Der schwarze Fürst der Liebe
in zwei Hälften klappen, um ihn aufsetzen zu können. Klug eingeschnittene Sehschlitze ermöglichten eine Rundumsicht, denn Mortiferius hatte ihm erklärt, dass es tödlich sein konnte, seinen Gegner nicht rechtzeitig zu sehen. Der Helm besaß einen aus festem Kettengewebe gefertigten, angefügten Halsschutz und kurze Hörner. Der Schmied hatte ihm schwarze Farbe eingebrannt, so wie von ihm bestellt. Er sah etwas unheimlich aus, fand Matthias, jedoch sagte er nichts. Es stand ihm nicht zu, seine Meinung zu äußern. Mortiferius nickte zufrieden und entlohnte den Handwerker großzügig.
Auf dem Weg zurück zur Herberge lief Matthias an der Seite seines Herrn durch die Gassen, in der die Spannung der Leute wegen des kommenden Ereignisses bereits deutlich spürbar war. Auch ihn hatte das Turnierfieber gepackt und sein aufgeregter Magen fühlte sich an wie mit Steinen gefüllt.
Goldstein stand im Zeichen des Turniers. Viele Häuser hatten Flaggen gehisst mit dem Emblem der Stadt: einer goldenen Zinne mit schwarzer Fahne. In den Straßen waren etliche Reiter unterwegs. Gelegentlich sah er sogar einige der Ritter, der am Wettkampf teilnehmenden Ritterschaft, voll gerüstet auf tänzelnden, schnaubenden Rössern. Knappen begleiteten sie und Kinderhorden verfolgten sie mit lautem Geschrei. Auch ich bin ein Knappe, dachte er stolz und presste den Helm an seine Brust, den Mortiferius ihm in die Hand gedrückt hatte. Und mein Herr wird das Turnier gewinnen!
Das Wetter war kalt aber sonnig und so würde der große Platz hinter dem Schloss, auf dem das Spektakel stattfand, trocken sein. Das war günstig. Am Tag zuvor war er bereits mit Mortiferius dort gewesen, um ihn zu besichtigen und der Herr hatte sich für das Turnier angemeldet. Sein Siegelring legitimierte ihn, um an dem Wettkampf teilzunehmen.
Während sie zur Herberge zurückliefen, erklärte Mortiferius ihm die Regeln: Es kamen über drei Runden immer Zwei-Mann-Gefechte zur Ausführung. Kämpfe mit Lanzen, Schwertern und Streitäxten. Pro Tag jeweils eine Waffenart. Die erste Turnierrunde begann mit einem Lanzenstoßen. Da die Lanzen dazu gedacht waren, den Gegner aus dem Sattel zu schlagen und nicht zu durchbohren, besaßen sie stumpfe Spitzen. Die Reiter näherten sich durch eine schmale Beschrankung getrennt und versuchten, sich mit der Lanze vom Pferd zu stoßen. Abwehren durften sie diesen Hieb mit dem Schild. Die Sieger aus diesem Wettbewerb durchliefen ein Gefecht mit dem Schwert und die Gewinner eben dieser Kämpfe hatten die letzte Runde mit der Axt und dem Schild auszufechten. Wie er erfuhr, war die Streitaxt Mortiferius’ Spezialität.
Sein Herr blieb mitten im Sprechen stehen und blickte ihn freundlich lächelnd an:
»Ich wollte dich übrigens noch loben. Dank deiner ausgezeichneten Strohpuppe konnte ich mir auch die Fertigkeiten im Lanzenstoßen aneignen. Ich habe gelernt zu Pferde das Schwert zu führen, aber der Umgang mit der Lanze war mir nicht geläufig. Nun verstehst du vielleicht, warum wir täglich vor die Stadttore geritten sind, um es zu üben. «
Matthias spürte, wie ihm durch dieses Lob das Blut vor Freude und Verlegenheit ins Gesicht schoss. Er würde letztendlich mitgeholfen haben, wenn sein Gebieter den Wettstreit gewann. Dazu kam – Mortiferius hatte ihm eines seiner seltenen Lächeln geschenkt. Er packte den Helm fester. »Danke, Herr. Das habe ich gern gemacht.«
Das Turnier begann am nächsten Tag. Matthias war bereits am Abend zuvor zappelig und aufgeregt. Er turnte durch die Stallung, um sich zu beruhigen. Mortiferius’ Waffen und Kleidung waren zurechtgelegt. Das Schwert und die Streitaxt ruhten auf dem Tisch in ihrer Kammer. Sein Herr hatte einen einfachen schwarzen Schild vom Schmied erworben und ein paar Kettenhandschuhe. Alles war vorbereitet.
Mortiferius betrat den Stall, setzte sich auf einen Strohballen und sah ihm zu. Es gab nichts mehr zu tun. Nun konnten sie nur noch warten.
»Möchtest du auch kämpfen können?« Die Frage kam für Matthias überraschend. Er ließ sich schweißgebadet nach den Klimmzügen am Balken auf den Boden plumpsen. Sein Herz hämmerte vor Anstrengung. Mortiferius musterte ihn.
»Ja, Herr!« Matthias versuchte zu Atem zu kommen. »Ich will besonders gern lernen mit dem Dolch umzugehen.«
»Warum das?«
Matthias dachte kurz nach, während er sich mit einem Tuch abtrocknete.
»Ich denke, so etwas zu können ist am Nützlichsten. Ich möchte nicht als Söldner arbeiten mit Schwert und
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