Der schwarze Magier
sein Bruder Amalrich wurde König von Zypern. Er übernahm auch die Zusicherung, dass Rupert weiter auf dem Gut leben durfte.
Irritiert blickte Rupert auf das zarte Mädchen, das in Tränen aufgelöst und in sich zusammengesunken auf der Bank hockte. Immer wieder bebte sie von unterdrücktem Schluchzen unterbrochen, die letzten Kräfte schienen sie verlassen zu wollen.
Eine Nonne legte schützend ihren Arm um sie, während ihr hasserfüllter Blick den Mann, der am Fenster stand, zu töten schien.
»Ich warne Euch, Herr, wenn Ihr auch noch dieser Sünde Vorschub gewährt. Lasst Catherine in der Obhut des Klosters, sie stirbt, wenn Ihr sie zu dieser Demütigung zwingt.« Den gleichen giftigen Blick warf sie Rupert zu und hob abwehrend die Hand. »Weiche, Satan!«, keifte sie.
Der Mann, dem der blanke Hass der Nonne galt, war Guillaume de Carbonnel, der Burgherr der Festung, die sich in der Nähe von Ruperts Haus befand. De Carbonnel war Lehnsherr des zypriotischen Königs, er hatte sich nach dem Kreuzzug auf der Insel zur Ruhe gesetzt. Der Grund, warum die eifernde Nonne namens Yolande in ihm und sämtlichen Männern aus de Carbonnels Umgebung den leibhaftigen Satan sah, war eine pikante Geschichte. Der gut aussehende und lebenslustige Guillaume war verheiratet, als er König Richard folgte. Seine hochschwangere Gattin, die ihn zunächst auf dem Kreuzzug begleitete, ließ er auf Zypern zurück. Aber auch im Heiligen Land war er der Weiblichkeit nicht abgeneigt. Und als er nach Zypern zurückkehrte, wurde er von einer morgenländischen Schönen begleitet, die ebenfalls ein Kind von Guillaume unterm Herzen trug. Doch statt ihrem Gatten den Garaus zu machen, arrangierte sich Guillaumes Gattin mit der Sarazenin und sie lebten eine Ehe zu dritt, die glücklicher nicht sein konnte. Beide Frauen verstanden sich ausgezeichnet, sie zogen ihre Kinder gemeinsam auf und beglückten ihren Gatten nach besten Kräften.
Guy de Lusignan belehnte den tapferen Ritter de Carbonnel mit einer Burg und ausreichend Ländereien. Er amüsierte sich köstlich über diese in den Nachwirren des Kreuzzuges nicht ganz einmalige Lebensgemeinschaft des Ritters und tolerierte sie. Ganz im Gegensatz zur Heiligen Kirche und den Brüdern und Schwestern der beiden nahe gelegenen Klöster. Immer wieder forderten sie von Guillaume, seine unchristliche Lebensweise aufzugeben. Der dachte nicht im mindesten daran. Auf seiner Burg lebte sein jüngerer Bruder Pierre de Carbonnel. Und Pierre liebte die schöne Catherine, eine Novizin aus dem nahe gelegenen Nonnenkloster. Mit Catherines Vater war er übereingekommen, dass Catherine ihr Gelübde zurücknehmen solle, um den hübschen, stattlichen Pierre zu heiraten. Schwester Yolande kämpfte wie eine Löwin um die Seele von Catherine.
»Er zieht Euch in den Sündenpfuhl«, schrie sie mit zum Himmel erhobenen Händen. »Ihr verliert Euer Seelenheil, wenn Ihr auf dieser Burg lebt, inmitten dieser Unzucht! Ihr müsst Euch mit den Männern wie Schweine im Bett wälzen und all ihren grausamen und abartigen Wünschen gefügig sein. Ich sage Euch, Catherine, die Entweihung einer Frau durch den Mann ist wie eine Gotteslästerung, ist Blasphemie. Ihr seid seine Leibeigene, seine Sklavin, nicht mehr wert als ein Tier, mit dem er nach Belieben umspringen kann!«
Pierre de Carbonnel stand mit bleichem Gesicht an der Wand. Liebe und Güte sprachen aus seinen Augen, aber auch Verzweiflung. »Diese Nonne macht Catherine völlig verrückt mit ihrem dummen Geschrei. Ich werde Catherine wie eine Königin auf Händen tragen und ich schwöre, dass ich ihr niemals ein Leid antun werde. Ich liebe sie über alle Maßen!«
»Was ist schon menschliche Liebe gegen die allumfassende Liebe Gottes, wie sie in Schwester Yolandes Herzen ist«, erwiderte Rupert sarkastisch. »Ich kann Euch leider nicht helfen, Herr Ritter. Es ist kein medizinisches Problem.«
Pierre warf seinem Bruder Guillaume einen Hilfe suchenden Blick zu. Dann wandte er sich an Rupert. »Und wenn Ihr mit Catherine redet, um sie zur Vernunft zu bringen? Sie hat einfach Angst vor der Hochzeitsnacht!«
Rupert hob die Schultern. »Wie sollte ich sie von den Freuden der Liebe überzeugen«, grinste er. »Ich bin selbst nicht verheiratet. Jagt doch diese Nonne davon, sie ist der Grund des Übels.«
»Sie will nicht ohne Catherine gehen.« Guillaume de Carbonnel schritt unruhig im Gemach auf und ab. »Ich kann sie ja nicht davonjagen, ohne mir gänzlich den Zorn
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