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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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galoppierten über eine hölzerne Brücke, die die Trosne überspannte. Es krachte fürchterlich, Balken und Bretter flogen durch die Luft, Pferde und Reiter schrien durcheinander. Philipp war samt seiner Ritter in den Fluss gestürzt.
    Richard und seine Männer verhielten am Ufer und starrten auf die grausige Szene. Einige Ritter schleppten sich ans andere Ufer, viele wurden vom Strom weggerissen, die schweren Kettenhemden zogen sie unter Wasser.
    »Ist Philipp dabei?«, wollte Richard wissen.
    »Sire, dort ist er, am anderen Ufer. Er hat es überlebt. Es ist ein Wunder!«
    »De Cazeville hatte Recht. Beinahe! O mein Gott, Rupert, ich habe dir Unrecht getan!«
     
     
    Er trug nur ein schlichtes Leinenhemd über seinen braunen Wollhosen und hockte vor dem Kamin. Auf seinen angezogenen Knien hielt er einen Tonbecher mit Wein, sein Rücken lehnte an Ruperts Rücken, beide starrten sie ins knisternde Feuer. Die Stimme des Königs war leise und rau.
    »Mein Bruder John hat mit Philipp paktiert, hinter meinem Rücken.« Rupert spürte das Beben von Richards Schultern. »Er kann es nicht erwarten, König zu sein. Er war überzeugt, ich kehre nicht wieder aus Palästina zurück. Dass unsere Mutter das Lösegeld für mich gesammelt hat, muss für ihn wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein.« Richard fuhr herum. »Während ich im Kerker des Kaisers schmachtete, wurden die beiden richtige Kumpane und wüteten gemeinsam in der Normandie. Sie nahmen Evreux ein, sie sollen dem deutschen Kaiser sogar Geld geboten haben, damit er mich nicht freilässt.«
    »Warum zeigt Ihr Eurem Bruder gegenüber dann so viel Nachsicht?«, wollte Rupert wissen.
    »Weil ich großzügig bin, weil ich vergeben kann, weil ich der König bin!« Richard war aufgesprungen und lief mit festen Schritten im Raum auf und ab. Doch gleich darauf ließ er sich mit einem Seufzer wieder neben Rupert auf das dicke Schaffell plumpsen.
    »John ist ein Kind, er stand unter schlechter Obhut. Diejenigen, die ihn falsch beraten haben, trifft die Schuld. Ich wollte John zum Teufel jagen, das stimmt«, gab er etwas kleinmütiger zu. »Aber als ich englischen Boden betrat, als mir die Bevölkerung Londons zujubelte, als ich an Beckets Grab kniete, bei Gott, da wurde mein Herz so weit, da füllten sich meine Augen mit Tränen, ich konnte einfach nicht anders, als dankbar und großherzig zu sein.« Ruckartig fuhr er zu Rupert herum. »Das verstehst du doch?«
    »Nein.« Ruperts Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Mein Gott, ich bin ihr ruhmreicher Sieger, ihr Märtyrer, sollte ich sie dafür strafen?«, ereiferte sich Richard. »Ich musste mein Augenmerk auf Philipp richten, der überall auf meinen Ländereien Zerstörungen anrichtete. Doch woher sollte ich das Geld für eine neue Armee nehmen? Die Kassen waren leer, England ausgeblutet. Ich habe eine Anleihe auf Wolle nehmen müssen.« Er senkte den Kopf.
    »Ihr seid gefangen, Sire, Gefangener Eures Kampfes. Zeit Eures Lebens werdet Ihr diesen Kerker nicht verlassen können.« Rupert stellte seinen Becher ab, als er Richards Erschütterung sah. Er zog ihn in seine Arme und hielt ihn fest.
    »Ich hab ein Gedicht geschrieben, als ich in Heinrichs Kerker saß«, murmelte Richard. »Ich fühlte mich so elend.« Mit leiser Stimme rezitierte er:
     
    »Kein Gefangener wird von sich reden
    Wie die, welche nicht leiden;
    Aber zum Trost kann er ein Lied schreiben.
    Viele Freunde habe ich, aber arm sind ihre Gaben.
    Sie werden Scham empfinden, dass ich für mein Lösegeld
    Zwei Winter gefangen war!
     
    Meine Männer und Barone wissen es,
    Engländer, Normannen, Poiteviner und Gascogner,
    Dass ich im Gefängnis bin.
    Ich sage dies nicht als Vorwurf,
    Doch bin ich immer noch im Kerker!
     
    Dabei weiß ich sehr wohl,
    Dass der Tod mir weder Freunde noch Verwandte nimmt,
    Wenn man mich für Gold und Silber freilässt.
    Leid ist mir um mich, aber mehr um meine Leute,
    Dass nach meinem Tod sie sich
    Vorwerfen müssen,
    Dass ich so lange gefangen bin!
     
    Es ist nicht verwunderlich, dass mein Herz leidet,
    Wenn mein Herr mein Land quält;
    Wenn er sich nur an den Schwur erinnerte,
    Den wir beide gemeinsam ablegten!
    Wohl weiß ich, dass ich dann nicht so lange
    Hier gefangen würde!
     
    Das wissen die Leute aus dem Anjou und der Touraine wohl,
    Ob sie nun gelehrt sind oder reich und gesund,
    Dass es hart ist, so lange in jemandes Hand zu sein!
    Früher liebten sie mich und heute nicht mehr.
    Die schönen Waffen sind jetzt sinnlos und

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