Der schwarze Magier
alles andere als freundlich.
»He, wo wollt Ihr mit meinem Falken hin?«, rief er drohend und schwang seinen Knüppel.
»Dein Falke?«, fragte Richard lachend. »Wem hast du ihn gestohlen? Nur Könige jagen mit Falken.«
»Es ist mein Falke, ich habe ihn aufgezogen und abgerichtet«, zürnte der Bauer. »Diebe, Hilfe, Diebe!«
Unversehens waren sie von einer drohenden Menge Bauern umgeben, die mit Stöcken und Steinen auf Richard einschlugen. Der Falke rettete sich auf das Dach des Hauses, doch Richard sah sich von der wütenden Menge umringt. Er zog sein Schwert und wehrte sich gegen die massiven Angriffe. Aber es waren zu viele. Der König wurde in die Enge gedrängt, er blutete bereits aus einer Wunde an der Stirn. Es würde nicht lange dauern und diese Bauern hätten ihn gesteinigt. Rupert stand, von den Bauern unbeachtet, wenige Meter entfernt. Er musste dem König helfen, doch auch sein Schwert würde gegen die wütende Meute nichts ausrichten können. Er konzentrierte seine Sinne auf die Macht der Elemente, hob seine Arme beschwörend in die Luft und rief die Götter der Alten um Beistand. Sein Zaubergesang stieg in den Himmel. Ein mächtiger Wind erhob sich, wirbelte Staub und Steine auf und fuhr in die Menge der Bauern, die entsetzt aufschrien. Der Wirbelwind erfasste ihre Kutten, riss ihnen die Stöcke aus der Hand und warf die Männer zu Boden. Fluchend und schreiend liefen sie auseinander. Doch einer der Bauern drehte sich plötzlich um. In seiner Hand hielt er ein gezücktes Messer. Geistesgegenwärtig riss Richard sein Schwert hoch und wollte dem Angreifer mit der flachen Klinge einen Schlag gegen die Brust versetzen. Rupert war schneller. Mit einer katzenhaft gewandten Bewegung schlug er dem Bauern das Messer aus der Hand. Richards Schwert traf stattdessen Ruperts Arm. Der König stieß einen erschrockenen Schrei aus. Rupert stand wie versteinert, als ihn das Schwert traf, im gleichen Moment zerbrach die Klinge mit einem dumpfen Geräusch.
Wie ein Spuk waren die Angreifer verschwunden, nur Rupert und Richard standen noch da. Richard starrte auf sein zerbrochenes Schwert, dann auf Ruperts Arm. Doch er konnte keine Verletzung erkennen, kein Tropfen Blut färbte Ruperts Hemd. Richard wurde blass. »Wie ist das möglich?«, stammelte er.
Rupert atmete tief durch, jetzt erst kam wieder Bewegung in seinen Körper. »Ihr solltet das alles schnell vergessen«, murmelte er.
Der König war schockiert. »Keineswegs, de Cazeville. Ihr habt mir das Leben gerettet. Doch Ihr seid mir eine Erklärung schuldig.«
Rupert schüttelte den Kopf. »Es gibt nichts zu erklären. Und es ist nichts geschehen.« Er verbeugte sich vor Richard. »Mein König!«
Noch am gleichen Abend ließ König Richard das Lager in La Bagnara abbrechen, überquerte die Meerenge und fuhr am nächsten Tag an der Spitze seiner Flotte feierlich im Hafen von Messina ein.
Richards Einzug in Messina glich einem Triumphzug wie nach einer gewonnenen Schlacht. Die Bevölkerung feierte ihn begeistert und berauschte sich an Pracht und Glanz seines Gefolges. Die Waffen rasselten und blinkten, die stolzen Rosse schnaubten, der Klang der Trompeten und Messinghörner drang durch die Mauern der Stadt wie die Trompeten von Jericho.
Der englische König zog viel ruhmreicher und schreckenserregender in die Stadt ein als der französische König. Denn Philipp war schon da! Seine Leute befanden sich in der Stadt, Philipp war bereits in Tankreds Palast empfangen worden. Der sizilianische König hatte Philipp ein Schloss zum Wohnen überlassen; auch für Richard sollte hier genügend Platz sein. Als Philipp von Richards Ankunft in Messina erfuhr, eilte er ihm entgegen.
»Philipp!«, schnaubte Richard.
»Ihr seid nicht erfreut? Ist er nicht Euer Verbündeter?«, wunderte sich Rupert spöttisch.
»Hm, war er, als ich gegen meinen Vater opponierte«, knurrte Richard. »Wir haben uns sogar geschworen, uns gegenseitig zu helfen, im Hinblick auf unser Leben, das unserer Gefolgsleute und der Güter. Für die Dauer des Kreuzzuges darf keiner einen Krieg im Land des anderen anzetteln. Aber ich traue ihm nicht. Irgendetwas führt er wieder im Schilde. Er ist wankelmütig, wechselt ständig die Seiten. Deshalb ist er so unberechenbar. Entschuldigt mich, de Cazeville, aber ich glaube, ich muss ihm auf seine krummen Pfoten klopfen!«
»Oh, ich rate Euch, lieber diplomatisch zu sein. Freut Euch, wie er sich freut.«
Richard brummelte etwas in seinen Bart.
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