Der schwarze Magier
ungenutzt, –
Weil ich immer noch gefangen bin.
Meine Gefährten, die ich liebte und noch liebe,
Die aus Cahiu und Porcherain,
Sagen mir, es sei ungewiss,
Dass ich niemals zu ihnen je falsch oder böse war.
Wenn sie mich bekämpfen, tun sie mir Schlimmes an,
Solange ich gefangen bin!«
Der König schluchzte leise, dann hob er den Blick und in seinen Augen standen Tränen der Verzweiflung. »Verstehst du nun, warum ich Philipp nicht vergeben kann?«
Es war ein stilles und friedliches Weihnachtsfest im Jahre des Herrn 1198, das der englische König mit seinem Hofstaat in Domfront beging. Die Schlachten waren geschlagen, die letzte in Vernon. Philipp war bereit zu einem Frieden.
»Ihr könnt nur aus Eurem Gefängnis ausbrechen, wenn Ihr den Teufelskreis aus Krieg und Hass durchbrecht, Sire«, hatte Rupert ihm ins Gewissen geredet. »Das Volk ist ausgeblutet, Ihr habt zu viel Härte gezeigt. Es war nicht notwendig, dass Ihr französische Gefangene blenden ließet!«
Richard schwieg zu Ruperts Vorwürfen. Seine Schultern hingen herab, er starrte vor sich hin. Es war nicht das Bild des strahlenden Siegers und vor Rupert versuchte er gar nicht erst, als solcher sich darzustellen.
»Die Normandie ist befriedet und gehört Euch. Schließt das Kapitel Philipp ab!«
Das tat der König letztlich im Januar des darauf folgenden Jahres. Am Sankt-Hilarius-Tag wurde der Vertrag geschlossen, der einen fünfjährigen Frieden besiegelte. Zu diesem Anlass erfolgte eine Vermählung zwischen Philipps Sohn und einer Nichte Richards. Und Richards Neffe Otto sollte fortan mit Hilfe des englischen Königs das Heilige Römische Reich regieren. Philipp gab sich auf ganzer Linie geschlagen.
Lady Gwendolyn scheuchte die Dienerschaft herum, die eifrig am Packen war. So gern sie sich am Hof Richards aufhielt, freute sie sich auf die Heimkehr nach Valbourgh. Der Krieg war vorbei, sie wollte sich dem Aufbau ihres Landes widmen, gemeinsam mit Rupert.
Für Rupert ging ein Stück seines Lebens zu Ende, ohne dass er irgendwelche Wehmut empfand. Diesmal würde er sich endgültig von Richard trennen. Es gab keinen Grund mehr, an der Seite des Königs zu bleiben. Richard würde nach Aquitanien zurückkehren, er mit Gwendolyn nach Valbourgh.
Lange hatte er über sein Verhältnis zu Gwendolyn nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass er wohl noch eine Weile mit ihr auskommen würde. Er fühlte sich nicht an das Eheversprechen vor dem Altar gebunden, aber sie gab ihm den Widerstand, den er brauchte, um nach seinen Vorstellungen leben zu können. Das Frühjahr war angebrochen, es roch nach frisch aufgebrochener Erde. Er sehnte sich nach weiten Wäldern, frischem Grün, Einsamkeit und Gwendolyns Körper.
Rupert erwachte mitten in der Nacht. Draußen war es ruhig. Die Nacht war windstill und der Himmel bedeckt. Die Schwärze schien nach ihm zu greifen. Sein Körper war schweißnass und sein Herz raste. Neben ihm schlief Gwendolyn mit ruhigen Atemzügen in dem breiten Bett. Ein entspannter Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. Er erhob sich und tastete sich zur Tür. Die Mauern des Raumes schienen ihn zu erdrücken, er bekam keine Luft. Lautlos lief er durch die Gänge und blieb schwer atmend an der offenen Balustrade zum Innenhof stehen. Der Traum war deutlich. Ein goldener Pfeil durchschnitt die Luft mit einem leisen Sirren. Dann war Blut. Eine kleine Ameise suchte hastig das Weite. Im Sand lag ein toter Löwe!
»Ich werde nicht nach Valbourgh zurückkehren, du wirst allein reisen«, teilte er am nächsten Morgen der entgeisterten Gwendolyn mit.
»Was ist los? Was ist geschehen?«, fragte sie angstvoll.
Ruperts Gesicht war blass und hart, seine Augen blickten durch sie hindurch. »Nichts. Ich werde den König nach Aquitanien begleiten.«
»Aber warum? Ist es wegen mir? Bist du nicht zufrieden mit mir?« Sie flehte, sank auf die Knie, weinte. Angewidert schob er sie weg.
»Lass mich in Ruhe«, keuchte er. Ihn würgte, ihm war übel. Er lief zum Stall und sattelte sein Pferd.
»Nanu, de Cazeville, was macht Ihr hier?«, fragte Richard erstaunt, als er seine Ritter um sich versammelte, um gen Süden aufzubrechen.
»Ich bitte Euch, Sire, lasst davon ab. Bleibt hier. Im Süden droht Euch Gefahr.«
Richard hob lachend die Hände. »Welche Gefahr soll mir denn drohen? Ich kehre zurück in mein geliebtes Aquitanien. Nach Hause!« Die umstehenden Ritter lächelten, andere spotteten.
»Dann werde ich Euch
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