Der schwarze Magier
Fitz-Godefroy, nach Tripoli gebracht.
Rupert blickte auf die Seekarte und dann zu Richard. »Gebt es zu, Sire, diesen Handstreich mit Zypern hattet Ihr schon lange geplant. Die Lage der Insel ist strategisch viel zu wertvoll, um sie einem Verrückten wie diesem selbst ernannten Kaiser zu überlassen.«
Richard beugte sich mit verschwörerischer Miene zu Rupert herüber. »Ganz recht«, sagte er leise. »Aber das wissen nur wir beide.«
Rupert schwieg, doch seine Gedanken kreisten. Er wusste viel zu viel von dem englischen König, als dass er jetzt noch unbefangen seinen eigenen Weg gehen konnte. Er war mit unsichtbaren Ketten an Richard gefesselt und das erfüllte ihn mit tiefstem Unbehagen.
Unbehelligt gelangte die Flotte bis vor die Küste Palästinas. Das Meer hatte sich beruhigt, der Sommer hielt Einzug. Richard hielt sich bevorzugt an Deck auf und beobachtete das Meer. Den Umgang mit Navigationsgerätschaften hatte er gelernt und er konnte bereits selbständig die Position seines Schiffes bestimmen. Er strotzte vor Unternehmungslust und Selbstbewusstsein. Sein Geist war wieder geschärft, alles Unbedeutende von ihm abgefallen. Während der ruhigen Tageder Überfahrt unterhielt er sich häufig mit Rupert über philosophische Fragen und eiferte seinem Berater in Schärfe und Klarheit des Geistes nach. Er bewunderte Rupert, nahm aber gleichzeitig für sich selbst in Anspruch, von ihm zu lernen und das Erlernte selbständig anzuwenden. Dabei merkte er nicht, wie er sich in Ruperts Abhängigkeit begab. Er konnte und wollte nicht mehr ohne Rupert sein, ihn immer in seiner Nähe wissen, auch wenn ihn viele seiner Gefährten vor diesem unheimlichen Mann mit den magischen Kräften warnten. Rupert gab ihm Kraft, beflügelte ihn in Geist und Körper. Ja, auch körperlich fand er den schlanken, geschmeidig wirkenden Rupert anziehend. Er bedauerte, dass Rupert seine gelegentlichen dezenten Versuche einer Annäherung ignorierte, aber er ließ sich nicht beirren und sein Interesse blieb nach wie vor wach.
Mit Verwunderung und gleichzeitig Begeisterung registrierte er, dass eine körperliche Berührung mit Rupert, und sei es nur durch seine Hand, ihm eine wundersame Kraft verlieh, ein Gefühl höchsten Glücks und gleichzeitig ungeahnter Energie. So sah man die beiden ungleichen Männer an der Reling des Schiffes stehen, entweder schweigend oder in ein leises Gespräch vertieft.
»Ich werde Zypern den Templern verkaufen«, sinnierte Richard. »Sie sind die ideale Besatzung für die Insel. Sie werden die Pilger beschützen, die ins Heilige Land strömen, wenn wir es erst erobert haben. Ich werde meine Verwalter Richard von Camvil und Robert von Turnham instruieren. Außerdem«, er lächelte listig, »kann ich das Geld ganz gut gebrauchen. Das Finale unseres Unternehmens steht uns bevor. Gott mit uns!«
Er blickte angestrengt nach vorn und zeigte auf ein großes Frachtschiff, das vor ihnen aufgetaucht war und ebenfalls Kurs auf Akkon nahm. »Was ist denn das?«, fragte er verblüfft. »Ein Sarazenenschiff?«
Der Kapitän trat heran. »Keine Sorge, mein König. Es muss ein Schiff der französischen Flotte sein. Zur Sicherheit habe ich Kundschafter hinübergesandt.«
Die Schiffe näherten sich, Richard wartete ab. Dann sah er das kleine Ruderboot mit den Kundschaftern zurückkommen. »Alles in Ordnung. Es sind Christen und das Schiff ist ein Versorgungsschiff. Es kommt aus Antiochia und bringt Waffen und Nahrungsmittel für den französischen König. Sie belagern immer noch die Stadt.«
Rupert blickte angestrengt hinüber und beobachtete die Männer auf dem großen Schiff. Er hob die Hand und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Das sind keine Christen, das sind alles Sarazenen.« Die Männer waren dunkelhäutig mit schwarzen Augen, auch wenn sie die Kleidung der Europäer trugen.
Richard wurde nachdenklich. »Stimmt, so ein großes Schiff befand sich nicht in der Flotte des französischen Königs. Wer ist der Kapitän, könnt Ihr es erkennen?«
»Auch ein dunkelhäutiger Mann. Wenigstens einige Leute, die mit uns in Messina überwintert haben, müssten wir kennen.«
Richard straffte sich. »Mit denen stimmt etwas nicht. Ich nehme sie mir persönlich vor.«
Doch die Annäherung des Königs wurde vereitelt, dem Schiff flog ein Pfeilhagel entgegen und brennende Bälle, die nicht mit Wasser gelöscht werden konnten. »Griechisches Feuer!«, schrie der Kapitän.
Richard eilte zum Achterdeck. »Leute, Matrosen, Pilger,
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