Der schwarze Fürst der Liebe
vor und senkte demütig den Kopf.
Der Fürst musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Sein Blick blieb an dem Ring mit dem Familienwappen hängen, den der Mann an der rechten Hand trug.
»Ich möchte keine Ungelegenheiten bereiten, sondern Euch nur Eure Pferde zurückbringen, die ich den Wegelagerern abgenommen habe, die mich nahe Volkesleben überfielen. Die Löwen-Brandzeichen sind unverkennbar.« Er wankte.
Morderbachs Miene entspannte sich. »Wie viele waren es?«, fragte er eindringlich.
»Drei«, stöhnte Mark Herrschbach. »Einer ist mir entkommen.« Der Mann bewegte sich, so dass er dessen Waffen unter der zerfetzten Jacke sehen konnte.
»Um Himmels willen!«, rief der Fürst. »Nun setzt Euch erst einmal! Ich rufe einen Bader!«
»Nicht nötig«, entgegnete Herrschbach. »Es sind nur ein paar Prellungen.«
»Dann stärkt Euch wenigstens«, befahl er und klatschte laut in die Hände. »Bringt Wein und Wasser für meinen Gast und etwas zu essen.«
Die beiden beflissenen Diener verschwanden und Mordersberg schob dem Adligen einen mit einem bunten Gobelin bezogenen Stuhl hin. Der ließ sich stöhnend darauf fallen.
Kurze Zeit später tat sich die Tür auf und die Magd Martha trat mit einem vollen Tablett in das Esszimmer. Als sie seinen Besucher erblickte, erbleichte sie, und ließ fast die Speisen auf den Boden fallen »Freiherr Herrschbach!«, rief sie entsetzt. »Was ist Euch geschehen?« Herrschbach winkte nur wage ab.
»Du kennst ihn?«, fragte der Fürst. Sein Gefühl sagte ihm, dass der Fremde ein gestandener Mann war. War er indes auch ein Ehrenmann, der die Wahrheit sprach? Sein misstrauisches Wesen ließ sich so schnell nicht beschwichtigen.
»Natürlich«, antwortet Martha. »Er ist doch Freiherr Mark Herrschbach!« Sie wollte zu Herrschbach stürzen.
»Nein, wir benötigen deine Dienste nicht mehr.« Mordersberg hob die Hand, um sie zu entlassen. Er hatte nicht das Bedürfnis, sich Weibergewäsch anzuhören. Mark Herrschbach schenkte sich umständlich ein Glas Wasser ein und beachtete die Angestellte nicht. Ein Zeichen, dass er sie als unter seinem Stand sah, was der Fürst zufrieden zur Kenntnis nahm.
Rudger trank einen großen Schluck Wasser und betrachtete den Adligen über den Rand des Glases. Mordersberg schien noch nicht so ganz überzeugt. Aber er hatte sowieso nicht damit gerechnet, dass die Sache einfach werden würde. Deshalb war es ihm ganz recht, als der Fürst sich zu ihm setzte und nach weiteren Einzelheiten fragte. Eine Gelegenheit für ihn, die Geschichte glaubwürdig zu untermauern.
Rudger berichtete, dass er am Nachmittag des vorherigen Tages den Wald durchquert hatte, um seine Geschäfte in Volkesleben zu Ende zu bringen, als ihm drei Wegelagerer aufgelauert hatten, um ihn zu berauben. Er hatte zwei von ihnen töten können, aber war selbst dann zu schwach gewesen, um zu verhindern, dass der dritte Dieb mit seiner Habe flüchtete. Er beschrieb den Halunken genau. Der Fürst nickte. Rudger schilderte, wie er bewusstlos die Nacht im Forst verbracht hatte. Erst im Morgengrauen war er fähig gewesen, sich auf eins der Rösser zu schwingen und die beiden anderen Pferde an den Halftern mitzuzerren. Die Tiere, die sich dann als Eigentum des Fürsten entpuppten.
»Wir müssen den entflohenen Dieb auf jeden Fall aufspüren!« Der Fürst hatte der ganzen Geschichte mit gerunzelter Stirn gelauscht. »Wir müssen ihn verhören, ob er etwas über das Verschwinden meiner Frau weiß!«
Rudger sprang auf und blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht leicht gekrümmt stehen. »Wenn das die Mörder eurer Gemahlin waren«, heuchelte er. »Hätte ich das gewusst!« Der Fürst nickte betrübt.
»Mein Freund, ihr müsst Euch erst einmal ausruhen und erholen. Seid mein Gast. Seit dem Verschwinden meiner lieben Frau hatte ich keine Gäste mehr. Ich bin so glücklich endlich eine, wenn auch noch so kleine, Spur zu bekommen, die ich verfolgen kann. Ich danke Euch dafür.« Er fuhr fort: »Ich habe Euch ein Zimmer herrichten lassen. Wir sehen uns beim Abendbrot.«
Der Fürst erhob sich und Rudger machte Anstalten ebenfalls aufzustehen und sich vor dem hohen Herrn zu verbeugen, aber Mordersberg winkte ab. »Ich bin in der Bibliothek, Josef«, sagte er mit belegter Stimme zu seinem Diener, der in das Speisezimmer trat, und verließ den Raum.
Rudger sah sich in seinem neuen Zimmer um. Im Grunde war er doch erstaunt, wie einfach alles gewesen war. Martha war genau zum richtigen Zeitpunkt
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