Der schwarze Fürst der Liebe
verkaufen.«
Der Bursche schwieg daraufhin still. Mortiferius gab dem Pferd mehr Zügel, da sie ruhig dahintrabten. Er hatte Matthias loswerden wollen. Sein Entschluss an dem Turnier teilzunehmen, ließ ihn diese Absicht überdenken. Für den Wettkampf benötigte er einen Knappen. Der Junge war gut erzogen, das ja, aber der Umgang mit dem Halbwüchsigen war nicht einfach für ihn. Darüber hinaus war er an ständige Begleitung nicht gewöhnt. Obwohl sein Gebieter, wusste er jedoch mitunter nicht den rechten Ton zu treffen. Also hatte er sich zu einem eher väterlichen Verhalten entschlossen, zumal der Junge ihn manchmal bewundernd anblickte. Bestimmt vermisste Matthias seine Eltern. Er würde versuchen, ein gerechter Herr zu sein und ihn zu leiten, wie es ein Vater täte.
Sie übernachteten nochmals in einem winzigen, preiswerten Gasthaus und machten sich am folgenden Morgen zeitig auf den Weg. Gegen Mittag kam die Stadt in Sicht. Die Häuser von Goldstein gruppierten sich um einen großen, flachen Hügel, auf dem das Schloss des Königs mit unzähligen Zinnen thronte. Mortiferius musterte seinen neuen Knappen mit einem Seitenblick. Matthias zeigte begeistert auf die bunten Fahnen, die auf den Terrassen und Balkonen des Palastes flatterten. Ihm gefielen die vielen, verwinkelten Dächer des Prachtbaus, die in der Sonne glänzten. Unterhalb des Schlosses breiteten sich die Häuser von Goldstein aus. Die Siedlung erstreckte sich weit bis über ihre ehemaligen Stadtmauern hinaus, die man deutlich in dem Häusermeer ausmachen konnte.
Matthias zappelte vor aufgeregter Vorfreude, denn er war offensichtlich noch nie in einer so großen Ortschaft gewesen. Mortiferius blieb gelassen. Für ihn waren alle Städte gleich. Matthias schnupperte begierig die ungewöhnlichen Gerüche und bestaunte das Gewimmel der Leute, die vielen Stimmen und die Läden mit den verschiedensten Handelswaren, als er an seiner Seite langsam über das Kopfsteinpflaster trabte.
Mortiferius bog in stille Seitenstraßen ein, um dort nach einem preiswerten Gasthaus zu suchen. Endlich hatte er einen breiten Eingang zwischen zwei grauen Steinpfeilern gefunden, sie ritten auf den Hof der einfachen Herberge und stiegen von den erschöpften Pferden. Mortiferius befahl Matthias, die Tiere in den Stall zu bringen und zu versorgen, während er sich auf den Weg zum Gastwirt machte, um mit ihm über den Zimmerpreis zu verhandeln.
Der dürre Wirt hatte die Preise wegen des Turniers hochgetrieben. Er konnte wählerisch sein, was seine Gäste betraf. Er musterte Mortiferius, taxierte seine Kleidung – sein Blick blieb an dem Siegelring hängen. Mortiferius runzelte die Brauen. Mochte der Mann von ihm denken, was ihm beliebte. Er wollte sein Geld nicht vergeuden. Etwas widerwillig führte der Wirt ihn zu der preiswertesten Stube, nah am Stall gelegen und somit billiger. Mortiferius war das recht – so hatten sie immer sauberes Wasser und die Pferde im Blick. Das Zimmer mit den weiß gekalkten Wänden war sogar einigermaßen geräumig. Es enthielt ein schmales Bett sowie ein Strohlager.
Matthias, der mit dem Gepäck zu ihm stieß, gab er sofort den Befehl das Stroh des Lagers und der Matratze zu wechseln. Schweigend aßen sie von dem restlichen Brot und Käse. Dazu holte Matthias einen Krug frisches Wasser aus dem Stall. Danach streckten sich beide erschöpft aus, wobei er dem Burschen erneut das Bett überließ.
»Morgen wirst du dich in der Stadt nach einem Schneider umschauen«, befahl Mortiferius. »Ich muss einen Schmied suchen.«
»Sollen die Pferde neu beschlagen werden, Herr?«
»Nein.« Mortiferius verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte an die Zimmerdecke mit den vielen verstaubten Spinnennetzen. »Ich will einen Helm anfertigen lassen.« Er drehte den Siegelring des Freiherrn an seinem Finger. Er wollte den Ring ein letztes Mal benutzen, um sich für das Turnier als adlig auszuweisen. Inzwischen hasste er den Ring – der hatte ihm nur Unglück gebracht.
Er schloss die Augen und dachte an Engellin. Würde er ihr jemals wieder gegenübertreten können? Er rechnete nicht damit, sie noch einmal wiederzusehen. Seine Brust fühlte sich bei diesem Gedanken kalt an. Er hatte seine heimliche Liebe verspielt. Ein Mörder wie er besaß kein Recht an sie zu denken, an ihr blondes, seidenweiches Haar und an ihre strahlenden, grünen Augen. An ihre sanften und geübten Hände. An ihre Magie, die sie in manchen Momenten ausstrahlte. An ihre Brüste
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