Der schwarze Fürst der Liebe
kalt.
Warrenhausen zuckte unbeeindruckt die Achseln. »Du kannst auch gern dein bequemes Leben beim Fürsten opfern und zu Deinesgleichen zurückkehren, um zu versuchen sie zu schützen. Aber was glaubst du, wie lang ihr euch noch verstecken könnt?«
Der Freiherr war ein ernstzunehmender Gegner und eine verschlagene Ratte. Er hatte die Mittel fast unbegrenzt Spione einzusetzen und wusste genau, was er wollte. Rudger fühlte, dass die Tage der Bande sowieso gezählt waren. Er überlegte.
»Ich sehe schon diese Entscheidung fällt dir schwer«, schnarrte Warrenhausen. »Ich gebe dir eine Woche Bedenkzeit. Ich finde, ich bin da sehr großzügig«. Sein fettes, rotes Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Ich erwarte deine Nachricht!« Er klopfte bestätigend auf einen der Holztische und marschierte zur Tür hinaus.
Rudger hörte ihn die Treppe hinunter poltern und sank auf einen der Stühle. Sein Verstand raste. Er würde Engellin nie für sich haben können. Aber sie verraten? Bartel denunzieren? Er verfluchte den Weinbrand, der ihm das schmerzende Gehirn immer noch lähmte. Rudger stützte den Kopf in die Hände und starrte vor sich hin.
Weiterhin nachdenklich machte er sich auf den Rückweg zum Schloss. Als er in den gepflasterten Innenhof ritt, stand da Warrenhausens Kutsche – leicht zu erkennen an dem protzigen Emblem auf den Türen. Der Fürst war eben dabei Lena zu verabschieden. Sie hielt ihren weißen Arm aus dem Kutschenfenster, der Fürst küsste mit entrückter Miene ihre mollige Hand. Nun war Rudger klar, wer dem Fürsten die Nacht versüßt hatte. Die wird wohl kaum noch Unterstützung brauchen, dachte Rudger grimmig, aber verzog den Mund zu einem freundlichen Lächeln.
Als die Kutsche abgefahren war, wandte sich der Fürst mit strahlendem Gesicht zu ihm um. »Sie ist eine wunderbare Frau, mein Freund.« Er machte eine bedeutsame Pause. »Ich denke, ich werde sie ehelichen!«
Rudger riss sich zusammen. »Euer Gnaden! Was für wundervolle Nachrichten!« Er zwang sich, weiterhin zu lächeln. »Ich gratuliere Euch von ganzem Herzen!«
Mordersberg nickte. Er legte Rudger den Arm um die Schulter und gemeinsam gingen sie ins Schloss. »Ich gedenke, nicht allzu lange zu warten. Sie weiß es noch nicht, aber ich werde morgen zum König aufbrechen, um meine Ehe annullieren zu lassen, damit ich imstande bin Lena an Weihnachten zu ehelichen!«
Der Fürst ließ wirklich nichts anbrennen.
»Wozu die Eile?«, stieß Rudger hervor, auch wenn er wusste, wie unhöflich das geklungen haben musste. Mordersberg bemerkte es glücklicherweise nicht.
»Dir kann ich es ja anvertrauen, Mark«, der Fürst senkte die Stimme, »ich will sie so schnell wie möglich schwängern!«
Rudger zuckte kurz zusammen.
»Mir läuft die Zeit davon, mein Freund, und sie ist jung und hitzig. Ich bin kinderlos. Was soll aus meinem Fürstentum werden?«
Das sah Rudger ein. »Wenn ich Euch bei den Hochzeitsvorbereitungen unterstützen kann, sagt es mir bitte.«
Der Fürst nickte bedächtig. Auch diese Antwort hatte er offensichtlich erwartet. Er umarmte ihn, seinen vermeintlichen Freund, und das Lächeln vertiefte die vielen Fältchen um seine veilchenblauen Augen.
Kapitel 44 - Die Mitgift
Bartel schlug die Augen auf und horchte in sich hinein. Er spürte keine Schmerzen. Endlich! Es kam ihm so vor, als ob die Wunde ewig gebraucht hatte, um zu verheilen. Er reckte das immer noch verbundene Bein unter der Felldecke hervor und bewegte es langsam. Nichts. Er schaute zu Engellin. Sie schlummerte wie ein Kind mit rosigen Wangen, den Mund leicht geöffnet.
Bartel stützte sich auf den Ellenbogen und betrachtete sie aufmerksam. Studierte jede Linie ihres lieben Gesichts, die Wellen ihres gelösten Haares. Er empfand sie als Teil von sich, ein kostbares Stück – eigentlich zu wertvoll für ihn, mit all ihren Talenten und Fähigkeiten. Neben ihr fühlte er sich oft wie ein dummer Bauer. Was hatte er ihr entgegenzusetzen – zu geben? Kraft. Immer nur Kraft. Was hatte er noch zu bieten, außer seinem starken Körper, seiner Lebenskraft, seiner Potenz? Ihm fiel nichts ein. Sie war so schön. Bartel streichelte sacht mit seiner schwarz behaarten Hand ihre flaumige Wange. Ihre Haut war überall glatt und sanft mit winzigen Härchen bedeckt, die so klein waren, dass man sie kaum mit bloßem Auge sah. Nur gegen das Sonnenlicht konnte man diesen Flaum erkennen, der ihren Leib zu einem weichen Gedicht machte.
Durch seine Berührung zuckten
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