Der schwarze Krieger
zehn Anführern, ihre Truppen so zu drillen, wie er es bei ihnen getan hatte. Seine Söhne ließ er die besten zweihundert Pferde aus dem Korral auswählen. Jeder Soldat würde ein Reit- und ein Packpferd haben, das Waffen, Pfeile, Zelte und Proviant tragen würde. Den Frauen befahl er, sich an die Arbeit zu machen.
Drei Tage lang schufteten sie ohne Unterlass. Die hundert Männer jagten Präriehunde in der Steppe und brachten sie haufenweise zu den Frauen an den Lagerfeuern. Mit ihren kleinen Messern machten diese sich geschickt ans Werk, dabei ohne Unterlass schwatzend und lachend. Nur wenn sich ein Mann näherte, wurden sie sofort still. Die Männer zögerten und blieben stehen, bevor sie unsicher weitergingen. Worüber redeten die Frauen den ganzen Tag? Die Frauen lächelten und tauschten verschwörerische Blicke aus.
Sie lösten das Fleisch der Präriehunde aus dem Fell heraus und räucherten die Stücke, indem sie sie in einer langen Reihe hoch über die Feuer hängten. Die Häute hängten sie auf die gleiche Weise auf, sodass sie von der Sonne getrocknet wurden. Sie sahen wie lauter enthauptete lederne Fledermäuse aus. Sie melkten die Stuten und füllten die fette, schaumige Milch in Lederbeutel. Auch Ziegenmilch gab es, die sie bei geringer Hitze kochten, dann in Stofftaschen schütteten und an hölzernen Pfählen befestigten. Zu Füßen der Pfähle standen große Eimer aus hartem Leder, in die die klare gelbliche Flüssigkeit hinabtropfte und sich in Joghurt für die nächsten Tage verwandelte. Aus dem restlichen weißen Käsebruch stellten sie
aarul
, trockenen Käse, her, der für die langen Wochen draußen in der Steppe gedacht war.
Sie inspizierten die Fleischbestände im Lager und ließen mit verächtlichen «Khar makh!»-Ausrufen davon ab, das magere dunkle Fleisch zu verwenden. Stattdessen entschieden sie sich für das kaum mit roten Muskelfasern durchzogene weiße Hammelfett, das alle Nomaden in unwirtlichen Gegenden so lieben. Es stärkt die Männer bei ihren viele Tage dauernden Ausritten durch frostige Einöden.
Am letzten Abend der Abreise saßen einige der Stammesältesten mit gekreuzten Beinen auf dem Boden vor ihrenFeuern aus Dung, eingewickelt in ihre schmutzstarrenden alten Pferdedecken, schüttelten die Köpfe und murmelten, dass dieser Mann verrückt sei. Das war wahrlich nicht die richtige Jahreszeit, um auf Befehl von irgendeinem Irren ins Unbekannte aufzubrechen, ob er nun Sawaschs Schwert besaß oder nicht. Die Frostriesen und die Eisgiganten aus dem sagenumwobenen hohen Norden, wo die schrecklichen weißen Bären hausten, größer als die höchsten Tannen, zogen bereits in Richtung Süden. Mit jedem Schritt legten die fürchterlichen Frostriesen Meilen zurück und verwandelten den Boden unter sich zu Eis. Die Menschen sollten vor ihnen in Richtung Süden fliehen, zu den Winterweiden. Das war nicht die richtige Jahreszeit, um freudig in den Krieg zu ziehen.
Doch der, von dem sie sprachen, war kein normaler Sterblicher, spürten die alten Männer. Die Kampfeslust loderte schon das ganze Jahr über in seinen Augen.
Als sie loszogen, wurde ein kleines Fest gefeiert. In der Nacht schlachteten die Schamanen ein Lamm, dem sie eine Handvoll blutgefüllter Innereien entnahmen, Stücke vom Herzen, einen blanken Knochen und einige Klumpen Fett. Dies alles warfen sie einzeln ins Feuer, ihre Opfergabe für die Götter.
Kleiner Vogel war auch dabei, eine Tonpfeife mit Hanftabak in der Hand. Qualm trat aus seinen Nüstern, seine Augen schimmerten glutfarben im Feuerschein.
Das Omen war gut. Sie suchten den König in seinem Palast auf, um ihm davon zu berichten, aber es interessierte ihn nicht.
Er verbrachte die letzte Nacht allein in seinem Palast mit Königin Checa.
Ein paar Leute behaupteten, sie streiten gehört zu haben in jener Nacht. Sie behaupteten, die laute, schrille Stimme vonKönigin Checa gehört zu haben, die sagte, sie wolle seinen Körper nicht auf sich spüren und dann neun Monate später diese schrecklichen Schmerzen ertragen und aus ihrer eigenen Brust zwei Jahre lang Nahrung abgeben, wo er jetzt mit ihren geliebten Söhnen auf diese wilde Reise ins Nirgendwo aufbrach und sie alle womöglich nie mehr wiedersah! Wer ihre Stimme hörte, wunderte sich, wie weit sie trug. Wie eindrücklich und kraftvoll die Stimme von Königin Checa war! Sie lauschten auf die tiefere, langsamere Stimme ihres Königs oder vielleicht auf das Geräusch von Peitschenhieben und Faustschlägen.
Weitere Kostenlose Bücher