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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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frieren begann, trocknete sich ab und legte sich nackt auf ihr Bett. Wie so oft holte sie Rathenows Fax hervor und preßte es an sich. So lag sie lange da und träumte mit offenen Augen, daß er bei ihr war und sie in seinen Armen lag.
    *
    Min Ju war voller Freude, als Rathenow am nächsten Morgen das Schutzgeld von 32.000 Mark bei ihm ablieferte. Ninglin hatte ihn bereits angerufen und ihm im Dialekt von Zhangye von dem vergangenen Tag berichtet. Wenn das Telefon abgehört werden sollte – das Chinesisch von Zhangye verstand auch der beste Dolmetscher nicht. Min Ju hatte seine Familie darin ausgebildet; so war er sicher vor jeder Abhöraktion. Wenn es überhaupt Tonbänder gab – sie waren für das 13. Dezernat wertlos.
    »Ein guter Erfolg, Hong Bai Juan Fa!« rief Min, als dieser die Scheine auf den Tisch blätterte. »Du hast gesehen, wie man das macht. Ohne Schwierigkeiten.«
    »Es hat sieben Verletzte gegeben. Davon zwei schwer.«
    »Man muß Unwissende belehren und sie zur Weisheit führen«, entgegnete Min ungerührt. »Das gehört zur Aufgabe eines Cho Hai. Früher gingen sie immer zu zweit. Das fiel sogar der Polizei auf. Jetzt bist du allein und außerdem ein Deutscher. Das fällt nie auf. Gelingt das Experiment, werden wir noch mehr Deutsche einsetzen. Dann kannst du ein kleiner Daih-Loh werden.«
    »Ich habe keinerlei Ehrgeiz, das zu werden.«
    Min Ju spendierte Rathenow einen Mao Tai und schloß das Geld in einen mächtigen Geldschrank, der jedem professionellen Panzerknacker widerstanden hätte. Er war bester Laune, nachdem er gesehen hatte, daß Rathenow die Haarsträhne und den Fingernagel von Liyun voller Entsetzen angesehen hatte. Er sollte nie erfahren, daß beide Beweisstücke einer wohlwollenden Bestrafung nicht von Liyun stammten. Die Haarlocke hatte man einer Arbeiterin abgeschnitten, die in einer Näherei arbeitete und von Min einen Stundenlohn von zwei Mark erhielt. Den übrigen Lohn zahlte er auf das Konto der Triaden ein. Ein Konto unter dem Namen ›Seidenkontor Ex- und Import GmbH‹, eine honorige Adresse, die niemand verdächtigte. Und der Fingernagel stammte von der Tochter des Gastwirtes Su Ying in Rosenheim, den man bestrafen mußte, weil er zu wenige Goldbarsche in seinem Aquarium schwimmen ließ. Sie stimmten nicht mit seinem Umsatz überein, wie ein Kontrolleur der 14K festgestellt hatte. Er hatte zehn Tage jemanden in das Lokal geschickt, der die Gäste zählte, drei Brüder, die sich abwechselten und ihm dann ihre Zählungen vorlegten. Schon in den zehn Tagen hatte Su Ying mehr eingenommen, als er für den ganzen Monat angegeben hatte.
    Ein Fingernagel seiner jüngsten Tochter war fällig. Und Su Ying setzte die richtige Anzahl Goldbarsche in sein Aquarium. Ordnung muß sein. Wer sie nicht kennt, muß sie lernen …
    Min Ju hatte schon vor Wochen aus Hongkong die Nachricht bekommen, für ›Strafmaterial‹ selbst zu sorgen. Wang Liyun war unantastbar. Aus Kunming hatte der Daih-Loh Kewei Tuo gemeldet:
    »Wir müssen davon absehen, an Liyun Bestrafungen vorzunehmen. Sie ist die Tochter von Wang Biao, einem Schulfreund des Parteisekretärs von Yunnan. Wenn ihr etwas geschieht, ist hier die Hölle los! Schon die Verhinderung des Abschieds am Flughafen war ein Fehler – ich gebe meinen Fehler zu. Nur durch größte Vorsicht ist es uns gelungen, von der Geheimpolizei nicht entdeckt zu werden. Leider mußte der Taxifahrer von seiner Frau als verschwunden gemeldet werden. Es war der einzige Weg, der uns blieb. An Wang Liyun dürfen wir uns nicht mehr heranwagen. Es müssen andere Wege gefunden werden.«
    Min Ju war um ein Ausweichen nicht verlegen. Es gab genug Möglichkeiten in München, Rathenow in Panik zu versetzen und seinen Gehorsam zu festigen. Ein Fingerglied, ein Stück Bauchhaut, ein Ohr waren schnell zu beschaffen. Und Rathenow würde immer glauben, es seien Teile von Wang Liyun.
    Dieser Trick machte Min Ju fröhlich. Er war sicher, daß Rathenow alles tun würde, was man von ihm verlangte. Am besten war eine zweite Mahnung – ein Stück Bauchhaut. Danach würde er zusammenbrechen und völlig willenlos werden. Min brauchte nur auf einen Fehler zu warten, und er war sicher, daß Rathenow ihn bald begehen würde.
    »Heute mittag beginnt deine zweite Tour«, sagte Min Ju freundlich. Er überflog die neue Liste. »Darunter sind zwei schwierige Fälle. Sie haben schon eine Mahnung bekommen, aber sie nicht ernst genommen. Sie denken, weil sie nahe bei der Polizei wohnen, sind

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