Der schwarze Fürst der Liebe
an seinen Leib schmiegte. Das beängstigte ihn kaum, kannte er deren Gebrauch ja bereits von Bartel. Er schwang sich auf den nervös tänzelnden Wallach und fixierte den Ritter am Ende des Feldes: einen massigen Kerl in einer protzigen Metallrüstung. Eine der Grundregeln seines alten Lehrmeisters lautete, niemals eine dickwandige, verzierte Rüstung zu tragen, die den Körper unvermittelt in eine Unwucht bringen konnte. Er würde den Mann wie einen gefüllten Blecheimer vom Pferd stoßen.
Mortiferius gab dem Wallach die Sporen und schlug sein heranstürmendes Gegenüber mit einem gezielten, harten Schlag gegen die Brust aus dem Sattel. Das blecherne Geräusch hallte durch den ganzen Innenhof. Er hatte so schnell und wendig agiert, dass sein Gegner, bereits aus dem Gleichgewicht gebracht, an ihm vorbei gestoßen hatte. Das war einfach gewesen. Trotzdem tobte die Menge begeistert.
Mortiferius trabte zurück zu Matthias, der am Zelt der Ritter auf ihn wartete. Er reichte ihm die Lanze und legte sofort die Rüstung ab. »Jetzt müssen wir abwarten.« Der Junge nickte mit bleichem Gesicht.
Die zweite Runde begann. Dieses Mal half ihm Matthias die Rüstung anzulegen, denn die Reihen der Kämpfer hatte sich gelichtet und er musste schnell kampfbereit sein.
Mortiferius musterte den kräftigen Gegner mit einer Art goldenem Wikingerhelm am Ende der Balustrade. Zwischen Helm und Brustpanzerung entdeckte er eine ungeschützte Lücke. Das würde sein Ziel sein.
Er packte Lanze und Schild fester, versuchte den Mann einzuschätzen. Dieser wirkte wesentlich kraftvoller als das Gegenüber aus dem ersten Durchgang, schien jedoch in gleichem Maß unbeweglich. Seine Bewegungen und wie er sein Pferd am Zügel riss, erschienen Mortiferius kampflustig und etwas unbeherrscht. Es war schwer einen Gegner zu taxieren, dessen Gesicht man nicht sehen konnte, aber daran war er von seinen Gefechten auf dem Schlachtfeld gewöhnt. Die Intuition hatte ihn bisher richtig geleitet.
Er gab dem Wallach die Sporen. Sie preschten in schnellem Tempo aufeinander zu. Der Mann stieß zu hoch und Mortiferius duckte sich weg. Der Stoß des Ritters ging daneben. Er selbst hatte nicht genau gezielt und ebenfalls vorbei gestoßen. Aber das war seine Absicht. Er wollte seinen Gegner reizen.
Ein weiterer Anlauf folgte. Mortiferius zog seinen Kettenhandschuh glatt und packte die Lanze. Er vermutete, dass der wütende Kerl nun tiefer zielen würde. Bevor der heranpreschende Konkurrent ihn mit der Spitze erwischen konnte, drehte er den Körper zur Seite, wich so dem Stoß wieder aus, schaffte es dennoch dem Reiter seinen Spieß seitlich gegen den Kopf zu schlagen.
Der Mann schwankte, blieb jedoch im Sattel. Mortiferius ahnte, dass der fremde Ritter bereits vor Zorn rauchte. Wut macht angreifbar, dachte er grimmig.
Mortiferius musterte ihn kalt. Was würde er an dessen Stelle als nächsten Angriffspunkt wählen? Eine Finte wäre einen Versuch wert: Auf den Kopf zielen, aber dann schnell in den Bauch stoßen. Um das zu tun, vernachlässigte der zornige Mann mit Sicherheit seine Deckung. Nun konnte die Rüstung zeigen, wie gut sie war, denn bei dem, was er plante, musste er den gegnerischen Schlag wegstecken. Die folgende Attacke lag im Geist klar vor ihm. Alles würde gleichzeitig passieren.
Mit der Lanze fest unter den rechten Arm geklemmt, holte er erneut Anlauf, warf sich blitzschnell vorwärts und stieß mit der Lanzenspitze auf die ungeschützte Stelle an des Gegners Hals. Er traf genau. Die Zielübungen waren nützlich gewesen. Nach vorne gebeugt mit einem Arm an den Hals des Wallachs geklammert, krachte die Waffe des Gegners gegen seine linke Brustseite. Mortiferius spannte die gesamte Muskulatur in den Beinen an, stemmte sich in die Steigbügel, um im Sattel zu bleiben und sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass die Befestigungsriemen halten mögen. Wie er gehofft hatte, federte die Rüstung den Stoß ab. Es kam ihm sogar so vor, als hätte die Stinkrüstung den Angriff nicht nur abgefangen, sondern die Lanzenspitze abgewehrt und nach oben über seine Schulter gleiten lassen. Mortiferius schwankte kurz, blieb auf dem Rücken des Pferdes. Sein Rivale stieß ein heiseres Röcheln aus, flog ungelenk aus dem Sattel und krachte zu Boden. Dieser Mensch würde nicht mehr aufstehen – er hatte ihm den Kehlkopf zertrümmert. Die Menge tobte und klatschte.
Er empfand nichts, nur Leere und Abscheu über die Begeisterung der Masse. Der Mann hatte den Tod
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