Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Matrosen gegründet, in den Jahren 1932 bis 1938 überflutete eine Einwanderungswelle aus Asien das kleine Holland. Darunter Tausende von Chinesen, die man Koffer-Chinesen nannte, weil sie ihre ganze Habe in Pappkoffern mit sich schleppten und mit diesen Koffern voller Nippes und asiatischem Krimskrams in das Straßengeschäft einstiegen. Heute gibt es in Holland über 2.700 chinesische Restaurants. 98 Prozent von ihnen – und das ist für dich wichtig – zahlen Schutzgebühren an uns. Amsterdam und Rotterdam sind die Zentralen für Westeuropa. Dort sitzen die Gao Laos, denen auch ich verantwortlich bin.« Min Ju holte tief Luft. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so viel an einem Stück geredet zu haben. Meistens genügte ein Satz oder nur ein Wort, um die Münchener ›Familie‹ in Aktion treten zu lassen.
    »Sehen wir uns Deutschland an: Hier leben schätzungsweise 35.000 Chinesen; man muß sie schätzen, denn die Zahl der illegalen Einwanderer liegt im dunkeln. Auch hier sind die meisten in der Gastronomie beschäftigt oder haben Spezialitätenläden. Neben Frankfurt und Hamburg ist München ebenfalls eine ›Drachenstadt‹ geworden. Ich schätze, daß allein bei uns über 8.000 Chinesen leben – und es werden immer mehr. Jeden Tag bekomme ich neue Meldungen über Schlepper, die aus der Tschechoslowakei, Ungarn und Polen unsere Landsleute nach Deutschland bringen. Preis pro Kopf bis zu 20.000 Mark! Ich bin sehr zufrieden damit. Je mehr Chinesen in München, um so heller klingelt es in der Kasse. Noch haben wir nicht, wie in Holland oder England, 98 Prozent aller chinesischen Lokale oder Geschäfte unter Kontrolle und unter unserem ›Schutz‹ – aber das wird sich ändern, und du wirst uns dabei helfen. Auch München soll die Ehre bekommen, eine der großen ›Drachenstädte‹ zu werden wie Amsterdam.«
    »Und Sie werden dann ein Gao Lao.«
    »Vielleicht.« Min Ju lächelte versonnen. »Warten wir es ab.«
    »Eines verstehe ich nicht.« Rathenow hatte plötzlich seine innere Starre überwunden. Abwarten, das war es! Sich bemühen, asiatisch zu denken. Ein Tag ist wie ein Tropfen, ein Monat ist wie eine Eierschale voll, ein Jahr nur ein halber Becher. Warte, bis der Becher gefüllt ist, dann kannst du ihn trinken. Was kann alles geschehen bis zu einem vollen Becher. »Die Triaden sind die Feinde der ›Fremden Teufel‹. Vor allem der ›Weißen Teufel‹. Ich bin aber weiß.«
    Min Ju lächelte wieder, als amüsiere er sich köstlich über Rathenows verqueres Denken. »Du verwechselst die historischen Triaden mit den modernen Triaden. Als 1949 die Kommunisten siegten, die Volksrepublik China ausgerufen wurde und Mao Tse-tung der mächtigste Mann im ›Reich der Mitte‹ wurde, flüchteten Hunderttausende nach Hongkong und Taiwan, unter ihnen auch General Kot Siu Wong. Vorher hatte er schon in Guangzhou die versprengten Gruppen, die der Bürgerkrieg zu zermalmen drohte und die der neue Triadenführer Dr. Sun Yat-sen gegen Mao zu vereinigen suchte, zusammengezogen und vereinigt. Wong gründete 36 neue Gruppen und richtete seine Befehlszentrale in der Po-Wah-Straße Nummer 14 ein. Der Große Rat der Bruderschaften nannte sich dann ›Sap Zse Ho Nr. 14‹ und war das Oberhaupt aller Triaden-Gruppen. 1949 – wie gesagt – mußte Kot Siu Wong mit Tausenden Brüdern über den Perlfluß nach Hongkong flüchten, und hier fand der große Wandel der Triaden statt. Aus Sap Sze Ho Nr. 14 wurde die neue Bruderschaft 14K. K – das heißt Karat, das heißt Gold und Härte! Um seinen Kampf gegen die ›Roten Teufel‹ und Maos rotes Reich zu finanzieren, brauchte er Geld, viel Geld. Woher nehmen? Es blieb nur ein Weg: Wong verbündete sich mit Verbrecherbanden, mit Menschenhändlern, mit Rauschgiftschmugglern und Prostitutionskonzernen, nutzte das organisierte Verbrechen für sich aus, allein zum Wohle der Triaden und zum Kampf gegen Mao. Das war eine nationale Tat!« Min Ju hüstelte und trank einen langen Schluck Wein. »Dann kam das Jahr 1953: Der große Wong, der größte Gao Lao, starb – und die einzelnen Triadengruppen fielen übereinander her, um die Vorherrschaft zu erlangen. 14K verlor den politischen Kampf, aber 14K gewann die Macht über das organisierte Verbrechen. Sie wurde, was sie heute ist: eine geheime Weltmacht! Wir haben 45 Untergruppen in der ganzen Welt, unsere aktiven Brüder sind jetzt 30.000 Mann stark. Der Tod des ›Großen Drachen‹ Wong war die Wende in unserer Geschichte. 14K ist die

Weitere Kostenlose Bücher