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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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selbstsichere, ironische und geheimnisvolle Magier war nur noch ein Schatten seiner selbst. Wenn er auch nie große Sympathien für ihn hegte, so sah er ihm an, dass er unsäglich unter Richards Tod litt. Marshai reichte ihm das versiegelte Pergament. »Königin Eleonore bittet Euch, unverzüglich nach Rouen zu kommen. Jeanne ist schwer erkrankt.«
    Rupert hob abwehrend die Arme. »Ich habe mir geschworen, nie wieder einen Menschen zu heilen – oder heilen zu wollen!« Anklagend streckte er die Hände aus. »Mit diesen Händen hätte ich ihn retten können!«
    »Sire, ich achte Eure Trauer um König Richard, aber bitte gebt Euch nicht die Schuld für seinen Tod. Es war ein grausames Schicksal, ein Schicksal, das er selbst heraufbeschworen hat.«
    »Das Studium der Medizin hat mir nichts weiter gebracht als das Bewusstsein der ständigen Allmacht des Todes.«
    Unwillig warf Rupert den Kopf herum, doch Marshai packte ihn an den Schultern und blickte ihn eindringlich an. »Die Königinmutter leidet mindestens ebenso wie Ihr, de Cazeville.«
    Ohne eine Antwort packte Rupert seine Sachen auf sein Pferd, und ohne sich nach Gwendolyn umzusehen, verließ er in Begleitung von William Marshai die Festung Valbourgh.
     
     
    »Er hat John zu seinem Nachfolger bestimmt«, sagte Marshai nachdenklich, nachdem sie lange Zeit schweigend nebeneinander hergeritten waren.
    »Was habt Ihr nun vor?«, wollte Rupert wissen.
    »Es war Richards ausdrücklicher Wunsch und ich werde ihn erfüllen. John braucht Unterstützung.«
    »Damit werdet Ihr Euch viele Feinde machen.«
    »Das ist mir bewusst. Der Erste, der dagegen sprach, war Gautier. Er hält Arthur von Bretagne für den besseren Kandidaten. Doch Arthur hängt am Rockzipfel des französischen Königs.«
    »Und John?«, fragte Rupert zynisch. »Seid Ihr Euch seiner Loyalität sicher?«
    »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um England zu dienen.« Der alte Haudegen blickte nach vorn.
    »Ich kenne Euch als einen Mann, der einen ausgeprägten Sinn für Ehre und Verantwortlichkeit besitzt. Hoffentlich bereut Ihr Eure Entscheidung nicht.«
    Marshai warf ihm einen missbilligenden Blick zu. »Das meinte Gautier auch. Doch ich werde Richards letzten Willen beherzigen. Mit meinem Leben«, fügte er leise hinzu.
     
     
    Die greise Dame, die am Bett der Kranken saß, verkörperte eine wahrlich königliche Würde. Ihr Rücken war erstaunlich gerade, obwohl auf ihren Schultern eine unmenschliche Last lag. Als sie ihren Kopf den Eintretenden zuwandte, erkannte Rupert sie wieder. Er neigte den Kopf vor der außergewöhnlichen Frau, in deren Augen tiefer Schmerz stand. Das Krankenzimmer im Hospital des Klosters Fontevrault war kahl und muffig, nur ein schwarzes Kreuz prangte an der Wand. Wie ein Todeszeichen, dachte Rupert schaudernd. Seine Augen glitten über die Kranke. Es war eine Nonne in ihrem Gewand und mit dem stark gewölbten Leib einer Hochschwangeren. Erst auf den zweiten Blick erkannte er Jeanne. Ihre Schönheit war verflogen, ihr Gesicht vom Tod gezeichnet.
    Er richtete sich wieder auf und wandte sich zu Königin Eleonore um. Ganz sacht schüttelte er den Kopf. Ein Priester kam herein, um Jeanne die Letzte Ölung zu geben. Rupert sah Zorn in Eleonores Augen aufblitzen, als wolle sie nicht wahrhaben, dass der Tod wiederum so unbarmherzig zuschlug. Er sah das Leben aus dem Körper der jungen Frau weichen und wandte sich ab, um still die Kammer zu verlassen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine Bewegung unter der dünnen Decke, die über den geschwollenen Leib der Toten gebreitet war. Auch Eleonore hatte es bemerkt und hob mit aufgerissenen Augen den Kopf von ihrem Gebet. Nur für einen kurzen Augenblick begegneten sich ihre Blicke, ein stummes, geheimes Einverständnis und ein kurzes, kaum sichtbares Nicken der Königin ließ Rupert herumwirbeln.
    »Raus!«, rief er. »Alle raus!« Der Priester wollte protestieren, doch Rupert warf ihn eigenhändig aus dem Raum. Hastig öffnete er den Lederbeutel mit seinen Instrumenten, zerschnitt das Gewand der Toten und setzte einen sauberen Längsschnitt über ihren Bauch. »Heißes Wasser!«, brüllte er über die Schulter. »Tücher!« Wenige Augenblicke später lag ein wimmerndes rotes Wesen vor ihm. Es war ein Junge.
    Er legte es in Eleonores Arme. »Er ist sehr klein und schwach. Betet für ein Wunder«, sagte er leise. Er blickte der alten Dame in die Augen, die gerade das achte ihrer zehn Kinder verloren hatte. Dann neigte er den

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