Der schwarze Magier
König. Sie wollten Richard als ihren Führer sehen!
Rupert hielt Richard zurück. »Selbst wenn Ihr Akkon einnehmt, habt Ihr das Problem der Belagerung durch den Sultan nicht geklärt. Ihr könnt nicht an zwei Fronten kämpfen.«
»Ich weiß. Ihr ratet mir also auch, mit dem Sultan zu verhandeln?«
»Auf jeden Fall. Dieser gefangene Marokkaner in Eurem Gefolge könnte als Dolmetscher dienen.«
»Daran habe ich auch schon gedacht.« Er beugte sich zu Rupert und sprach so leise, dass es nur dieser verstehen konnte. »Der Hauptgrund aber ist, dass ich vor Neugier brenne, diesen Saladin kennen zu lernen, der unsere ruhmreichen Kreuzritter so vernichtend an den Hörnern von Hattin geschlagen hat. Immerhin zolle ich ihm Respekt, wenn gleich ich diese Schmach natürlich rächen werde. Aber ich will ihm beweisen, dass ich nicht nur mit dem Schwert, sondern auch mit dem Kopf kämpfen kann.« An Ruperts zufriedenem Gesicht las Richard ab, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Doch aus Richards Plänen wurde nichts. Er und auch Philipp erkrankten gleichzeitig an einer rätselhaften Seuche, die auch einen Teil des Heeres befallen hatte. Heftiges Fieber schüttelte die Kranken durch, die Haare fielen ihnen aus, zuweilen auch die Nägel der Finger und der Zehen. Rupert stand dieser Krankheit hilflos gegenüber. Alle seine medizinischen Kenntnisse fruchteten nichts, seine Kräuter und Mixturen blieben wirkungslos.
Einige der Bischöfe, die unter dem Mantel der Kreuzritter den Zug begleiteten, knieten neben den Krankenlagern der beiden Könige und beteten. Mehr konnten sie nicht tun. Im Übrigen nahmen sie die Krankheit als gottgegeben und gottgewollt hin.
Während Philipp sich nach einem leichten Anfall der Seuche schnell wieder erholte, stand es um Richard schlechter. Geschwächt leitete er vom Krankenbett aus die Kampfhandlungen und Angriffe. Doch kaum war er auf dem Weg der Genesung, bestand er gegen Ruperts Willen darauf, die Kampflinien seiner Soldaten aufzusuchen.
Sultan Saladin unterband jeden Angriff der Kreuzfahrer auf Akkon, indem er zum gleichen Zeitpunkt das Lager der Christen angriff, sodass die Kreuzfahrer sich zurückziehen mussten.
Der Kampf wogte hin und her, mit Scharmützeln, Sturmangriffen, Zermürbungstaktik und Waffenstillstand.
Im Feldlager dauerten hingegen Krankheiten und Zwistigkeiten an. Der Streit um die Krone ging inzwischen weiter. Richard hatte sich die Sache Guy de Lusignans zu Eigen gemacht, während Philipp auf Konrad von Montferrat setzte. Die Pisaner schlossen sich König Richard an, und als eine genuesische Flotte eintraf, boten sie Philipp ihre Hilfe an. Der Streit gipfelte in Richards Weigerung, einen Angriff gegen Akkon zu führen, den Philipp plante.
»Verdammt noch mal, Richard, warum verweigert Ihr mir Eure Unterstützung? Habt Ihr Angst, dass Ihr nichts von der Beute abbekommt?« Philipp wollte sich in seiner Verzweiflung die Haare raufen, doch nach seiner Krankheit hatte er keine mehr. Wie ein kahlköpfiger Geier hüpfte er vor dem englischen König hin und her.
»Ich bin kein Feigling wie Ihr, Philipp«, konterte Richard. »Ich kämpfe immer in vorderster Front mit meinen Soldaten. Und ich bin noch nicht bei Kräften, um das zu können. Die Soldaten brauchen einen Führer, der ihnen voranreitet und sich nicht hinter ihnen versteckt.«
»Auf Eure Eitelkeit und Selbstherrlichkeit kann ich keine Rücksicht nehmen«, schnaubte Philipp. »Wir müssen endlich zu einer Entscheidung kommen, bevor das Heer noch mehr zusammenschrumpft.«
»Die Entscheidung wird nicht ohne mich stattfinden!« Richard kochte vor Wut.
»Ich denke nicht daran, auf Eure Kapricen noch Rücksicht zu nehmen!«
Philipp wagte den Angriff auf Akkon allein, der gänzlich fehlschlug. Dafür versetzte Sultan Saladin dem Feldlager einen gefährlichen Schlag, den die Kreuzritter nur mit Mühe abwehren konnten.
»Du Idiot bringst uns noch um Kopf und Kragen!«, schrie ihn Richard nach dem Fiasko an.
»Wenn es Euch nicht passt, Sire, verlasse ich den Kreuzzug. Ich habe ein Erbe in Flandern anzutreten, das ist mir im Augenblick wesentlich wichtiger, als mich hier im Schlamm vor dieser verdammten stinkenden Stadt herumzuwälzen.«
»Das könnte Euch so passen«, gab Richard erzürnt zurück. »Hinter meinem Rücken wollt Ihr Euch Flandern unter den Nagel reißen. Da habe ich noch ein Wort mitzusprechen.«
»Dann haltet zuerst Euer Wort ein, das Ihr in Messina gegeben habt, alles, was Ihr erbeutet,
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