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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Ich habe alle Abenteuer heil überstanden.«
    »Ihr wart schon immer leichtsinnig, Sire. Und Ihr habt das Schicksal herausgefordert.«
    »Ach, kommt schon, de Cazeville, wie viele Schlachten haben wir gemeinsam geschlagen, wie viel Unbill ertragen! Ich saß in Heinrichs Kerker, Ihr lagt in den Ketten der Ungläubigen. Wir überstanden Wüstenstürme, sarazenische Schwerter und das Sumpffieber. Vom Teufel kommen wir und zum Teufel werden wir gehen. Was kann uns denn schon aus dem Sattel werfen?«
    »Eine kleine Unachtsamkeit, Sire!«
    »Lasst diese dunklen Prophezeiungen, de Cazeville. Fast glaube ich, Ihr wollt mich tatsächlich zur Umkehr bewegen.« Er lachte. »Aber Ihr werdet umkehren, Mylord. Eine schöne Frau wartet auf Euch. Liebende soll man nicht trennen.«
    »Ich bitte Euch, Sire«, widersprach Rupert unwillig. »Eine Frau hat mich noch niemals davon abgehalten, meinen Weg zu gehen.«
    »Das will ich Euch gern glauben. Aber das hier ist nicht Euer Weg. Ihr seid kein Ritter, kein Krieger. Ihr seid ein Gelehrter, ein Philosoph. Kehrt mit Lady Gwendolyn auf ihre Burg zurück und macht ihr ein paar schöne Kinder. Doch wenn ich in die Normandie zurückkehre, würde ich gern mit Euch an der Tafel sitzen, einen Becher Wein leeren und Eure Kinder auf meinen Knien wiegen,«
    Rupert runzelte unwillig die Stirn. »Ist das Euer letztes Wort, Sire?«
    Richard nickte. »Mein letztes. Es ist mein königlicher Befehl, dass Ihr unverzüglich zurückkehrt.«
    Rupert warf Richard einen langen Blick zu, als müsse er sich sein Bild für die Ewigkeit einprägen. Dann senkte er den Kopf. »Mein König!« Er riss sein Pferd herum und galoppierte John und William Marshai hinterher.
     
     
    Gwendolyn erkannte Rupert nicht wieder, als er nach Valbourgh zurückkehrte. Sein ohnehin schmales Gesicht war ausgemergelt, seine Wangen unrasiert, seine Augen lagen tief in den Höhlen. Ein unheilvolles Glimmen lag darin. Entsetzt wich sie vor ihm zurück. Er ließ sich kraftlos auf die Bank in der Halle fallen und starrte in den erkalteten Kamin.
    »Wolltest du nicht den König nach Aquitanien begleiten? Was ist geschehen?« Unwillig knurrte er und schob den Weinbecher beiseite, den sie ihm hingestellt hatte. Ihre Fragerei ging ihm auf die Nerven. »Du warst schon so eigenartig, als wir Château-Gaillard verließen. Hängt es mit deinen Visionen zusammen? So sprich doch! Warum kehrst du allein zurück? Wo ist Richard?«
    Rupert schüttelte den Kopf. »Er wird nicht zurückkehren.«
    Gwendolyn starrte ihn an. »Aber…« Dann ahnte sie, warum er so sicher war. »Oh, mein Gott!« Sie sank auf einen Stuhl. Es gab eine Zeit, da hatte sie diesen Mann um seine Gabe beneidet. Jetzt ahnte sie, was für eine unmenschliche Bürde es sein musste. Sie wollte nach seiner Hand greifen, aber sie war wie gelähmt. Er würde es auch nicht wollen, dass sie ihm Trost gab. Er brauchte ihn nicht. Er brauchte auch sie nicht. Sie blieb sitzen, als er die Halle wieder verließ. Er wollte jetzt allein sein und sie respektierte es.
    Das Land lag in lähmendem Entsetzen, als der Tod des Königs bekannt wurde. Es war ein so sinnloser Tod eines so außergewöhnlichen Mannes. Er starb im Alter von einundvierzig Jahren im Vollbesitz seiner Kräfte. Der Bolzen aus einer Armbrust, die vom Schloss Chalus auf den Ankömmling abgefeuert wurde, hatte ihn an der Schulter verletzt. Nicht tödlich, aber schmerzhaft. Der Feldscher hebelte den Bolzen aus dem Fleisch, wusch die Wunde mit Wein aus und legte Speck darauf. Es war Routine. Richard gratulierte dem Schützen noch zu seinem gezielten Schuss. Zwei Tage später lag der König im Fieber, weitere neun Tage später schloss er für immer seine Augen.
    Bis zum letzten Atemzug saß seine Mutter Eleonore an seinem Bett, die man eilends aus Fontevrault geholt hatte. Am 6. April im Jahre des Herrn 1199 schloss sich im Kloster von Fontevrault der Deckel auf seinen steinernen Sarkophag.
    Am gleichen Tag kniete ein gebrochener Mann unter der mächtigen Krone eines Baumes und krallte verzweifelt seine Hände in die rissige Borke. Über ihm sangen die Vögel ihr Frühlingslied, die Sonnenstrahlen wärmten den Waldboden. Die Natur erwachte zum Leben. Das übergroße Reich des Richard Löwenherz starb.
     
     
    »Warum machst du dich für den Tod des Königs verantwortlich? Du hättest es nicht verhindern können!«, warf Gwendolyn ihm vor.
    »Doch! Ich hätte ihn davon abhalten müssen, nach Limoges zu reiten. Zumindest hätte ich ihn nicht

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