Der schwarze Fürst der Liebe
geworden!«
Paff! Und schon standen seine Nackenhaare zu Berge!
»Nicht!« Mausens Stimme drang beschwörend auf ihn ein. »Lass uns gehen.«
Zu spät! Bartel packte den Müller von hinten am Kragen, drehte ihn herum und stopfte ihm zwei Kreuzer ins Maul.
Wenzel würgte und spuckte das Geld aus: »Drei, hab ich gesagt!«
»Du alter Halsabschneider!«, zischte Bartel. »Ich wusste doch eben schon, dass du ein paar aufs Maul brauchst!«
Das waren die letzten Worte, die gewechselt wurden. Wie zwei wütende Stiere gingen Wenzel und er aufeinander los, prallten mit den Leibern aneinander, packten sich an den Hälsen und versuchten sich gegenseitig ein paar Schwinger mit der Faust zu verpassen. Bartel traf Wenzel gekonnt in den dicken Bauch, fing sich dafür aber einen Treffer auf das linke Auge, der ihm für einen Augenblick die Sicht raubte.
Sobald er fähig war, versetzte Bartel seinem Gegner einen Schlag auf seinen massigen Schädel, so dass der Kerl gegen das große, aufgeklappte Holztor der Mühle krachte. Der Müller rappelte sich auf und machte einen unbeholfenen Satz in die halbdunkle Mühle, um dort zu verschnaufen.
Kurz entschlossen hechtete Bartel hinterher und ging Wenzel an die Kehle. Er wollte dem Scheißkerl keine Pause gönnen. Der Mann warf sich blitzschnell zur Seite, und Bartel landete auf dem mit Mehl bedeckten Boden, so dass es staubte. In einer Mehlwolke rappelte Bartel sich auf und hustete. Wenzel lachte schadenfroh. Dem würde das Lachen schon vergehen. Er sprang auf die Füße und holte erneut Anlauf. Mit den Schädeln voraus krachten sie aneinander. Wenzel schwankte.
Erst jetzt bemerkte Bartel, dass sie sich frontal vor dem immer noch arbeitenden Mühlwerk befanden. Der Müller versuchte ins Gleichgewicht zu kommen und griff in die Luft. Das untere, senkrechte Kammrad des laufenden Mahlwerks erfasste den Stoff seiner Hose und zog sein linkes Bein in die Drehrichtung mit. Es gab ein knirschendes Geräusch. Wenzel brüllte wie am Spieß.
Maus, der ihren Kampf beobachtet hatte, rannte zum Mühlwerk und griff ins Gestänge. Während Bartel sich noch verwirrt den Schädel rieb, hatte er das Mahlwerk zum Stillstand gebracht. Der Müller hing eingeklemmt seitlich zwischen Kammrad und Wand und schrie wie ein Schwein auf der Schlachtbank.
Verdammt! »Maus wir brauchen Engellin!«, brüllte Bartel. »Nimm zwei Pferde aus dem Stall und hol sie! Sofort!« Maus nickte und rannte wie der Blitz. Sekunden später hörte er Hufgetrappel, das sich entfernte.
Bartel wankte zu Wenzel, noch immer etwas benommen von dem harten Kampf. Der Müller hatte aufgehört zu schreien und hing bewusstlos in der Ecke. Bartel musste ihn dort herausziehen – und zwar schleunigst. Er griff unter den rechten Arm und versuchte den Mann vorsichtig auf seinen Rücken zu heben. Das verkeilte Bein hielt ihn zurück. Bartel versuchte es mit sanftem Druck, während er der Drehung des Kammrads mit dem Fuß nachhalf. Das klappte. Das Bein war befreit. Durch den Schmerz kam Wenzel wieder zu sich und brüllte ihm ins Ohr. Dann versank er glücklicherweise erneut in Ohnmacht. Bartel wandte den Kopf und blickte hinter sich. Das rechte Bein des Müllers war unverletzt, das linke – eine blutige Masse. Aus der zerrissenen Hose pulsierte das Blut.
So schnell er konnte trug er den schweren Mann in den Stall neben der Mühle, in dem seitlich ein paar Strohballen gelagert waren, und legte ihn dort ab. Ohne zu zögern, riss er dem Müller seinen Ledergürtel mit einem Ruck vom Leib. Er packte die Überbleibsel der Hose und fetzte den Stoff weg. Nun war die Verletzung eindeutig zu sehen. Unterhalb des Knies war das Bein komplett zerstört – eine Masse zerdrückten Fleisches, an dessen Ende der Fuß baumelte, nur noch durch einige Sehnen und Fasern mit dem Körper des Müllers verbunden. Solche Verletzungen hatte er auf dem Schlachtfeld schon oft gesehen. Er musste sofort die Blutung stoppen, sonst war Wenzel verloren. Schnell schlang er den Gürtel oberhalb des Gelenks um das Bein und zog den Lederriemen an, so fest er konnte. Das Blut hörte auf zu sprudeln.
Verdammt. Bartel ließ sich neben ihm auf den Boden sinken. Sein Schädel hämmerte. Er schaute noch einmal zu der Wunde und rappelte sich schwerfällig hoch. Ihm war klar, was zu geschehen hatte. Das zerstörte Körperteil musste weg. Das sollte Engellin machen. Wo verwahrte der Kerl sein Werkzeug? Er lief los und fand eine kleine Kammer neben der Mühle. Entschlossen nahm er eine
Weitere Kostenlose Bücher