Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Fürst der Liebe

Der schwarze Fürst der Liebe

Titel: Der schwarze Fürst der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat McCraw
Vom Netzwerk:
Scheiße, dachte Bartel – jedoch war diesen ganzen Idioten ja nicht anders beizukommen. Da mussten strikte Anweisungen ran.
    Sie zogen los. Manche trugen veraltete Musketen, viele Spieße und Säbel – die meisten hatten wohl auch Messer und Dolche. Es war ein zusammengewürfelter Haufen, aber, soweit er es beurteilen konnte, alles Freiwillige oder Söldner, denn fast jeder der Männer hatte nun eine Portion grimmige Kampflust im Gesicht. Rudger lief neben ihm, Volmar mit Erich hinter ihnen. Es gab nichts zu sagen. Der waffenklirrende Zug setzte sich Richtung Süden in Bewegung.
    Wie der Waffenmeister vorhergesehen hatte, war es bereits Nachmittag, als sie das Kloster passierten – es war also allemal zu spät an diesem Tag noch einen Angriff vorzubereiten. Der berittene Waffenmeister hatte eine Senke zwischen einigen Hügeln am Ufer des kleinen Flüsschens gefunden, die für die Übernachtung der ganzen Truppe geeignet war. Der Proviantwagen hielt Wasser und Brot bereit. Bartel spähte unter die Zeltplane und sah einen Vorrat an Bohnen und einen großen Kübel. Das würde kein kulinarischer Feldzug werden.
    Er zog ein gewachstes Tuch hervor und legte es auf das Gras um die Feuchtigkeit abzuhalten. Danach wickelte er sich in eine grob gewebte Wolldecke. Die anderen Männer führten ähnliche Dinge mit und lagerten sich darauf. Der blutrote Sonnenuntergang verblasste und machte einem endlos weiten Sternenhimmel Platz. Es war ruhig geworden. Was kam morgen auf sie zu? Wie stark war der Feind gerüstet? Erwartete er sie oder konnten sie einen Überraschungsangriff starten? Bartel starrte zu den unzähligen, blinkenden Sternen empor und dachte an Engellin. Sie war tapfer gewesen, hatte ihm Proviant eingepackt und ihn verabschiedet, als würde er zum Jagen gehen. Sie hatte darauf geachtet, dass er die Rüstung noch ordentlich einfettete, um ihre Dehnbarkeit zu erhalten. Besser zu viel als zu wenig, hatte sie gesagt.
    Bartel hörte Volmar mit Erich leise flüstern. Sie kannten sich offensichtlich wirklich gut. Er drehte den Kopf zur Seite und sah Rudger schlafend neben sich, den goldbraunen Zopf auf der Schulter. Wie oft hatten sie schon so auf einem Weg zu einem Schlachtfeld nebeneinander gelegen, geredet und waren dann irgendwann eingeschlafen? Oft – sehr oft. Ihn überkam das Gefühl, dass sie sich entfremdet hatten. Rudger und er hatten sich nur noch wenig zu sagen. Das Schweigen verunsicherte Bartel. Ob er sich wohl weiterhin auf ihn verlassen konnte, wenn es im Kampf hart auf hart kam? Er schloss die Augen.
    Sie exerzierten wieder! Er hörte die gebellten Befehle über sich. Die Soldaten setzten sich in Bewegung. Er lag auf dem Rücken, versuchte vergeblich sich zu rühren. Seine Glieder waren längst taub geworden. Zu keiner Seite war Platz in seinem winzigen Gefängnis auf dem Kasernenhof, in das sie ihn gesperrt hatten. Er war ein Dieb, sagten sie – hatte ein Brot gestohlen. Seine Mutter war krank und am Verhungern. Ein enger Steinkasten im Boden. Aus Ziegelsteinen gemauert, gerade so groß, dass man einen Menschen auf dem Rücken liegend hineinzwängen konnte, oben abgedeckt mit einem Metallgitter. Es gab etliche dieser kleinen Löcher in dem Exerzierhof. Er hörte gelegentlich andere Opfer in ihnen schreien. Manchmal war er es selbst. Sie marschierten mit schweren Stiefeln, die Vergitterung knallte ihm fast auf die Nase, danach rückten die Pferde an. Pferdescheiße rieselte durch die Ritzen. Nach dem Üben kamen die Soldaten um sie zu quälen, um ihn anzupissen. Der Durst war unerträglich. Lachend schüttete irgendjemand Wasser über ihn – er versuchte, mit dem geöffneten Mund ein paar Tropfen zu erhaschen. Dann exerzierten sie von neuem. Im Takt marschierten sie, immer und immer wieder, drückten das Gitter nieder auf sein unmenschliches Gefängnis und er schrie!
    Jemand gab ihm Ohrfeigen. Rechts, links, rechts, links. Die Handschrift kannte er. Rudger! »Verdammt, Bartel! Hör auf mit der Schreierei! Ich dachte, du wärst längst darüber hinweg!« Bartel keuchte, glücklich wieder unter dem Sternenhimmel angekommen zu sein – ohne Gitter, ohne Platzangst, ohne Bedrängnis.
    »Danke, Rudger«, stammelte er. Ihr Götter, kaum wurde es in irgendeiner Form um ihn herum militärisch, setzte der alte Alptraum erneut ein. Er trank einen Schluck Wasser und schämte sich.

    Kapitel 35 - Die Schlacht

    Bartel blinzelte in Sonne, die bereits am Horizont erschienen war, und erhob sich.
    Der Waffenmeister

Weitere Kostenlose Bücher