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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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50.000 alteingesessenen chinesischen Familien – das sind etwas über 225.000 Menschen – die volle britische Staatsbürgerschaft zuerkannt wird. Sie haben damit das Recht, sich überall im Vereinigten Königreich niederzulassen – wo immer sie wollen! Seitdem stehen Scotland Yard die Haare zu Berge, denn man weiß genau, daß Hunderte von Triadenmitgliedern auf diesem Wege in England neue Bruderschaften aufbauen werden. Unser Gao Lao in London hat schon viele Kontakte aufgenommen, um die verschiedenen Gruppen zu vereinen – unter unserer Triade 14K. Amsterdam wird dann die Nummer zwei. Der Große Rat wird in London sitzen und die Welt regieren. Und wir in München werden eine noch größere Rolle spielen, weil meine ›Familie‹ die am besten organisierte und die am meisten gefürchtete ist.« Min Ju probierte den heißen Pflaumenwein und schnalzte genüßlich mit der Zunge. »Zum Wohle, Weißlocke! Begreifst du die Ehre, für uns arbeiten zu dürfen?« Mins Gesicht glänzte plötzlich, als sei ihm ein großer Gedanke gekommen. »Das ist es!« rief er begeistert. »Ab heute wirst du für mich, für uns alle ›Bai Juan Fa‹ heißen … Weiße Locke! Für uns gibt es keinen Dr. Hans Rathenow mehr.«
    Um Mitternacht schloß ›Der Schwarze Mandarin‹ seine Tür. Zou Shukong, der Chefkoch und Mitinhaber, kam an den Tisch. In einem schwarzen Anzug natürlich, wohlbeleibt und rundgesichtig, als wolle er selbst für seine exzellente Küche Reklame machen. Er blieb ehrfurchtsvoll an der nun geöffneten Falttür stehen und verbeugte sich.
    »War es gut, meine Herren?« fragte er auf deutsch.
    »Wie immer – ohne Tadel! Du bist der beste Koch in München. Leider wird man dir keine drei Sterne geben, weil du nur chinesisch kochst. Aber was soll's? Wer dich kennt, vergißt alle anderen Küchen.«
    Zou Shukong sah Rathenow an. »Dem Herrn hat es nicht geschmeckt? Sie haben kaum etwas angerührt.«
    »Ich hatte keinen Appetit. Mir ist einiges auf den Magen geschlagen.«
    Min Ju lachte wieder. »Er wird sich noch an vieles gewöhnen. Der Herr ist unser neuer Bruder: Bai Juan Fa.«
    »Ein Weißer?« fragte Zou auf chinesisch. Er begriff das nicht. Kein Nichtchinese oder Nichtasiate arbeitet für die Triaden.
    »Auch du wirst erleben, daß unsere neue Taktik ein großer Schutz für uns alle ist. Mehr brauchst du nicht zu wissen!« Mins Stimme klang befehlend und scharf. Rathenow horchte bei diesem neuen Ton auf. Die Maske des Biedermannes fällt – jetzt sitzt der Daih-Loh am Tisch. »Am Mittwoch in acht Tagen brauche ich Keller II.« Min erhob sich. Auch Rathenow sprang auf. Er spürte das Bedürfnis, sich hinzulegen und nichts mehr sehen und hören zu müssen.
    »Gehen wir.« Min Ju klopfte Zou freundschaftlich auf den Bauch, und durch einen Hintereingang verließen sie das Restaurant. Dort wartete eine Luxuskarosse auf Min. Er fuhr sie selbst, aber nur in München. Größere Strecken übernahm ein Chauffeur.
    »Was für einen Wagen fährst du?« fragte Min und atmete die frische Nachtluft ein.
    »Ich habe zwei Wagen.«
    »Der reiche Herr.«
    »Einen normalen und einen Geländewagen.«
    »Der große Gelehrte und Autor, der für 14K Schutzgelder eintreiben wird! Das Leben schreibt wirklich die besten Witze mit den besten Pointen.« Min sah Rathenow plötzlich sehr geschäftlich an. Keine Spur mehr von Jovialität. »Sie werden an Wang Liyun schreiben?« Er sagte unwillkürlich wieder Sie.
    »Natürlich. Das ist doch klar.«
    »Vergiß nicht, daß du Bai Juan Fa, die Weiße Locke, bist!« Jetzt wieder du. »Wirst du ihr von unserem Essen schreiben?«
    »Nein.«
    »Das ist sehr weise. Bruder Kewei Tuo müßte sonst Wang Liyun in ›Schutz‹ nehmen. Das würde Aufsehen erregen, auch wenn die Polizei in Kunming herumtappen würde wie ein blinder Hund. Wir wollen keine Komplikationen. Bai Juan Fa, du lebst nicht mehr allein. Du hast auf der ganzen Welt über 300.000 Brüder! Und du bist wie ein Sandkorn in einem Stundenglas.«
    »Hören Sie endlich auf, mich dauernd zu warnen!« Rathenow drehte sich um, um zu seinem um die Ecke geparkten Wagen zu gehen. Über die Schulter rief er Min noch zu: »Ich habe keine Angst vor dem Tod, das merke dir! Und wenn irgend jemand Liyun anrührt und ihr weh tut – ich bringe dich um! Dann werde ich ein richtiger Triade!«
    Min Ju blieb an seinem Auto stehen, bis Rathenow um die Ecke des ›Schwarzen Mandarin‹ gebogen war. Er starrte ihm sprachlos nach. Und von diesem Augenblick an wußte

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