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Der schwarze Fürst der Liebe

Der schwarze Fürst der Liebe

Titel: Der schwarze Fürst der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat McCraw
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Stühlen und ein Schrank. Es machte nicht den Eindruck, als hätte der verstorbene Kommandant viel Wert auf diese Wachstation gelegt. Das wollte er nun ändern. Er breitete die Wachpläne dort auf dem Schreibtisch aus und ließ durch einen Diener den Tischler des Schlosses rufen. Er hatte vor, die Wände des kleinen Raumes mit waagerechten Holzleisten ausstatten zu lassen, die in Zukunft sämtliche Wach– und Übungspläne auf einen Blick aufnehmen würden. Mortiferius nahm Papier und Feder und machte sich an die Arbeit.

    Er hatte einige Stunden geschrieben, da klopfte es leise an der Tür.
    »Herein!«
    Wie immer in Schwarz gekleidet stand Matthias auf der Schwelle. Verlegen rang er die Hände. »Darf ich mit Euch sprechen, Herr?«
    Ruhig legte Mortiferius die Feder beiseite. Eine kleine Pause kam ihm gelegen. »Ja, aber nur wenn du vorher einen Krug Wasser und zwei Gläser holst.«
    Matthias nickte und war verschwunden. Er kam Minuten später mit dem Gewünschten zurück.
    Mortiferius trank durstig. »Was gibt’s?«
    »Es geht um meine Übungen.« Matthias trat von einem Fuß auf den anderen.
    Nachdenklich runzelte Mortiferius die Brauen. Er wusste nicht, wovon der Jüngling sprach.
    »Ihr hattet doch versprochen, mich im Kampf mit dem Dolch auszubilden.«
    Mortiferius’ Stirn entspannte sich. »Ich erinnere mich.«
    »Wollt Ihr das denn noch tun, oder habt Ihr als Kommandant keine Zeit mehr für so etwas?«
    »Für dich habe ich immer Zeit, Matthias.«
    Ein Lächeln schlich sich in das angespannte Gesicht des Jungen. »Ich ... ich möchte eine Bitte äußern: Könnten wir den Zeitpunkt für die Ausbildung so legen, dass sie nicht vor den Soldaten stattfindet?«
    Mortiferius nickte verstehend und blickte auf seine Trainingspläne. »Das lässt sich bestimmt machen.«
    Matthias atmete erleichtert aus. »Danke, Herr!«
    Er verbeugte sich leicht, wandte sich um und ging zur Tür.
    Nachdenklich betrachtete Mortiferius seine schmalen Lenden in der enganliegenden Hose. Hübsch war der Bursche ja. Als hätte Matthias seinen Blick gespürt, drehte er sich an der Tür zu ihm um und ein bezauberndes Lächeln huschte über sein Gesicht.
    Genau das, dachte Mortiferius, ist der Ausdruck, den die anderen Männer niemals sehen dürfen. Sollte das geschehen, waren sie beide in Gefahr. Schlimmstenfalls würde er dem Jungen dieses Lächeln mit Gewalt aus dem Gesicht reißen müssen.

    Er hatte den ganzen Abend lesend vor dem Kamin in der Bibliothek verbracht, in dem ein Diener ein angenehmes, prasselndes Feuer entfacht hatte. Die Königin war nicht mehr aufgetaucht. Den Kopf voll mit den Dingen, die er in den Büchern gelesen hatte, schritt Mortiferius langsam zu seinem Quartier.
    Matthias hatte auf ihn gewartet, um ihm beim Auskleiden zu helfen. Er winkte ab. Er war noch kein alter Mann, das würde er alleine tun. Außerdem wollte er nicht eine so enge körperliche Nähe zu dem Jungen. Er streckte sich auf dem angenehm harten Bett aus. Die Bücher des Schlosses waren eine echte Bereicherung. Er konnte so vieles lernen. Ihn faszinierten all diese Geschichten in den Romanen, die besinnlichen Gedichte, Schriftstücke in fremden Sprachen geschrieben und übersetzt, Reiseberichte, militärische Bücher über Strategie. Er hatte noch keinen Plan, wo er bei dieser Vielfalt ansetzen sollte. Er wusste nur, dass er seine winterliche Freizeit in der Bibliothek verbringen wollte.
    Die Lider fielen ihm zu. Engellin stand vor ihm. Sie trug ein weißes, wallendes Gewand. Ihre Hände strahlten in dem gelben Licht, das er dort bereits an ihr gesehen hatte. Sie lächelte ihn an und drückte die strahlenden Hände auf seinen nackten Brustkorb. Es war, als würde sich in seiner Brust etwas Hartes lösen. »Ich verzeihe dir, Rudger«, flüsterte sie. Er griff nach ihr um sie festzuhalten, aber fasste ins Leere – wachte auf. Sie verzieh ihm? Das konnte er kaum glauben. Wusste sie denn überhaupt, was genau er getan hatte? Dass er daneben gestanden hatte, als der Scherge Bartel erstach?
    Plötzlich kam ihm der erlösende Gedanke. Was hatte er zu verlieren? Er würde ihr schreiben und erzählen, was damals geschehen war. Er musste es ihr beichten, sein Herz endlich davon befreien. Mochte sie dann mit ihm machen was ihr beliebte – sollte sie ihn verfluchen. Das wollte er auf sich nehmen. Vom Schloss aus waren ständig Kuriere in alle Richtungen des Landes unterwegs. Er würde einem der Boten den Weg beschreiben und seinen Brief überbringen lassen.

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