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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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begleiten, Sire«, erwiderte Rupert fest.
    »Wenn’s denn sein muss. Ich habe Euch lange in Anspruch genommen, weil es einfach notwendig war. Aber nun habt Ihr Euch Eure Ruhe verdient. Es ist Frieden, ich habe meinen Erzfeind besiegt, die Normandie ist befriedet, in England läuft alles seinen geregelten Gang und meine geliebte Mutter hat sich ins Kloster Fontevrault zurückgezogen. Friedlicher als jetzt ging es in meinem ganzen Leben nicht zu.« Der König riss ungeduldig am Zügel seines Pferdes. Dann beugte er sich zu Rupert herüber und sagte leise: »Ich habe nicht einmal Verlangen nach deinen schwarzen Träumen, mein Freund. Du brauchst dir also keine Gedanken um mich zu machen.«
    »Ich weiche nicht von Eurer Seite, Sire.« Rupert blieb unerschütterlich.
    Wortlos wandte Richard sich ab und gab mit erhobenem Arm das Zeichen zum Aufbruch.
     
     
    Während die meisten seiner Ritter Anfang März auf ihre Lehen und Domänen oder an den Hof von Poitiers zurückkehrten, weilte Richard mit einer Hand voll Getreuer, unter ihnen sein Bruder John, William Marshai und Rupert, an der Loire. Er wollte seine Präsenz demonstrieren. Aquitanien lag in seltener Friedfertigkeit zu seinen Füßen. Der Frühlingswind hatte den Schnee weggeschmolzen, die Bauern brachen die nasse, duftende Erde auf.
    Die Reiter hielten auf dem Hügel in der Nähe von Château-du-Loir. Vor ihnen erstreckte sich das Land unter der ersten warmen Frühlingssonne.
    »Man sieht es meinem mütterlichen Erbe auf den ersten Blick nicht an, dass es mir so viel Sorge bereitet hat«, sagte Richard und beschattete seine Augen mit der Hand. »Aber mein Herz hängt an diesem Land, hier bin ich aufgewachsen. Ich spüre den Pulsschlag dieses Landes in meinen Adern. Es sind andere Menschen, die hier leben. England brauche ich nur zur Erhebung von Steuern. Hier aber lebe ich!« Er atmete tief die würzige Luft ein. Dann blickte er auf seinen Bruder John, der neben ihm auf dem Pferd saß und Richards Blicken folgte. »Das kannst du mir natürlich nicht nachfühlen, nicht wahr, Bruderherz? Wie solltest du auch! Ziel deines ganzen Strebens ist England. Weißt du, ich halte es für besser, wenn du dahin zurückkehrst. William Marshai wird dich begleiten.«
    Marshai senkte ergeben den Kopf, während der spitznasige John seinem älteren Bruder einen bösen Blick zuwarf. »Willst du mich loswerden?«
    Versöhnlich lächelte der König. »Nein, ich übertrage dir die Verantwortung für England. Ich sagte doch, ich brauche England, meine Kassen sind leer.«
    Er wurde unterbrochen, als ein Bote ihm gemeldet wurde. Er kam von Aymar, einem der Barone aus der Gegend von Poitiers. Mit diesem hatte er früher oft Zwistigkeiten, doch diese Botschaft ließ den König aufhorchen. »Herr, einer der Vasallen Aymars, der Graf von Chalus, hat auf dem Acker eines seiner Bauern einen prächtigen Goldschatz entdeckt.«
    »Wie das?«, fragte Richard verblüfft.
    »Beim Pflügen, Herr. Der Bauer hat den Schatz gefunden und seinen Herrn benachrichtigt. Darunter war eine goldene Tafel mit einem Relief wunderschöner Figuren, außerdem ein geschmückter Silberschild sowie viele alte Münzen. Mein Herr Aymar lässt Euch hiermit Euren Anteil überbringen, den silbernen Schild.«
    Der Bote reichte ihm ein großes, in Tuch eingeschlagenes Paket. Als er die Hülle zurückschlug, offenbarte sich ein wunderschöner, silberbeschlagener Schild, den die Zeit im Boden hatte schwarz werden lassen. Trotzdem war die Pracht noch zu erkennen, vor allem goldene Figuren, die den Schild schmückten. Mit Entsetzen bemerkte Rupert einen kleinen goldenen Löwen, der den Schild zierte.
    »Nach dem Recht der Normandie gehört mir der Schatz allein«, erwiderte Richard, nachdem er den Schild ausgiebig betrachtet hatte. »Wo ist der Rest?«
    »Ich… ich weiß nicht, Sire«, stammelte der Bote. »Wahrscheinlich noch im Besitz des Grafen von Chalus.«
    Richard straffte sich. »Das sehe ich mir selbst an«, beschloss er.
    »Nein!« Alle Köpfe drehten sich zu Rupert herum. »Dort droht Euch Gefahr! Es könnte eine Falle sein.«
    »Ach, bitte, de Cazeville, fangt nicht schon wieder damit an. Außerdem geht es hier doch nur um ein paar Münzen aus dem Ackerboden. Diesen Schatz kann ich mir nicht entgehen lassen, wo meine Kassen leer sind. Es wird ein vergnüglicher Ausritt.«
    »Es ist keine Frage des Geldes, Sire. Es ist eine Frage von Leben und Tod.«
    »Ich habe immer den Tod gesucht, mein Freund. Gott war mir gnädig.

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