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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ein Volk von 1,3 Milliarden, dem die Freiheit der Demokratie nach eurem Muster gegeben wird, ist gefährlicher als hundert Atombomben. Es versinkt in ein Chaos, das niemand mehr ordnen und regieren kann. Daran denke immer. Wenn du glaubst, Milde zeigen zu sollen, mußt du um so härter werden. Verlier nicht dein Gesicht! Das ist das Schlimmste, und dein Gegner wird dich nicht nur bekämpfen, sondern auch verachten. Lerne zu denken wie wir!«
    Sie verließen gemeinsam den ›Schwarzen Mandarin‹ und fuhren in getrennten Richtungen davon.
    Zu Hause in Grünwald fiel Rathenow auf sein Bett, und erst jetzt ließ die wahnsinnige innere Spannung nach. Ihm war zum Heulen zumute. Er holte den Briefumschlag aus der Tasche, legte Liyuns Locke und den Nagel ihres kleinen Fingers neben sich, hob dann die Haarsträhne an seine Lippen und küßte sie und wollte schreien: Vergib mir, Liyun! Aber aus seinem Mund kam nur ein qualvolles Stöhnen.
    Die Zeitungen brachten an diesem Morgen die neue Schlagzeile:
    Yan Xiang, der geblendete Gastwirt von Harlaching, ist weg. Er hat das Krankenhaus heimlich verlassen. Hat seine Frau ihn geholt? Auch sie ist verschwunden. Werden sie von den Triaden gejagt?
    Im Dezernat 13 der Kriminalpolizei von München wußte man bereits mehr. Peter Probst hatte die Ermittlungen vor sich liegen:
    Mit einem L UFTHANSA -Jumbo hatte ein Ehepaar Liu Goufeng München in Richtung New York verlassen. Die Passagiere hatten sich mit einem gültigen Paß ausgewiesen. Herr Liu trug eine große Sonnenbrille und schien sehr gebrechlich. Seine Frau stützte ihn beim Gehen.
    »Akten schließen«, sagte PP. »Ein Staubfänger mehr im Archiv. Natürlich hat Yan einen falschen Paß, und natürlich sehen wir ihn nie wieder. Und das ›Lotos‹ wird voraussichtlich von den Bahamas aus verkauft oder verpachtet. Ebenso natürlich: Der neue Besitzer wird ein Chinese sein. Und schließlich: Auch er wird an die Triaden Schutzgeld bezahlen. Und schweigen!« Er schob den Bericht wütend von sich. »Wir gucken wieder in die Röhre! Ach, leckt mich doch alle am Arsch!« Aber dann, nach einer Minute des Schweigens, sah er seine Mitarbeiter an. »Ich möchte nur wissen«, sagte er, »wer der anonyme Anrufer ist! Der Kerl, der alles zu wissen meint. Es war kein Chinese, das hat die Stimmuntersuchung ergeben. Es war ein Deutscher! Der geheimnisvolle Weißhaarige?« Er faltete die Hände und wurde dramatisch: »Lieber Gott, schick uns diesen Engel!«
    Seine Beamten vor ihm grinsten breit. Ein frommer Wunsch. Gott war nicht zuständig für die organisierte Kriminalität – es blieb doch alles an Oberrat PP hängen.
    *
    Ninglin traf sich mit Rathenow auf dem Isartorplatz und stieg in dessen Wagen um. Mißmutig und strafend sah er seinen neuen Bruder an.
    »Hat dir keiner gesagt, daß du einen schwarzen Anzug tragen sollst?« fragte er.
    »Bei 34 Grad Hitze?«
    »Du sollst dich nicht um die Sonne kümmern, sondern um deinen Job! Ein Cho Hai trägt bei uns immer Schwarz.«
    »Und du hast weiße Jeans und ein gelbes Polohemd an!«
    »Ich bin keine Grassandale. Hier hast du die Liste für heute.« Er gab Rathenow ein Blatt Papier mit den Namen einiger China-Restaurants und dahinter die Summe, was sie zu zahlen hatten. »Wenn dich jemand erwischt, iß die Liste sofort auf. Fällt sie in die Hände der Kripo, muß ich dir deinen dummen Kopf abschlagen.«
    »Das tätest du gern.«
    »Ich würde dabei lachen, als lecke eine Ziege meine Fußsohlen. Wer steht als erster auf der Liste? ›Blühender Garten‹. Fahr los!«
    Sie sprachen kein Wort mehr miteinander, bis sie in einiger Entfernung vor dem China-Restaurant ›Blühender Garten‹ hielten. Es war gegen 15 Uhr. Das Lokal hatte gerade geschlossen. Sie stiegen aus und gingen wie sommerliche Bummler die Straße hinunter. An der Tür des Restaurants hielten sie an, und Ninglin klopfte dreimal lang, dreimal kurz gegen die geschnitzte Tür.
    Nichts rührte sich. Ninglin schob die Unterlippe vor.
    »Er spielt den Gehörlosen«, sagte er. »Siehst du, wie dumm die Menschen sind? Sein Ohr ist verstopft. Ich werde es erweitern und ihm die Ohrläppchen abschneiden.«
    Er klopfte noch einmal, diesmal laut und fordernd.
    »Er ist nicht da«, sagte Rathenow.
    »Oh, er ist da! Er weiß, daß heute Zahltag ist. Du würdest jetzt gehen, nicht wahr, weil du dich von ihm täuschen läßt. Das ist ein Fehler, der leicht bestraft wird. Der Dumme steht hinter der Tür und lauscht. Ich spüre seinen Atem – Mach

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