Der schwarze Magier
der Heiligen Kirche zuzuziehen. Bislang wurde ich noch nicht exkommuniziert, aber das kann sehr schnell gehen.«
»Nun, es ist Eure Entscheidung.« Rupert nahm sein Bündel auf. »Ich möchte gern noch einmal nach Eurer Tochter sehen, ob sich ihre Bauchschmerzen gebessert haben.«
Eine Magd geleitete Rupert zu Guillaumes Gattin, die gemeinsam mit der Amme, der schönen und unverschleierten arabischen Geliebten ihres Mannes und deren kleinem Sohn in trautem Frieden in einer Kemenate saß. Rupert begrüßte die französische Gattin Guillaumes auf Okzitanisch, seine sarazenische Frau auf Arabisch. Beide schienen hocherfreut über sein Kommen. Er untersuchte die Kinder, gab den Frauen Medikamente und ermahnte sie, den kleinen Kindern weder Zwiebeln noch Bohnen zu essen zu geben.
Dann wandte er sich an die Amme, die den Sohn der arabischen Frau stillte. »Das Gleiche gilt auch für Euch.« Die Amme bekam einen roten Kopf. Rupert beugte sich zu ihr herab. »Eure Milch beinhaltet alle guten und auch alle bösen Säfte Eures Körpers.« Er blickte Guillaumes Gattin an. »Deshalb braucht die Amme im Augenblick die gleiche gute Pflege wie die Kinder.« Die Frauen senkten die Augen und kicherten. Doch sie wussten, dass er immer Recht behielt.
»Verzeiht, Herr, konntet Ihr der armen Catherine helfen?«, fragte die französische Frau.
»Ich?« Rupert hob abwehrend die Hände. »In Glaubensdingen bin ich der schlechteste Ratgeber.« Seine Augen fielen auf die morgenländische Schöne. »Dabei weiß ich, dass ganze Völker sehr gut mit mehreren Frauen auskommen können.« Er sah eine berückende Röte über ihre Wangen fließen. Dann verließ er sie.
Es war mitten in der Nacht, als der Reiter wie wild an Ruperts Tor trommelte. »Herr medicus, bitte kommt schnell, ein großes Unglück ist geschehen!« Es war ein Bote von der Burg. Rupert fuhr von seinem Lager hoch und runzelte unwillig die Stirn über die Störung.
»Was soll das? Kann das nicht bis morgen warten?« Er ahnte, dass aus der Hochzeitsfeier, die nun endlich zustande gekommen war, wahrscheinlich ein ordentliches Trinkgelage geworden war. Und dass dabei einige Krüge und wohl auch einige Köpfe in Scherben gegangen waren.
»Herr, es ist etwas mit der jungen Braut.«
»Catherine?« Rupert warf sich seinen Mantel über und holte Djinn aus dem Stall. In rasendem Galopp jagte er zur Burg und rannte durch die Gänge. Im Brautgemach fand er Catherine bleich auf dem Boden liegend. Sie war tot. Neben ihr kniete Pierre de Carbonnel in Tränen aufgelöst. »Ich habe sie doch so geliebt«, stammelte er völlig außer sich.
»Wie konnte sie das tun?« Rupert sah die Seidenschnur um Catherines Hals, mit der sie sich am Bettpfosten erhängt hatte. »Dabei dachte ich, sie liebt mich auch. Ich verstehe es nicht, ich verstehe das alles nicht!«
Rupert fühlte Catherines Puls, doch es war zu spät. Ihr Körper begann zu erkalten. Leise schüttelte er den Kopf und erhob sich.
Guillaume hielt die Hände zu Fäusten geballt. »Dieses Weibsstück, ich bringe sie um«, zischte er in unterdrückter Wut.
»Meint Ihr diese Nonne?«, wollte Rupert wissen.
Guillaume nickte. »Fast mit Gewalt mussten wir Catherine zu uns auf die Burg holen, sie wollte das Mädchen nicht herausgeben. Catherine war völlig verängstigt und eingeschüchtert durch diese… dieses…« Er fand keine Worte. »Ich wollte die Heilige Kirche und die Gebote Gottes achten, aber jetzt bin ich so weit, diesem Stück Eselsdreck den Hals umzudrehen!«
Er verließ das Gemach, wo die Frauen begannen, den Leichnam der armen Catherine auf dem Bett aufzubahren. Rupert folgte ihm.
»Seit Tagen gibt es Prozessionen vom Kloster zu unserer Burg. Die Mönche und Nonnen forderten die Herausgabe des Mädchens, behaupteten, sie sei gegen ihren Willen hier gefangen. Glaubt mir, Pierre hat sie aus reinstem Herzen geliebt. Aber diese verbohrten Weiber haben Angst in Catherines Herz gesät, Angst vor einem Mann und was er mit den Frauen macht. Dabei konnte sie doch selbst sehen, wie gut es meinen beiden Frauen geht und wie liebevoll ich sie behandele.« Hilflos hob er die Hände.
»Ihr solltet die Macht der Kirche und des Glaubens nicht unterschätzen«, meinte Rupert. »Überall dort, wo Eiferer am Werk sind, wird der Glaube schnell zur Waffe des Unrechts. Habt Ihr nicht selbst auf dem Kreuzzug den Glauben mit Feuer und Schwert verbreiten wollen?« Er wiegte den Kopf. »Bringt die Nonne um, doch Ihr werdet damit nicht den
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