Der schwarze Magier
mutigsten und außergewöhnlichsten Frau des Abendlandes, neben einem einladenden Bett. Unter normalen Umständen hätte er sie in den nächsten drei Tagen nicht wieder aufstehen lassen – wenn sie nicht seine Frau wäre! Der Gedanke, dass er durch einen Eheschwur an einen anderen Menschen gebunden war, bereitete ihm Übelkeit.
Gwendolyn hatte sich vom Bett erhoben und war ganz nahe hinter ihn getreten. Er spürte die Wärme ihres Körpers, obwohl sie sich nicht berührten, und er wehrte sich gegen ihre Sinnlichkeit.
»Was ist los?«, fragte sie und bemühte sich, ihre Stimme fest klingen zu lassen. »Bin ich wirklich so verabscheuungswürdig?«
»Das habt Ihr falsch verstanden, Mylady«, erwiderte Rupert, ohne sich umzudrehen. Er wollte ihr nicht ins Gesicht blicken; zum ersten Mal verspürte er so etwas wie Furcht vor ihren Augen. Sie war die einzige Frau außer Rigana, die nicht nur seinem Körper, sondern auch seiner Seele so nahe gekommen war. Er musste eingestehen, dass sie auch der einzige Mensch war, der ihn so akzeptierte, wie er war. Sie hatte niemals Furcht vor ihm gezeigt, wenn auch einen angemessenen Respekt. Sie hatte weder Abscheu vor seiner Tätigkeit geäußert noch Kritik an seiner Denkweise. Ja, sie schien sogar seine einzelgängerische Lebensweise zu tolerieren. Alle anderen Frauen hatten sich vor ihm gefürchtet, ihn gemieden oder gar verabscheut, ihn verflucht oder verurteilt. Es war ihm gleichgültig, denn keine hatte sein Interesse fesseln können.
Mit Gwendolyn war es anders. Sie betrachtete ihn als Partner, als einen Gleichgesinnten. Er musste den Kopf schütteln über diese für eine Frau so ungewöhnliche und untypische Denkweise, doch gleichzeitig bewunderte er sie für ihren Mut. Nur einer hatte ihn ebenso vorbehaltlos akzeptiert wie Gwendolyn, das war Richard.
»Ich bin Eure Frau«, vernahm er ihre leise Stimme und ein leichtes Zittern lag nun darin. »Und es ist unsere Hochzeitsnacht.«
Er unterdrückte rigoros das in ihm aufkeimende Gefühl für sie. »Ich vergesse es keinen Augenblick, Mylady«, sagte er eisig.
Sie schauderte, doch gleich darauf hatte sie sich wieder in der Gewalt. Das Schlimmste wäre, vor seinen Augen die Beherrschung zu verlieren. Dieser Mann war nicht mit Tränen zu erweichen. Er musste im Kampf besiegt werden, in einem Kampf des Geistes.
»Und wie soll es mit uns weitergehen?«, fragte sie beklommen.
»Wir werden die Ehe annullieren lassen.«
»Annullieren?«, fragte sie entsetzt.
Er nickte und wandte sich nun zu ihr um. Sein Blick war kühl und gleichgültig. »Man kann eine Ehe annullieren lassen, wenn sie nicht vollzogen wurde.«
Sie hielt seinem Blick stand, dann pustete sie laut die Luft heraus und setzte sich auf die Bettkante. »Und das wünscht Ihr?«
»Natürlich. Ich wollte Euch nicht heiraten. Und wenn Ihr ehrlich seid, Ihr wolltet mich auch nicht zum Gemahl.«
»Der König hat anders entschieden«, sagte sie gedehnt.
»Der König wird bald wieder ins Feld ziehen zu irgendeinem Krieg und sich nicht mehr um diese… unselige Geschichte kümmern.«
»Und wie wollt Ihr beweisen, dass die Ehe nicht vollzogen wurde?«, fragte sie und Rupert sah wieder diese goldenen Blitze in ihren Augen. Sein Körper straffte sich wie eine Katze vor dem Sprung.
»Wie soll ich das verstehen?«
»Nun, ich könnte es nicht beweisen«, erwiderte sie und biss sich auf die Unterlippe.
»Heißt das, Ihr seid keine…?«
Sie schüttelte bedauernd den Kopf und ihr Gesicht wirkte jetzt ebenso gleichgültig wie seines vor wenigen Augenblicken. »Ich gehe nicht unberührt in diese Ehe, wenn Ihr das meint. Ich hoffe, Ihr legt darauf keinen so großen Wert.«
Rupert überlegte einen Moment, ob er ihr an die Kehle springen sollte. Er kämpfte seinen fast übermächtigen Zorn nieder, doch in seinen Augen brannte ein gefährliches Feuer.
Gwendolyn wippte mit den Schuhspitzen und betrachtete intensiv die Falten ihres Kleides. Er war am Zug. Sie wartete.
»Verdammt«, knurrte er.
Sie hob den Kopf und schaute ihn an. »Gebt Ihr zu, dass ich diesmal Sieger in diesem Kampf bin?«
Er blickte auf sie herab und Gwendolyn war sich nicht sicher, was er dabei dachte. Ein spöttisches Lächeln flog über sein Gesicht. »Nein, das ist ein Irrtum. Mich hat noch niemand besiegt und mich wird niemand besiegen, auch Ihr nicht.«
»So? Ich sehe das anders.«
Wieder lächelte er merkwürdig und trat ganz nah zu ihr heran. Wie sie auf dem Rand des Bettes hockte, wirkte sie noch
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