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Der schwarze Fürst der Liebe

Der schwarze Fürst der Liebe

Titel: Der schwarze Fürst der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat McCraw
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gab sich zu sammeln. Es war bereits nach Mitternacht und sein Dienst begann früh am Morgen. Mortiferius entledigte sich seiner Kleidung und schlüpfte in ein langes Nachtgewand. Gedankenverloren wusch er sich. Er bereute, dass er diese Nähe zugelassen hatte, verstand selbst nicht so ganz, wie das eigentlich passiert war. Nun lief er Gefahr, dass Matthias dieses Erlebnis als eine Art von Bindung zwischen ihnen ansah. Er musste dringend für Klarheit sorgen und dem Jungen begreiflich machen, dass dies ein einmaliger Ausrutscher war.
    Er legte sich ins Bett und zog eine braune Wolldecke über sich. Es war seine Einsamkeit gewesen, die ihn dazu verleitet hatte. Er war von vielen Menschen umgeben, jedoch in keines ihrer Schicksale involviert, fühlte sich wie ein außenstehender Betrachter. Lediglich Matthias hatte einen kleinen Zugang zu ihm. Ich sollte die Hoffnung auf Engellin endgültig begraben, dachte er, muss mir Wege eröffnen, noch einmal glücklich zu werden. In gleichen Augenblick erkannte er, dass das niemals der Fall sein konnte, solange die Schuld auf ihm lastete. Für ihn gab es erst einen Neuanfang, wenn Engellin ihm verzieh. Er schluckte, als ihm das so klar zu Bewusstsein kam.
    Sie hatte sich nicht wieder bei ihm gemeldet. Und er hatte kein Recht dies zu tun. Er musste sie in Ruhe lassen, denn sie hatte um Zeit gebeten. Es war an ihr, diesen Zeitraum zu bestimmen. Vielleicht würde es lebenslang dauern. Ich habe es verdient, sinnierte er und dachte an Bartel, sein Lachen, seine Vitalität. Er hatte seinen Bruder umgebracht. Er konnte inzwischen kaum noch nachvollziehen, was eigentlich in ihn gefahren war, so zu handeln. Es war ihm damals gut gegangen. Natürlich war es ein Leben immer nah am Galgen gewesen. Jedoch – was hatte er jetzt? Er lief herum wie ein lebendiger Leichnam, nicht mehr fähig zu lieben und etwas zu empfinden. Nein, so ganz stimmte das nicht. Er liebte Engellin. Doch das war hoffnungslos. Wie es ihr wohl ging? Der Winter stand vor der Tür. Es hatte Anzeichen dafür gegeben, dass dieser hart und lang werden würde. Ob sie gut versorgt war? Möglicherweise hatte sie bereits einen anderen Mann. Daran mochte er gar nicht denken. Ihm blieb nur warten, hoffen und vielleicht gelegentlich ein Gebet.

    Kapitel 58 - Winter

    Engellin schleppte einen Armvoll Brennholz in die Hütte, ließ das Holz neben den Kamin fallen und lief, um die Tür zu schließen. Sie hielt inne, denn ihr war schwindelig geworden. Es ist der Hunger, dachte sie und drückte mit der Tür gegen den scharfen Wind an, der in die Stube blies. Am besten lege ich mich ins Bett, überlegte sie. Da verbrauche ich am wenigsten Kraft. Sie kroch voll bekleidet unter die Decken. Vielleicht kommt heute Nachmittag ja ein Patient und ich kann ein bisschen was verdienen. Obwohl – bei diesem Schnee ...
    Sie hatte Geld und Lebensmittel streng rationiert, nachdem Maus nicht wiedergekommen war. Der Schock über die Erkenntnis hatte tief gesessen, dass er wahrscheinlich nie mehr aus dem Kerker entlassen wurde, in den man ihn wegen Wilderei geworfen hatte. Kaum jemand überlebte die Tortur in diesen Gefängnissen. Sie hatte versucht, ihn zu besuchen, war jedoch bereits an den Wachen des Mordersbergschen Schlosses gescheitert, in dem er inhaftiert war. Dessen felsige Höhlenkerker galten als die grausamsten der ganzen Gegend.
    Sie war nach der barschen Ablehnung nach Hause gelaufen und hatte Bestandsaufnahme gemacht, hatte alles, was sie an Hab und Gut verkaufen konnte, zusammengerafft und auf den Markt in Volkesleben getragen. Sogar Bartels Keule war dabei gewesen, die den höchsten Gewinn erzielte. Danach war sie tränenüberströmt auf den Hof zurückgekehrt.
    Nein, sie würde sich nicht unterkriegen lassen. Und sie half den bedürftigen Leuten weiterhin, die in den Häusern neben ihr wohnten. Das Husten der Nachbarskinder war bis in ihr Bett zu hören. Viel konnte sie nicht mehr dagegen tun. Ihre Tees wirkten kaum noch. Sie befürchtete Skorbut, eine Krankheit, die oftmals arme Menschen befiel und die deren Widerstandskräfte vernichtete. Sie wusste, dass der Kohl, den sie im Sommer angebaut und mit Salz in Töpfe eingelegt hatte, half, die Mängel auszugleichen. Deshalb hatte sie ihn mit ihren Mitbewohnern geteilt und nur wenig für sich behalten. Nun war sie am Ende.
    Es war der Weihnachtsabend, den viele Menschen mit gutem Essen im Kreise ihrer Familien feierten. Sie war jedoch keine Christin, glaubte an die alten Götter und ihr

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