Der schwarze Magier
war er sofort von ihr gefangen und Jeanne erging es ebenso.
Richard betrachtete mit Argwohn diese Liebe auf den ersten Blick. Er witterte Gefahr. Eine Verbindung zwischen Frankreich und England konnte unangenehme Folgen haben. Richard selbst sollte seit seinen Kindertagen mit Philipps Schwester, Adelaide von Frankreich, vermählt werden und nur seine vehemente Weigerung hatte die Hochzeit mit der ungewollten und ungeliebten Frau nicht zustande kommen lassen. Und jetzt turtelte Jeanne mit dem französischen König herum!
Rupert versuchte Richard zu besänftigen, doch als er spürte, dass Richard kurz vor einer Explosion stand, hielt er sich zurück. Er hatte kein Verlangen danach, als Erster Richards Ausbruch abzubekommen. Doch er warf dem König einen warnenden Blick zu. Richard hatte verstanden. Er würde Jeanne nicht kompromittieren, aber wie es seiner Natur entsprach, reagierte er prompt. Gleich am nächsten Tag setzte er nach La Bagnara über, um seine längst fällige Rache zu nehmen. Er nahm die Festung im Handstreich ein und brachte dort eine ausreichende Anzahl Ritter und Knappen unter, mit denen er im Bedarfsfall gegen Tankred vorgehen konnte. Die Sache mit dem Erbteil und Jeannes Mitgift war noch nicht ausgestanden und freiwillig würde Tankred das Gut wohl nicht herausrücken.
Rupert war zunächst belustigt über den streitsüchtigen Richard, der seinen Kreuzzug vergessen zu haben schien, doch als er die Liste las, um wie viel es bei diesen einbehaltenen Erbsachen ging, wurde ihm schlagartig klar, dass Richard sich dieses Schatzes bemächtigen musste. Hundert Galeeren mit Vorräten für zwei Jahre, sechzigtausend Maß Getreide, ebenso viel Maß Wein, vierundzwanzig goldene Schalen, ein Zelt aus Seide… Der Kreuzzug war wie ein Fass ohne Boden.
Doch nicht genug, dass Richard Tankred drohte. Kurzerhand besetzte er eine Insel, auf der sich ein griechisches Kloster befand. Die Mönche wurden gewaltsam hinausgesetzt, um Platz für seine Truppen zu schaffen. Nicht nur die Gewalt gegen die griechischen Mönche, sondern auch Übergriffe von Richards Soldaten an den weiblichen Einwohnern Messinas führten zu Unruhen in der Bevölkerung.
Richards Zorn war noch nicht verraucht. Philipps Vermittlungsversuche schlug er aus und er befahl seinen Truppen, Messina anzugreifen. Binnen weniger Stunden hatten die Engländer die Stadt erobert und plünderten alle Stadtteile aus. Lediglich um den Palast, den Philipp bewohnte, machten sie einen Bogen. Die Häuser der Standesherren wurden von Richard beschlagnahmt, die sizilianische Flotte im Hafen von Messina in Brand gesteckt.
Immer mehr steigerte sich Richard in eine wilde Rohheit hinein. Er ließ zwar Philipps Standarte aufziehen, verlangte jedoch von den Bürgern von Messina die Stellung von Geiseln, um Philipp damit in Schach zu halten.
Philipp war außer sich über die Temperamentsäußerungen seines Rivalen. In seiner Verzweiflung führte sein Weg zu Rupert. »Hättet Ihr diesen Wahnsinnigen nicht von seinen Taten abhalten können?«, rief er aufgebracht, als er vor Rupert stand.
Dieser hob die Schultern. »Nein, das hätte niemand gekonnt. Warum wendet Ihr Euch nicht an Tankred?«
Philipp winkte ab. »Er ist mir ebenfalls in den Rücken gefallen. Er wehrt sich gegen die Hohenstaufer. Heinrich streckt seine Finger nach Sizilien aus und Tankred kann seinen eigenen Vasallen nicht trauen. Er findet, dass Richard trotz alledem ein besserer Verbündeter für ihn sei als ich, da Frankreich den Hohenstaufern wohl gesonnen ist. Richard steht mit den Staufern auf Kriegsfuß. Tankred will Richard einen Kompromiss zur Erbschaft anbieten. Zwanzigtausend Unzen Gold!«
Rupert grinste. »Das ist eben hohe Politik«, meinte er verächtlich. »Ein König ist im Spinnennetz seiner eigenen Macht gefangen.«
»De Cazeville, ich flehe Euch an, setzt Eure geheimnisvollen magischen Kräfte für mich ein.«
In gespieltem Erstaunen hob Rupert die Augenbrauen. »Das verlangt Ihr von mir im Ernst? Es bedarf keiner magischen Kräfte. Das Gold besänftigt die Wogen in Richards Gemüt und Ihr solltet diesen Frieden akzeptieren. Was war doch der Zweck Eures Hierseins? Wolltet Ihr nicht gemeinsam ins Heilige Land ziehen und um die Befreiung Jerusalems kämpfen?
Euch Christen ist doch kein Weitblick beschieden, der Euch auf den Pfaden Gottes wandeln lässt. Krieger sehen nicht über die Spitze ihres Schwertes hinaus.«
Ein zweites Mal ließ Rupert den französischen König voll Ingrimm
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