber da habt ihr euch geschnitten. Wenn jemand hier als Sieger vom Platz geht, dann bin ich es. Ich habe jahrelang für meine Rache gelebt und kannte nur ein Ziel: Vanessa King und ihre Familie zu vernichten. Zwei sind tot. Du bist die dritte, noch lebende. Ich betone – noch. Denn auch dich wird meine Kugel treffen. Ein Jaroslaw Brodkin bleibt keinem etwas schuldig. Keinem!«
Er schrie die letzten Worte heraus und sprühte Damona dabei seinen Speichel ins Gesicht. Und das Mädchen war hilflos. Nie hatte Damona dies so stark gespürt wie in diesen Augenblicken. Der Mann, der trotz seiner Verwundung eine übermenschliche Leistung vollbracht hatte, um sie zu retten, lag am Boden. Er
Weitere Kostenlose Bücher