Der schwarze Magier
Rupert den Rücken zu und war damit beschäftigt, das Hemd am Hals zu öffnen. Langsam ließ er es über die Schultern gleiten. Nun fiel das schummrige Licht auf die nackten Schultern des ebenmäßig gebauten Ritters. Aufreizend langsam wandte sich der Mann mit dem entblößten Oberkörper um und nickte dem anderen zu. In dem Augenblick holte William aus, die Peitsche knallte auf die Schultern und das Hemd rutschte endgültig herab. Der Ritter hielt die Augen geschlossen, als ob er betete. Rupert konnte jetzt das schöne, weltentrückte Gesicht erkennen. Es war Raffael de Torremolinos! Was hatte er verbrochen, dass er gestraft wurde? Doch sogleich wurde Rupert klar, worum es ging. So asketisch Raffaels Gesichtsausdruck wirkte, so lasziv hob er den nackten Teil seines Körpers dem anderen entgegen. Unter dem nächsten Hieb krümmte sich Raffael zusammen, doch er schien den Schmerz nicht zu spüren. In Erwartung der nächsten Peitschenschläge begann er sich ganz zu entkleiden. Seine Hände nestelten unruhig an Gürtel und Hose, während das Leder in immer kürzeren Abständen auf seinen vorgebeugten Oberkörper peitschte. Das Hemd war längst zu Boden geglitten, darüber häuften sich die restlichen Kleidungsstücke. Raffael sank auf die Knie und stützte sich mit den Händen ab. Je heftiger er atmete, umso kräftiger schlug William zu. Raffaels schöner Körper wand sich lustvoll unter den Schlägen. Der Ritter stöhnte und keuchte und riss die Kleider zwischen seine Schenkel, als er den letzten, kräftigen Hieb erhielt. Er schrie auf, zuckte und krümmte sich, dann entspannte sich sein Gesicht zu einem glücklichen Lächeln.
William warf die Peitsche in die Ecke und kniete sich neben Raffael nieder. Zärtlich streichelte er dessen malträtierten Rücken, dann beugte er sich über ihn und drückte seine Wange gegen Raffaels schwarzes Haar.
Lautlos zog Rupert sich zurück. Er packte sein Bündel und holte Djinn aus dem Stall. Sein Weg führte ihn nach Westen zur Küste. Sein Ziel war Zypern.
Die kurze Überfahrt nach Zypern hatte alle Genesungsbemühungen wieder zunichte gemacht. Die kleine Schaluppe, die er in Tortosa bestiegen hatte, machte keinen allzu Vertrauen erweckenden Eindruck. Rupert hing kreidebleich über der Reling und krempelte seinen Magen um. Mit weichen Knien und schweißnasser Stirn wankte er in Limassol an Land. Im Augenblick blieb ihm gar nichts anderes übrig, als sich nach einer Bleibe umzusehen. Auf keinen Fall konnte er eine weite Seereise nach England antreten.
Er suchte die Hafenkommandantur auf. Sie gaben ihm einen Geleitbrief nach Kolossi. Hier befand sich das Ordenszentrum der Templer. Er erkannte viele der Ritter wieder, die im Gefolge Richards Akkon eroberten und gen Jerusalem gezogen waren. Die meisten hatten sich in die Ordensburgen zurückgezogen, um wie die Johanniter ihren Geschäften nachzugehen, den Reichtum des Ordens zu mehren und Politik zu machen. Doch Rupert hatte wenig Muße, mit ihnen über die Kriegsabenteuer zu plaudern. Er schleppte sich in die Burg, wo er wieder auf das Krankenlager fiel. Apathisch ließ er ihre Fürsorge über sich ergehen, hörte ihre geflüsterten Worte, ihre Gebete, spürte die kühlenden Umschläge und heißen Hände auf seinem Körper. Simon du Creville war einer der jungen Ritter, die er aus Palästina kannte, weil er ihm selbst einmal eine Verwundung behandelt hatte. Nun konnte der junge Tempelbruder sich dankbar erweisen.
In dieser Zeit bekam Rupert hohen Besuch. Es war der zypriotische König Guy de Lusignan höchstpersönlich. Der Ordensmeister Gilbert de Gibelet hatte zu Ehren seines hohen Gastes eine Festtafel ausgerichtet, an der auch der körperlich entkräftete Rupert auf Einladung teilnahm. Obwohl Rupert keine Sympathien für Lusignan hegte, blieb er höflich und reserviert und machte dem König die Freude, ausgiebig über Richard zu plaudern. Seltsam, ging es Rupert durch den Kopf, jetzt wo Richard in der Patsche sitzt, haben alle ein gutes Wort für ihn. Lusignan jedenfalls war Richard dankbar, dass er den Thron in Zypern besteigen und nach Herzenslust auf der Insel schalten und walten konnte. Er schien sich dabei außerordentlich wohl zu fühlen, hatte an Gewicht zugelegt und war rundum zufrieden mit seinem Leben. Dafür, dass er ein völlig unfähiger Heerführer und schuldig am Desaster bei Hattin war, war er geradezu königlich belohnt worden. Richards Großmut gegenüber Versagern war offensichtlich besonders
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