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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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beseitigen. Doch er schaffte es gerade bis Rhodos und musste wieder eine Zwangspause einlegen, um die Schiffe reparieren zu lassen. Die Seekrankheit machte ihm zu schaffen. Die Mannschaften mussten sich erholen und Wasser und Lebensmittel laden. Etwas anderes bereitete Richard jedoch die größte Sorge. Mehrere Schiffe blieben verschollen, darunter das, auf dem sich Jeanne und Berengaria befanden!
    Verzweifelt fuhr sein Finger über die Seekarte, die er vor sich auf dem grob gezimmerten Tisch ausgebreitet hatte. Der Kapitän tippte auf eine Insel. »Die Winde und die Strömung könnten sie hierher verschlagen habe«, meinte er nachdenklich. Es war die Insel Zypern.
     
     
    Isaak Komnenos war ein grobschlächtiger Tyrann. Einige Jahre zuvor hatte er sich selbst zum Kaiser der Insel Zypern ernannt. Er war Byzantiner und er war Christ, aber das alles störte ihn nicht, wenn er unumschränkt seine Macht ausübte. Er war ein Pirat, der das Meer um seine schöne Insel unsicher machte. Da erschien es ihm wie ein Geschenk des Meeresgottes Poseidon, dass drei voll beladene Frachtschiffe an den Südgestaden der Insel zerschellten. Fracht und Leichen wurden ans Ufer gespült und der Piraten-Kaiser zögerte nicht, die Wracks zu plündern, die Leichen zu fleddern und überlebende Schiffbrüchige gefangen zu nehmen, um ein ordentliches Lösegeld zu erpressen.
    Einem Schiff, das draußen in schwerer See verzweifelt gegen die Wellen kämpfte, verwehrte er die Einfahrt in den schützenden Hafen von Limassol. Er wollte warten, bis es an den Felsen zerschellte, um es in Ruhe plündern zu können. Wenn er allerdings geahnt hätte, wer sich auf diesem Schiff befand, hätte er wohl schnell seinen Sinn geändert.
    Alarmiert durch Hinweise, verließ Richard schon bald Rhodos, um nach Zypern zu fahren. Die See war immer noch unruhig, die Fahrt beschwerlich. Vor Limassol begegneten sie dem Schiff, das hilflos wie eine Nussschale auf den Wellen trieb. Mit einem kleinen Beiboot ließ Richard sich übersetzen. Aufatmend schloss er seine Verlobte und seine Schwester in die Arme. Doch er sah auch die gestrandeten Wracks. Die Botschaft, die Richard Isaak zukommen ließ und in der er um die Freilassung der Gefangenen bat, entgegnete der Tyrann mit Hohn und Spott.
    Es brauchte dieser Beleidigung nicht, um Richards Zorn zu entfachen. »Nehmt die Waffen und folgt mir«, rief er seinen Leuten zu. »Rächen wir uns für die Beleidigung, die dieser Ketzer Gott und uns zugefügt hat. Er erniedrigt Unschuldige und verweigert ihnen die Freiheit. Wer sich nicht an das Recht hält und Geraubtes zurückgibt, wird es dem geben müssen, der mit Waffen gegen ihn vorgeht. Ich vertraue Gott, dass ER uns heute den Sieg über diesen Kaiser und seine Leute schenkt.«
    Die flammende Rede verfehlte nicht ihr Ziel. Die Beiboote wurden zu Wasser gelassen, kräftige Ritter ergriffen die Ruder, Armbrustschützen sicherten sie nach den Seiten.
    Doch so einfach war der Hafen von Limassol nicht zu erobern. Unzählige griechische Krieger standen am Ufer, unter ihnen der Kaiser selbst. Ebenfalls mit Armbrüsten bewaffnet, verteidigten sie verbissen die Insel. Isaak Komnenos machte sich sogar über Richard lustig und wies auf fünf gerüstete byzantinische Galeeren, die im Hafen vor Anker lagen.
    »Rudert, rudert, was Ihr könnt!«, spornte Richard seine Ritter an. Die wendigen Beiboote schossen schnell heran und verunsicherten die Verteidiger. Doch so schnell ließen sie sich nicht einschüchtern, sie schafften vielmehr alles herbei, was man aus der Stadt zur Verteidigung des Hafens nutzen konnte: Türen, Fenster, Fässer, Balken, Bretter, Steine – alles diente als Geschoss, das sie den Angreifern entgegenschleuderten. Sie saßen auf ihren Pferden und Mauleseln und verhöhnten und beschimpften die erschöpften Ritter in ihren schweren Waffen, die gegen die unruhige See ankämpften.
    »Wir sind ihnen unterlegen«, keuchte Ritter James Fitzosburn. »Sie sind an Land und beritten, wir dagegen…«
    »Wir verstehen mehr vom Krieg als sie!«, schrie Richard in die schäumende Gischt hinein. »Schützen! Schießt!«
    Die Pfeile regneten auf die Verteidiger wie der Hagel in die junge Saat. Völlig überrumpelt flüchteten die Griechen ins Gebirge und Richard nahm das verlassene Limassol ein. Er ließ sich als magnificus triumphator feiern, auch wenn es dem Kaiser gelungen war, in die Berge zu flüchten.
    »Wenn es nicht so früh Nacht geworden wäre, hätte ich den Kaiser ergriffen,

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