Der schwarze Fürst der Liebe
Zähne an der Kutsche ausbeißen, in die wir noch weitere drei Soldaten setzen.«
»Das hört sich gut an«, bestätigte Mordersberg.
»Nun ja«, erwiderte Rudger. »Das Problem an dem Plan ist, dass Warrenhausen es sich nicht nehmen lassen will, persönlich das Geld durch den Wald zu bringen. Ich halte das für einen Fehler, denn der Mann hat keinerlei Kampferfahrung und ist auch nicht sonderlich gut zu Pferd.«
»Hast du nicht versucht, ihn davon abzubringen?«
Rudger nickte. »Sinnlos, er sagt, es sei sein Geld und das würde er niemandem anvertrauen.«
Der Fürst überlegte einen Moment. »Dann ist es so. Wann wird das Ganze stattfinden?«
»Morgen, um die Mittagszeit.«
Rudger erhob sich.
»Gut gemacht«, lobte Mordersberg. »Denke daran, dir selbst auch einige Gardisten an die Seite zu stellen, wenn du den Plan aus der Deckung überwachst.«
»Ich habe bereits geeignete Männer ausgesucht«, bestätigte Rudger. Damit war er entlassen.
Nachdenklich schritt Rudger in sein Zimmer. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch im Schloss war, geschweige denn in der Gunst des Fürsten stand. Mordersberg hatte ihm zu seinem Glück die Planung der Geldübergabe anvertraut. Das setzt ihn auch Warrenhausen gegenüber in einen kleinen Vorteil. Es war ihm geglückt den Freiherrn erfolgreich hinzuhalten, indem er ihm immer wieder vor Augen führte, wie nützlich er, Rudger, für Lena sein könne und wie unwichtig im Augenblick die Sache mit Engellin sei. Er hatte mit Engelszungen gelogen. Die Frau sei durch die erlittene Folter schwer erkrankt. Danach war ihm angeblich zu Ohren gekommen, dass sie zur Genesung zu ihrer Schwester gefahren sei. Bisher war es ihm gelungen, dem Scheißkerl den versteckten Wohnort Engellins zu verweigern. Wenn Warrenhausen damit anfing, sprach Rudger sofort Lena, das Fürstentum und das viele Geld an. So hatte er seinen Erpresser ablenken können, dem es im Moment nur darum ging, seine Tochter hochrangig zu verheiraten.
Empört hatte der Fürst ihm von seinen Verhandlungen mit Warrenhausen wegen der Mitgift berichtet. Der Dreckskerl habe sie auf vierhundert Golddukaten heruntergehandelt, da Lena ja zusätzlich das Diadem mit in die Ehe bringe. Über die Art, wie er es erhalten hatte, schwieg sich der Freiherr aus.
Der Fürst hatte aufbrausend erklärt, dass Mörder normalerweise am Galgen landeten, statt noch in der Lage zu sein, zu schachern, was ihm aber nicht half. Er konnte nicht beweisen, dass Warrenhausen die Fürstin beseitigt hatte.
Dem sonst so kühlen Mordersberg ist der Verstand zwischen die Beine gerutscht, sinnierte Rudger grimmig. Der Fürst wollte die Angelegenheit endlich ruhenlassen. Seine Gattin war fort, das Diadem wieder aufgetaucht, er bekam eine junge Frau und damit war die Sache erledigt.
Rudger knirschte mit den Zähnen, wenn er an den Überfall auf die Fürstin dachte, an das tote Pferd und an die drei Männer, die sie umgebracht hatten.
An seiner Zimmertür wandte er sich um. Da gab es noch etwas zu tun. Er wollte der Waffenkammer einen Besuch abstatten, um sich für den nächsten Tag geeignete Waffen zu besorgen und machte sich dorthin auf den Weg.
Er zog die schwarz gebeizte, niedrige Tür der Kammer auf und trat ein. Der kleine Raum hatte ein vergittertes Fenster, das nur wenig von dem grauen Tageslicht durchließ. Die Waffenkammer bot eine Auswahl an Hieb-, Stich-, Schlag- und Schusswaffen, die alle entweder ordentlich in Holzregalen lagen oder an den Wänden hingen.
Rudger begutachtete zuerst die Gewehre. Hier hatte der Fürst keine Kosten gespart und einige ausgezeichnete Hakenbüchsen eingekauft. Rudger hob eine von ihnen aus dem Regal. Sie war unglaublich schwer. Kein Wunder, dass sein damaliger Lehrmeister Valtin, immer abgewinkt hatte, wenn es um diese Art von Verteidigung ging.
Er inspizierte die Handwaffen. Alle waren sorgfältig geschliffen, gepflegt und geschärft. Rudger nahm zwei Dolche, ein schönes Messer und eine kleine Axt samt Waffengürtel und verließ die Waffenkammer. Er fühlte sich wie neu geboren. Wieder Waffen zu tragen brachte sein Blut zum Rauschen. Er würde Engellin beschützen – so viel war sicher. Und wenn es sein musste – auch vor Bartel. Grimmig lächelnd stieß er die Tür zu seinem Zimmer auf.
Kapitel 46 - Verderben
Engellin war erbost. »Warum hörst du nicht auf mich, Bartel?«, wiederholte sie zum dritten Mal. Er schärfte in Ruhe sein Messer und tat so, als wäre er taub. Mit einem Seitenblick sah er ihre
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