Der schwarze Fürst der Liebe
Bande wurde sicherlich überall gesucht. Das hätte sie beunruhigen müssen, aber das tat es seltsamerweise nicht.
Bartel war stark und hatte einen Instinkt für Gefahren und beschützte sie.
Was sie selbst anging, betrachtete er sie als sein Eigentum. Auf der anderen Seite jedoch führte sie ihn, denn er verehrte sie. Engellin war für ihn ein seltenes Juwel, das er nicht müde wurde anzuschauen und zu überprüfen, in der Hand zu drehen und zu bestaunen. Sie lächelte. Natürlich – er war ein Waldmensch, ein Barbar, und sie musste ihn mit dem Geschick einer Frau vorsichtig leiten, denn er war nicht dumm. Gelegentlich wehrte er sich gegen nützliche Dinge wie Körperpflege und den gesitteten Lebensstil, den sie ihm zu vermitteln versuchte.
Bartel war ihr zwischenzeitlich so vertraut geworden. Es fühlte sich an, als wären sie schon immer zusammen gewesen. Sie verstand ihn ohne viele Worte, konnte in seinem Gesicht lesen wie in einem Buch.
Sie hatte bisher jedoch nicht mit ihm über das gesprochen, was ihr widerfahren war. Jedes Mal wenn sie begonnen hatte ihm von der Gewalt zu berichten, schnürte es ihr den Hals zu. Er sah, dass sie litt, und drängte nicht. Er wartete einfach ab, bis sie das Geschehene so weit verarbeitet hatte, dass es aus ihr herausbrach.
Bartel war in mancher Beziehung ein geduldiger Mann – aber nur was sie betraf. Was den Umgang mit seinen Spießgesellen anging, war er eisenhart und gnadenlos. Wer den Fehler beging, ihn für einen gutmütigen Trottel zu halten, bloß weil er nach außen ruhig und gelassen war, machte einen Riesenfehler. Sie hatte ihn schon erlebt, wie er aus einer Ruheposition mit einer Geschwindigkeit, die man seinem massigen Körper nicht zugetraut hätte, blitzartig einen Gewaltakt verübte. Er war wie ein mächtiger Bulle, den man besser nicht reizte.
Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, war es genau diese Stärke, die sie anzog wie eine Motte das Licht. Er versuchte es zu vermeiden, sie hatte ihn jedoch einige Male nackt gesehen. Sein schüchternes Lächeln, als er sie bemerkte, sowie der Anblick seines muskulösen Leibes und des großen Gemächts hatten sie nicht unberührt gelassen. Ihr war das Blut zwischen die Beine geschossen, was unangenehm und schmerzhaft gewesen war. Ja, sie sehnte sich nach ihm und seinen starken Armen, aber noch war die Zeit dafür nicht gekommen. Ihr war klar, dass sie irgendwann seiner offensichtlichen Begierde nachgeben musste – und sie würde es auch wollen.
Nun, und dann war da Maus. Maus, ihr treuer Verehrer – ihr Diener. Der Mann hatte sie als seine Herrin auserkoren. Er ging für sie durchs Feuer. Engellin betrachtete ihn. Seine dürre Gestalt war vor der schwarzen Esse kaum auszunehmen. Gebeugt rührte er mit Hingabe in einem duftenden Kaninchen-Eintopf. Sie dachte darüber nach, wie er zu Bartel stand. Er hatte Bartel als seinen Herrn akzeptiert, betrachtete ihn jedoch kritisch. Natürlich hätte er sich das nie anmerken lassen. Ihm war klar, dass Bartel fähig war, ihm mit bloßer Hand ein Ohr abzureißen. Nein, er ordnete sich dem Anführer unter, war geschickt und nützlich – aber sie war seine strahlende Gottheit.
Sie streckte sich, horchte dabei in ihren Leib. Allmählich war der dumpfe Schmerz im Unterleib verschwunden. Immer öfter erhob sie sich vorsichtig von ihrem Bett und versuchte die Muskeln wieder in Gang zu bringen. Sie wollte auf keinen Fall schwach sein. Sie setzte sich langsam auf und steckte ihr Haar hoch, so wie Bartel es mochte . Sie würde vors Haus gehen, wenn der Wind nicht zu stark unter den Felsvorsprung blies.
Maus reagiert sofort auf ihre Bewegung. Er drehte sich nur leicht in ihre Richtung, so dass er aus den Augenwinkeln wahrnehmen konnte, was sie tat. Niemals wäre er so dreist gewesen den Kopf vollends zu drehen und sie anzustarren; obwohl sie fühlte, dass er das gern getan hätte. Zu sehen, wie seine Göttin sich das Haar richtete – bestimmt würde er den Rest des Tages davon träumen. Engellin seufzte leise. Sie brauchte ihre ganze Diplomatie um sich zwischen zwei Männern zu bewegen, die sie begehrten.
Sie warf sich Bartels grauen Wollumhang um die Schultern, der an ihrem Bettende gelegen hatte, zog ihn fest über den Brüsten zusammen und trat neben Maus. Er wich kaum merklich aus und er senkte den Blick in seinen Kochtopf. »Das riecht aber lecker! Du bist wirklich ein Goldstück!« Augenblicklich hob er den Kopf und seine schmale Brust reckte sich. Seine Herrin hatte ihn
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